Hamburg. Alle Salons sind wegen Corona zu, für Menschen heißt das: Wir müssen draußen bleiben. Vierbeiner sind besser dran.
Witze über Menschen, die versuchen, einen Termin beim Hundefriseur zu ergattern, hat Claudia Wetzel-Kussmann vom Waschsalon für alle Felle an der Kottwitzstraße in den vergangenen Wochen zahlreiche auf ihrem Handy erhalten.
Und auch einige Kunden haben scherzhaft gefragt, ob sie sich nicht mal bei ihr, der Hundefriseurin, die Haare schneiden lassen könnten. Während die Verzweiflung bei einigen Menschen groß ist, im Lockdown nicht zum Friseur gehen zu können, haben es Hunde da deutlich besser: Sie dürfen weiterhin ihr Fell waschen und schneiden lassen. Und das aus gutem Grunde.
Menschen würde sie nicht frisieren
Nein. Claudia Wetzel-Kussmann würde keine Menschen frisieren, höchstens bei ihren eigenen langen Haaren die Spitzen schneiden. „Menschenfriseure können keine Hunde schneiden und wir Hundefriseure auch keine Menschen.“ Aus der Traum vom schnellen Schnitt beim Hundefriseur. Coronabedingt ginge es ohnehin nicht.
Denn Claudia und alle übrigen Hamburger Hundesalons dürfen nur weiter öffnen, weil es kaum oder gar keinen Kontakt zu Menschen gibt. Die Terminvergabe erfolgt am Telefon, nur beim Hinbringen, Zahlen und Abholen der Hunde kommt es ganz kurz zur Begegnung, natürlich nur mit Maske.
Tapfer lässt die Havaneserhündin die Prozedur über sich ergehen
Also darf Frieda in den Genuss eines anständigen Fellkleides kommen, Frauchen aber nicht. Wobei Genuss übertrieben ist: Eher tapfer lässt die Havaneserhündin die Prozedur über sich ergehen, bleibt still unter der Dusche stehen, während sie shampooniert wird, und auch beim anschließenden Föhnen ist sie relativ ruhig und versucht nur hin und wieder über den Badewannenrand zu flüchten.
Warum Fellpflege so wichtig ist:
Aber Claudia Wetzel-Kussmann – ihre Kunden nennen sie nur Claudia – hat die Kleine sanft und doch fest im Griff. Die studierte Sozialpädagogin, die schon in der IT-Branche gearbeitet hat, ist mit Herzblut dabei. „Einen anderen Job kann ich mir nicht mehr vorstellen.“
Claudia kennt ihre Hunde und ihre Eigenarten ganz genau
Während Menschen freiwillig zum Friseur gehen und das für viele Wellness ist, sieht das bei Hunden anders aus. So richtig toll findet es wohl keiner, gebadet, geschnitten und frisiert zu werden. Und so rennt Frieda, bevor es überhaupt losgeht, grundsätzlich ins Körbchen in der Hoffnung, nicht dranzukommen, so scheint es.
Fell kürzen:
Benji und Oskar springen dagegen immer auf die Schaufensterbank und gucken durchs Fenster. Claudia kennt ihre Hunde und ihre Eigenarten, am Tag sind es bis zu neun Vierbeiner, ganz genau. „Es ist stressig für die Hunde. Ich versuche, das alles so entspannt wie möglich zu machen“, sagt die 52-Jährige, die seit 2013 ihren eigenen Salon hat. Sie bindet die Hunde auf dem Arbeitstisch nicht an, es denn, sie sind alt. Stattdessen nimmt sie sich die Zeit, ist geduldig und baut so Vertrauen auf. Friedas Haarschnitt wird am Ende rund eineinhalb Stunden dauern.
Zwischendurch gibt es ein Leckerli
Zwischendurch gibt es ein Leckerli, weil sie so brav mitmacht. „Solange die Hunde fressen, sind sie auch nicht allzu sehr gestresst“, sagt Claudia. Frieda frisst. Das Fell durchkämmen, um Verfilzungen zu beseitigen, mit der Schermaschine kürzen, Pfoten freischneiden, den Kopf frisieren und zum Schluss die Krallen gegebenenfalls kürzen, die Ohren und die Analdrüse checken - beim Hundefriseur geht es anders als beim Menschen nicht in erster Linie um schicke Frisuren, sondern der regelmäßige Friseurbesuch ist für viele Rassen beziehungsweise Fellarten eine Notwendigkeit. „Ich checke auch, ob die Hunde Zahnstein haben und entferne den“, sagt Claudia Wetzel-Kussmann.
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Wenn Frieda nicht mindestens alle acht Wochen zum Waschen, Föhnen und Schneiden käme, würde ihr Fell schnell verfilzen, weil sie keine Haare verliert. Das lange Haar muss daher regelmäßig gebürstet und gekämmt werden. Viele Hundehalter kommen da häufig nicht hinterher, der Gang zum Friseur ist unvermeidlich.
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Ähnlich aufwendig ist es beim Pudel, der ebenfalls keine Haare verliert und daher regelmäßig geschoren werden muss. Andere Hunde, wie Rauhaardackel etwa, müssen fachgerecht getrimmt werden, also die einzelnen Haare herausgezupft werden, da die Haare sonst im Haarkanal verbleiben würden, was zu Juckreiz führen kann.
„Es wird häufig unterschätzt, wie wichtig gesundes Fell ist“, sagt Claudia. Bei einem Hund wie Frieda zum Beispiel kommt es leicht zu Verfilzungen. „Wenn diese nicht beseitigt werden, können sich darunter schnell Ekzeme bilden, der Hund kratzt sich, Bakterien siedeln sich an, es kann zu Entzündungen kommen. Die Wärme, die sich darunter bildet, ist für den Hund höchst unangenehm.“ Eine gute Durchlüftung ist auch wichtig, damit der Hund im Winter nicht friert und es ihm im Sommer nicht zu heiß wird.
Probleme, die wir Menschen eher weniger haben.