Hamburg. Baustart für zweiten Teil des Verkehrsprojekts. 2018 geht es vor dem Konsulat weiter. FDP kritisiert Parkplatzschwund.

Schweres Baggergerät hat hier in den vergangenen Tagen schon eine breite Schneise in den alten Asphalt gezogen – den symbolischen ersten Spatenstich für eine zweite Fahrradstraße an der Außenalster gab es aber erst am Montag. „Wir schaffen hier einen absoluten Premium-Radweg“, sagte Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD), der gemeinsamen mit Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) mit dem Spaten in der Hand vor die Fotografen trat.

Dass bei dem Termin die Chefetage sowohl von Verkehrs- wie auch Umweltbehörde vertreten war, hat einen guten Grund: Die geplanten sogenannten Fahrradachsen rund um die Außenalster sind ein Schwerpunktprojekt bei dem erklärten Ziel des rot-grünen Senats, den Radverkehrsanteil in Hamburg von derzeit etwa zwölf auf 25 Prozent zu erhöhen. Und: Mit dem Bau dieser neuen Fahrradstraße soll auch das Alstervorland erweitert werden.

Man bekomme hier praktisch einen Park von 17.000 Quadratmetern hinzu, kündigte Umweltsenator Kerstan an. Das bedeutet aber auch, dass für den neuen Radweg und das Grünland davor rund 100 Parkplätze wegfallen werden – was regelmäßig zu Protesten bei CDU und FDP führt. „Das ist kontraproduktiv, weil man dann den Parksuchverkehr erhöht“, sagt beispielsweise FDP-Verkehrspolitiker Wieland Schinnenburg. Zumal es wichtiger sei, die echten Problemstellen für Radfahrer am östlichen Alsterufer anzugehen.

Fahrradstraße ist Teil der Alster-Fahrradachsen

Tatsächlich ist der Ausbau der verschiedenen Fahrradachsenabschnitte zunächst am weniger problematischen Westufer gestartet: 2015 begann als Pilotstrecke der Bau einer Fahrradstraße auf dem Harvestehuder Weg. Dort können jetzt Radler nebeneinander fahren, nur Anlieger – also Besucher und Anwohner – dürfen mit dem Auto fahren, wobei das Rad aber Vorrang hat.

Der jetzt neue Bauabschnitt an der Straße Alsterufer ist quasi die Verlängerung dieser Fahrradstraße Richtung Innenstadt. Bis zum Jahresende wird dabei zunächst ein rund 400 Meter langer Abschnitt für eine Million Euro gebaut - wobei nach Behördenangaben 80 Prozent der Kosten die reine und ohnehin notwendige Fahrbahnsanierung ausmacht. Dieser Abschnitt endet am amerikanischen Konsulat, das voraussichtlich im Frühjahr seinen Sitz in die HafenCity verlegt. Am Konsulat ist die Straße seit Jahren schon gesperrt.

Während früher dort rund 10.000 Pkw vorbeirollten, sind es heute nur noch knapp 2000 – aber 6000 Radfahrer. „Unmittelbar nach dem Umzug machen wir weiter, also vermutlich im Frühjahr 2018“, sagte Staatsrat Rieckhof. Dann werde ein weiterer Abschnitt von rund 600 Meter Länge (Kosten: 1,5 Millionen Euro) vom Konsulat bis zur Innenstadt ebenfalls als Fahrradstraße umgebaut. Eine Durchgangsstraße für den Autoverkehr soll es hier nicht wieder geben.

Pläne für weitere Fahrradachsen gibt es schon

Derweil sind die Pläne für die Alster-Fahrradachsen auf dem gegenüberliegenden Ufer an den Straßen Bellevue und Schöne Aussicht auch schon weit vorangeschritten: Dort soll nach Angaben der Behörde Ende 2018 und dann weiter 2019 Baustart für weitere Abschnitte der Alsterachsen sein. Auch hier sollen dafür Fahrradstraßen gebaut werden.

Bis aber der echte Fahrrad-Engpass an der Alster etwa in Höhe des Hotel Atlantic beseitigt wird, dürfte noch eine Weile vergehen. Dort fahren täglich immerhin 65.000 Kraftfahrzeuge, aber auch 16.000 Radfahrer. Ungefähr 2020 stehen in diesem Bereich umfangreiche Brückensanierungen an, wozu der Verkehr dann ohnehin umgeleitet werden müsse, heißt es. Diese Zeit müsse genutzt werden, um auch dem Fahrradverkehr mehr Raum zu geben. Wie man das machen kann, ist derzeit noch unklar, eigene Fahrradstraßen wären aber aus Platzgründen problematisch: Entweder wird der vorhandene Radweg verbreitert – dann müssten aber etliche Bäume gefällt werden. Ein zweite Überlegung: Man könnte einen besonders abgetrennten Radfahrstreifen auf der Fahrbahn anlegen.

Das Alster-Fahrradachsen-Konzept ist allerdings nicht das einzige Hamburger Radverkehrs-Projekt. Über allem steht der Plan für ein sogenanntes Veloroutennetz mit 280 Kilometer Länge, das zahlreiche Verbindungen durch die Stadt für Radfahrer schaffen soll. Noch aber fehlen etliche Abschnitte und das Netz erinnert an ein unfertiges Puzzle. Mit der Fahrradstraße an der Alster wird nun ein Teil wieder eingefügt.