Hamburg. Hinter dem Vorhaben für die sanierungsbedürftige Vereinsanlage stehen plötzlich wieder Fragezeichen – es geht ums Geld.

Rund einen Monat nachdem der Club an der Alster und der Versicherungskonzern Allianz umfassende Pläne für einen Umbau der Vereinsanlage am Rothenbaum vorgestellt hatten, hat sich nun der Deutsche Tennis-Bund (DTB) gegen dieses Vorhaben ausgesprochen. „Die bisher veröffentlichten Planungen würden nicht gewährleisten, dass sämtliche Interessen des DTB gewahrt werden“, erklärte DTB-Präsident Ulrich Klaus.

Der weltweit größte Tennisverband stünde grundsätzlich Neuerungen auf der Anlage positiv gegenüber. „Wir sind bereit, mit dem Club an der Alster partnerschaftliche Lösungen zu erörtern“, sagte Klaus weiter, „allerdings muss sichergestellt sein, dass der DTB weder wirtschaftlich noch organisatorisch schlechter dasteht als in der aktuellen Situation.“

DTB-Geschäftsstelle soll erhalten bleiben

Der für Haushalt und Finanzen zuständige DTB-Vizepräsident Ralf Eberhard Böcker hatte bereits auf der ersten Pressekonferenz zum Umbau im Juni 2016 deutlich gemacht, „dass wir nur Pläne akzeptieren werden, die juristisch und wirtschaftlich mit den Interessen des DTB vereinbar sind“. Insbesondere geht es dabei um den Erhalt der DTB-Geschäftsstelle auf der Anlage. Diese ist aktuell im Bauch des 13.200 Zuschauer fassenden Stadions untergebracht, das laut Planung abgerissen und durch eine 7500 Besuchern Platz bietende Multifunktionsarena ersetzt werden soll, für die der Allianz-Konzern das Namensrecht erwerben möchte.

Der Club an der Alster hat das Erbbaurecht bis 2049 an der Anlage, die der Stadt gehört, erworben und für dieselbe Dauer dem DTB ein Nutzungsrecht eingeräumt, das eine kostenlose Nutzung der Geschäftsräume beinhaltet. Über die Frage, wem das modernisierungsbedürftige Stadion gehört, gibt es unterschiedliche Ansichten. Während Alster-Präsident Thomas Wiedermann vor vier Wochen erklärt hatte, dass Alster Eigentümer des Stadions sei, geht der DTB vom Gegenteil aus. Fakt ist, dass der DTB die Pflicht zur Instandhaltung hat. Die seit Jahren anstehende Modernisierung des Faltdachs über dem Centre-Court schiebt der chronisch klamme Verband vor sich her; auch weil sie bei einem möglichen Abriss keinen Sinn ergeben würde.

Ohne Zustimmung des DTB kein Abriss

Die nun öffentlich ausgetragenen Unstimmigkeiten zwischen Alster und DTB erklären sich dadurch, dass in den aktuellen Plänen, die neben dem Bau der Multifunktionsarena auch die Schaffung eines bundesligatauglichen Hockeystadions mit bis zu 3000 Plätzen und die Errichtung eines Nachwuchsleistungszentrums für Tennis und Hockey vorsehen, keine Ausweichkapazitäten für die Geschäftsstelle enthalten sind. „Die kostenfreie Nutzung der Büroräume und die Einnahmen durch Vermietungen sind essenziell“, so Klaus.

Tatsächlich sind sechsstellige Mieteinnahmen wie beispielsweise aus der Austragung zweier Beachvolleyballturniere im August, von denen Alster als Eigner einen Teil an den Verband weiterleiten muss, wichtige finanzielle Posten für den DTB. Klaus bekräftigte, eine langfristige Nutzung des Stadions und der Büroräume anzustreben. „Klar ist: Ohne die Zustimmung des DTB wird es keinen Abriss des Stadions geben.“

Alsters Vorgehen sorgt für Irritationen

Nachdem Alster und der DTB im vergangenen Juni noch einen Schulterschluss demonstriert und gemeinsam die Umbaupläne erstmals der Öffentlichkeit präsentiert hatten, war der Traditionsverein mit rund 4000 Mitgliedern bei der Vorstellung des neuen Großsponsors laut DTB ohne Einbeziehung der Partner vorgeprescht, was für Irritationen gesorgt hatte. Vom Club an der Alster gab es keine Stellungnahme, Wiedermann befindet sich im Urlaub.

Unberührt von den Diskussionen soll die Austragung des Herrentennisturniers der 500er-Serie sein, das in diesem Jahr vom 22. bis 30. Juli stattfindet. Der derzeitige Ausrichter HSE um Turnierdirektor Michael Stich (48) hat noch bis 2018 die Rechte an dem Traditionsevent. Anschließend entscheidet der DTB als Lizenzinhaber über eine Neuvergabe. „Wir befinden uns mit unterschiedlichen Interessenten, auch mit der HSE, in vertraulichen Gesprächen“, sagte Klaus. Der Wille, das Turnier über 2018 hinaus in Hamburg auszutragen, sei da, es könnte im Juli oder auch als zum Masters aufgewertetes Hallenturnier im Herbst in der neuen Multifunktionsarena ausgetragen werden.

Wie es mit den Umbauplänen weitergeht, ist nach den DTB-Einlassungen unklar. Wie teuer am Ende alles wird, ist sowieso nicht abzusehen. Öffentliche Gelder werden allerdings nicht fließen. Zur Finanzierung will der Verein sein Gelände in Wellingsbüttel verkaufen.