Der Fahrradstreifen am Grindelberg Ecke Isestraße soll das Fahren sicherer machen. Doch das System scheint unverständlich.

Hamburg. Radwege-Verwirrung in Eimsbüttel: Damit Fahrradfahrer sicherer über die Kreuzung am Grindelberg in die Isestraße fahren können, sind dort neue Radfahrstreifen in beide Richtungen auf der Fahrbahn eingerichtet wurden. Doch noch nicht alle Auto- und Radfahrer verstehen das System.

Die Idee hinter dem 30 Meter kurzen rot markierten Radfahrstreifen: „Die vielen Radfahrer, die aus Richtung Kaiser-Friedrich-Ufer kommen, können so auf Umwege verzichten und kommen dem Fußgängerverkehr nicht mehr in die Quere“, sagt Richard Lemloh von der zuständigen Verkehrsbehörde. Bislang sind Radfahrer über die Ampel an der U-Bahnstation Hoheluftbrücke über den Grindelberg gefahren, rechts unter der U-Bahnbrücke über den Fußweg und dann links weiter in die Isestraße. Das haben zwar fast alle so gemacht, verkehrswidrig war es trotzdem.

Die Behörde hat sich an den tatsächlichen Wegen der Radfahrer orientiert: Nun geht es auf dem neuen Radfahrstreifen kurz rechts in die entgegengesetzte Fahrtrichtung stadteinwärts, um dann links in die Isestraße abzubiegen. Außerdem: „In der Einmündung vom Grindelberg rechts in die Isestraße bestand ein Unfallschwerpunkt“, so Behördensprecher Lemloh. Der Mini-Radweg soll es sicherer machen.

Erhöhte Gefahr für Auffahrunfälle?

Nicht allen gefällt die neue Regelung: „Das Ergebnis ist, dass Autofahrer aus der Isestraße, die nach stadtauswärts rechts in den Grindelberg abbiegen wollen, zuerst einen Zebrastreifen überqueren, in eine Wartezone vorrücken, dann den zweispurigen Fahrradweg queren und sich dann erst in den Verkehr einfädeln können, bevor sie dann abrupt wieder vor der roten Fußgängerampel stehen dürfen“, sagt Autofahrer Markus Derfler. Er befürchtet Auffahrunfälle an dieser Stelle. „Schlimmer ist, dass die Autofahrer die heranrasenden Radfahrer hinter dem U-Bahn-Brückenpfeiler in der Wartezone nicht sehen können“, so Derfler. Tatsächlich blockieren Autofahrer beim Vortasten in den fließenden Verkehr häufig den neuen Radweg. Das kann etwas chaotisch sein. Gegenseitiges Angeschreie von Rad- und Autofahrern inklusive.

Der Ton unter Hamburgs Verkehrsteilnehmern ist ohnehin sehr rau, sagt Christian Hieff, Sprecher des ADAC Hansa. Das liege häufig an den äußeren Umständen: „Die vielen Staus auf den Straßen fördern die Aggressivität.“ Die Zahl von Beschwerden über Aggressionen im Straßenverkehr nehmen beim Automobilclub zu. Die Maßnahme am Grindelberg kann der ADAC-Sprecher nachvollziehen. „Die perfekte Lösung gibt es an der Stelle ohnehin nicht, weil das baulich eingeschränkt ist. Jetzt ist es aber besser als vorher.“ Ein Stop-Schild „Achtung: querender Radverkehr in beide Richtungen“ für die Autofahrer, die von der Isestraße rechts in die Hoheluftchaussee abbiegen wollen, biete zusätzliche Sicherheit. Die Kreuzung sei eine Herausforderung für alle Verkehrsteilnehmer. Ohne gegenseitige Rücksichtnahme, so Christian Hieff, gehe es nicht.

Rad- und Autoverkehr kämpfen in Hamburg ohnehin um begrenzte Flächen. Ein Dilemma. „Den Interessen aller Verkehrsarten irgendwie gerecht werden zu wollen, führt dazu, nichts wirklich richtig zu machen“, sagt Dirk Lau vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC). Er kritisiert den neuen Radfahrstreifen: „Zwei-Richtungs-Radwege sind grundsätzlich kritisch zu sehen und in der Umsetzung meist eine Katastrophe und gefährlich, da wie gegenüber dem Dammtorbahnhof viel zu schmal und verschwenkt.“