Hamburg. Bei Hagenbeck erfahren Besucher an Aktionstagen alles rund um das Futter – auch, was am Ende dabei herauskommt.
„Füttern ist verboten“, beschwert sich ein Junge am Bärengehege bei Keike Johannsen, Leiterin der Zooschule des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung (LI), die gerade ein Stück Wurzel über den Graben wirft. Eigentlich hat der Junge recht. Aber kommendes Wochenende macht Hagenbeck eine Ausnahme: Am 1. und 2. Oktober lädt der Tierpark zu Futter-Aktionstagen ein. Unter dem Motto „Vorne rein und hinten raus“ erklären Fachleute der Zooschule und des Fördervereins der Freunde des Tierparks Hagenbeck alles rund ums Thema Futter. Wer frisst was? Wie sieht welches Gebiss aus? Und natürlich: Was kommt am Ende hinten wieder raus?
Bären und Bälle bei Hagenbeck:
Bären und Bälle bei Hagenbeck
Damit die Besucher selbst sehen, was hinten raus kommt, stellt Inge Klohn einen Eimer frischen Elefantenkot vor das Gehege. Die Vorsitzende des Fördervereins plant die Aktionstage so weit weg von der Theorie und so nah am Mist wie möglich: „Mist von einem artgerecht ernährten Elefanten ist locker. Wenn der Mist matschig ist, stimmt das Futter nicht.“ Die Elefantenpfleger kontrollieren die Haufen regelmäßig, denn bei Hagenbeck dürfen auch Besucher die Elefanten füttern. Ihre Rüssel tasten nach den gereichten Wurzelstücken und Gurkenscheiben und greifen fast zärtlich danach. Hagenbeck ist der einzige Zoo in Deutschland, in dem Elefanten über den Graben hinweg gefüttert werden dürfen. Doch manches gut gemeinte Futter tut den Tieren überhaupt nicht gut. „Früher haben Leute rohe Spaghetti von zu Hause mitgebracht und die Tiere damit gefüttert“, sagt Klohn. Das ist mittlerweile verboten.
Zweimal am Tag Führungen
Wer Elefanten füttern möchte, kann gegen eine Spende eine Futtertüte erwerben, das Obst und Gemüse darin stammt vom hauseigenen Futterhof, die Qualität wird streng überwacht. Auch die Pfleger achten am Gehege darauf, dass den Elefanten nur das Futter aus den Tüten angeboten wird, denn Kohlehydrate vertragen die Schwergewichte nicht. „Die Leute denken: Ach Gott, das ist so ein großes Tier, das kann nicht nur von Grünzeug leben“, sagt Klohn und erklärt, warum das ein Irrglaube ist: Die Verdauung der Elefanten ist auf ballaststoffreiche Nahrung ausgelegt, Nudeln gibt es weder in der afrikanischen Savanne noch im asiatischen Regenwald.
Das erste Date der Tiger:
Auch über die Futtergewohnheiten von Giraffen, Kamtschatkabären und Leoparden können sich Besucher am Wochenende informieren. Mitarbeiter des Fördervereins stehen bei Fragen vor den jeweiligen Gehegen zur Verfügung. Die Zooschule unterstützt den Förderverein durch Exponate wie Gebisse oder Schädel. „Begreifen durch Greifen“ lautet das Motto, und es wird auch bei der Giraffenfütterung umgesetzt. Besucher dürfen auf einem Hochstand stehen und der Giraffe in die Augen blicken, während diese mit ihrer bis zu 30 Zentimeter langen Zunge Futterpellets aus der Hand nimmt. Das ist „Lernen mit allen Sinnen“, sagt Keike Johannsen. Anschaulich und echt soll es sein bei Hagenbeck, und das ist auch dringend notwendig. „Junge Menschen sind heute oft erschreckend naturfremd“ sagt Pressesprecherin Maike Hansen. Hagenbeck versucht gegenzusteuern, indem er Besucher die Tiere anfassen und füttern lässt. Verständnis und Respekt für Tiere soll dadurch wachsen.
An den Aktionstagen bietet die Zooschule zweimal am Tag Führungen an. Kinder ab acht Jahren und in Begleitung eines Erwachsenen können Robben, Pelikanen, Affen und Löwen genau auf Schnauzen und Schnäbel schauen.
Die Führungen beginnen am Sonnabend und Sonntag, 1. und 2. Oktober, jeweils um 11 und um 13.30 Uhr. Eine Anmeldung per E-Mail (info@hagenbeck.de ) oder per Telefon
(040/53 00 33-324) ist erforderlich.