Hamburg. Im Zoo erweitern jetzt zwei mutmaßlich schwule Tiere die reine Männergruppe der Königspinguine. Weibchen müssen zugeteilt werden.
Noch watscheln Stan und Olli etwas unbeholfen durch die Eismeerwelt des Hamburger Tierparks Hagenbeck. Ihre Mitbewohner, die Eselspinguine, sind jetzt mitten in der Brut und keifen die „Neuen“ an, wenn sie zu nah ans Nest kommen. Sichtlich irritiert recken die deutlich größeren Königspinguine mit dem markanten gelben Latz den Hals und suchen sich eine ruhigere Ecke ihres auf drei bis vier Grad gekühlten Geheges. Bis vor wenigen Tagen waren Stan und Olli noch im Zoologischen Garten Berlin und galten dort als Paar.
„Schwul? Schwer zu sagen." Hagenbeck-Tierärztin Adriane Prahl zuckt mit den Schultern. „Sie sind ja erst ein paar Tage hier.“ Besonders in Zoos könne dies auch an der geringen Auswahl der potenziellen Partner liegen.
Die Königspinguine leben seit 2012 im Eismeer
Die beiden Königspinguine sind bei Hagenbeck in einer reinen Männergruppe gelandet. Grund dafür ist das Europäische Erhaltungszuchtprogramm (EEP), an dem Hagenbeck teilnimmt. „Wir sind mit den Königspinguinen erst seit drei Jahren beim EEP dabei“, sagt Tierärztin Prahl. „Da bekommt man erstmal nur die Tiere, die überzählig sind. Und es gibt einen großen Überschuss an Männchen.“
Mit dem EEP versuchen Tierparks, für bestimmte Tierarten gesunde Genpools zu bilden. Der Koordinator, in diesem Fall der Zoo im schottischen Edinburgh, legt fest, wer wann wohin wechseln muss. „Wir würden natürlich auch gern züchten und hoffen deshalb, dass uns dann auch weibliche Königspinguine zugeteilt werden“, sagt eine Zoosprecherin.
Über die Namen besteht noch Unklarheit
Königspinguine leben in der Antarktis, werden bis zu knapp einen Meter groß und sind damit die zweitgrößte Pinguin-Art. „Sie sind relativ monogam“, sagt die Tierärztin. Einmal im Jahr legt das Weibchen ein Ei, das dann von beiden „Eltern“ abwechselnd ausgebrütet wird.
Bei Hagenbeck ist man sich noch nicht so sicher, ob man bei den Namen Stan und Olli bleibt. „Wir nennen sie jetzt erstmal Kalle und Grobi“, sagt Pinguin-Pfleger Dave Nelde. Kalle, geboren 1988, finde die Eselspinguine schockierend. „Die wuseln ihm zu schnell um ihn herum.“
In Berlin haben Stan und Olli nie gebrütet
In Berlin haben sich Stan und Olli bislang konsequent ihrer Aufgabe als Mitglieder des Erhaltungsprogramms entzogen. Die Weibchen in der Berliner Kolonie haben sie nicht interessiert. „Die sind schwul, soweit wir wissen“, sagt Zoo-Sprecherin Christiane Reiss. „Die haben nie gebrütet. Und wenn es an die Balz ging, haben die beiden nur miteinander gebalzt.“
Stan und Olli sind im Tierreich kein Einzelfall. Zahllose Berichte beschreiben homosexuelle Geier, Grauwale, Schafe, Delphine, Möwen oder Zwergkakadus. Das Naturhistorische Museum in Oslo widmete dem Phänomen vor einigen Jahren eine international beachtete Ausstellung. Unter Pinguinen hätten Forscher zehn Prozent homosexuelle Paare ausgemacht, hieß es damals.
Zweites schwules Paar bei Hagenbeck
Zu den berühmtesten Vertretern schwuler Tierpaare zählen Roy und Silo, ein Pinguin-Paar im Zoo von New York. Sie brüteten ein Ei aus, das ihnen die Tierpfleger untergeschoben hatten und heraus kam ein Pinguin-Mädchen, Tango. Daraus entstand sogar ein preisgekröntes Kinderbuch „Zwei Papas für Tango“. Nach einigen Jahren wechselte Silo allerdings die Seite und tat sich mit dem Weibchen Scrappy zusammen.
Stan und Olli sind sind nicht das erste schwule Paar des Tierparks Hagenbeck. Wenige Meter weiter bewohnen Juan und Carlos Höhle 15, ihres Zeichens Humboldt-Pinguine. Sie haben sich bei Hagenbecks gefunden und auch schon mal ein Gips-Ei bebrütet.