Niendorf. Witwe gibt Sportlepp-Center nach Tod ihres Mannes auf. Dort spielten schon Otto Waalkes und Rod Stewart. Nachfolger wird noch gesucht.

Unter Hamburgs Tennisfreunden spricht sich die Nachricht derzeit wie ein Lauffeuer herum: Nach 32 Jahren schließt das Sportlepp Tenniscenter an der Papenreye für immer. Eine gefühlte Ewigkeit lang war die Tennisanlage ein beliebter Treff für alle, die für wenig Geld einfach nur mal spielen wollten, ohne dafür aufwendig Mitglied in einem der etablierten Tennisclubs werden zu müssen. Schon am 1. Juli soll Schluss sein.

Vor Ort herrscht Kehraus-Stimmung. „Das derzeitige Team wird sich zum 1. 7. verabschieden. Wir hoffen, dass sich ein Nachfolger finden wird, der mit Engagement und Charme diese Tennisanlage weiterbetreibt“, heißt es in einem Schreiben, das an der Fensterscheibe klebt. Viele Spieler sehen betroffen aus, wollen nicht wahrhaben, dass hier bald alles vorbei sein soll.

Das Aus hängt mit dem plötzlichen Tod des langjährigen Betreibers Bernd Hellmeyer am 30. März zusammen. „Helly“ war alleiniger Gesellschafter des Tenniscenters, und mit seinem Ableben endet auch der Nutzungsvertrag für die Fläche, die der Stadt gehört. Witwe Sabine Hellmeyer, von allen nur Bine genannt, steht traurig, aber gefasst in der Anlage, die sie bald verlassen muss. Für sie ist es völlig unverständlich, dass die Stadt nichts unternimmt, um einen neuen Pächter für die Anlage mit 15 Außen- und neun Hallenplätzen zu finden. Entsprechende Schreiben, die sie an die Behörden geschickt hat, seien nicht beantwortet worden, nicht einmal zurückgerufen habe man sie.

Bine Hellmeyer kann und will die Anlage nicht weiterführen, für deren Erhalt kämpft sie trotzdem. „In Hamburg gibt es keine vergleichbare Anlage“, sagt sie kämpferisch, „und mir will nicht in den Kopf, dass man da angeblich nichts tun kann. Wo sollen denn die ganzen Leute jetzt hin, die über Jahrzehnte bei uns gespielt haben?“

Schon seit 1959 hatte es an der Ecke Papenreye/Kollaustraße Tennisplätze gegeben, 1973 startete dann die Ära Hellmeyer mit Sportlepp. Wegen der Unkompliziertheit des Hellmeyer-Teams war die Anlage beliebt, auch Prominente wie Otto Waalkes, etliche HSV- und St.-Pauli-Spieler und sogar Rod Stewart spielten hier gelegentlich. Der NDR und Unilever hatten hier über viele Jahre ihre Betriebssportplätze. Dafür nahm man dann auch in Kauf, dass an manchen Tagen fast pausenlos Flugzeuge über die Plätze donnerten. Denn das Tenniscenter liegt neben der Start- und Landebahn des Flughafens, nur noch ein paar Kleingärten trennen das Grundstück vom Flugfeld.

Den maroden Tennishallen und der Gastronomie droht der Abriss

Bine Hellmeyer sieht die Dinge realistisch. Sie weiß, dass die Chancen für eine Fortsetzung des Tennisbetriebs nicht gut stehen und fürchtet, dass die in die Jahre gekommenen Hallen und die Gastronomie nach ihrem Auszug abgerissen werden. Einsehen will sie es trotzdem nicht. „Wir reden in dieser Stadt von Olympia, aber hier gäbe es die Chance auf Tennis für alle.“ Danach sieht es aber nicht aus. Laut Elmar Schleif, Sprecher des Bezirksamts Eimsbüttel soll das Gelände im Zuge des Bebauungsplan-Entwurfs „Niendorf 90“ wieder als Gewerbefläche vermarktet werden.

Nur einen Steinwurf entfernt wird am Vogt-Cordes-Damm zurzeit ein großes Grundstück neu erschlossen, auf dem zeitweise eine Flüchtlingsunterkunft geplant war. Doch wie berichtet, gibt es auch dafür keine Genehmigung. „Ausnahmen für (...) Wohnungen (...) werden ausgeschlossen“, heißt es in dem Plan. Nur die Bewohner, die in den wenigen Häusern rund um das Tenniscenter leben, dürfen bleiben, ansonsten ist hier ausschließlich Gewerbe erwünscht. Wer mit Bine Hellmeyer, ihren Mitarbeitern und den Spielern vor Ort spricht, merkt schnell, dass es hier nicht nur ums Tennisspielen geht, sondern dass mit dem Aus bei Sportlepp eine ganze Ära endet.

Bernd Hellmeyer war eine Institution im Hamburger Tennissport, Ein Typ zum Pferdestehlen, in dessen „Laden“ ein unprätentiöser, fröhlicher Ton herrschte. Was machte es da schon, dass manchmal Regen in eine der Hallen tropfte und die Anlage den Charme der 70er-Jahre versprühte. Mehr als 200 Menschen hatten sich zu „Hellys“ Trauerfeier auf dem Ohlsdorfer Friedhof eingefunden, danach wurde im Clubhaus kräftig auf ihn angestoßen. Eine große Uhr auf dem Gelände ist kürzlich stehen geblieben – und auch die Zeit des Tenniscenters läuft nun ab.