Der Verein investiert vier Millionen Euro. Pfähle des alten Vereinsheims sind so marode, dass der Bau nicht mehr standsicher ist. Das neue Gebäude entsteht an gleicher Stelle, aber etwas größer.

Hamburg. Einige Mitglieder haben sich noch ein Stück ihrer alten Club-Heimat gesichert. Gegen eine Spende durften die Ruderer die begehrten Holz-Spinde mit den blauen Türen und den gelben Nummern mitnehmen. Die Bootshallen sind bereits leer geräumt, die Ruderboote wurden an mehreren Orten eingelagert. An diesem Montag beginnen die Vorbereitungen für den Abriss des Clubhauses des Hamburger und Germania Ruder Clubs am Alsterufer 21. Der markante gelbe Bau des 179 Jahre alten Traditionsclubs an der Außenalster ist so marode, dass er seine Standfestigkeit verloren hat.

„Wir rechnen damit, dass wir zu Beginn der Ruderzeit 2016 das neue Clubhaus in Betrieb nehmen können“, sagt Vorstandsmitglied Kai Daniels. In der Zwischenzeit werde man bei anderen Vereinen unterkommen. „Die Hamburger Vereine helfen uns da sehr solidarisch“, sagt Daniels. Der benachbarte Ruder-Club Favorite Hammonia, der seinen Sitz in unmittelbarer Nähe am Alsterufer 9 hat, werde beispielsweise aushelfen, aber auch andere haben Unterstützung zugesagt. Noch gibt es keinen aktuellen Ruder-Plan, aber der wird in diesen Tagen erstellt.

Das derzeitige Gebäude steht seit 1906 in der prominenten Lage. Direkt am Wasser hat der älteste Ruderclub Deutschlands (gegründet 1836) und laut eigener Aussage nach dem britischen Leander Club der zweitälteste der Welt, seither seine Heimat. Doch seit Jahren steht das Gebäude auf unsicherem Grund. Die Holzpfähle, die vor mehr als 100 Jahren in die Alster gerammt wurden, sind über die Jahre morsch geworden, haben sich zum Teil aufgelöst, mit dem Ergebnis, dass das Gebäude stellenweise sozusagen über den Stümpfen schwebt. Das Clubhaus ruht auf etwa 100 Pfählen, die eine Hälfte ist aus Holz, die andere Hälfte sind Stahlkonstruktionen aus den 1920er-Jahren, die das Gebäude bis jetzt tragen.

Ans Tageslicht kam das Dilemma, als der Club, der schon Weltmeister und Olympiasieger im Rudern hervorgebracht hat, einen Anbau plante. Als der damalige Vorstandsvorsitzende Werner Spamann im November 2012 einen Taucher in die Alster hinabsteigen ließ, wurde der Verfall deutlich.

Eine Sanierung der Pfähle mit dem Gebäude darüber gilt als zu kompliziert und zu teuer. Zudem sind auch tragende Teile der Unterkonstruktion der Gebäudebodenplatte verrottet. Statikunterlagen zu dem Gebäude waren nicht auffindbar. Die meisten Gebäude in der Nachbarschaft sind deutlich jünger. Die Experten waren sich nach Aussage von Spamann in einem einig: So wie jetzt kann das Gebäude, das mehrmals behutsam erweitert wurde, nicht bleiben.

Große Tanzfeste in den oberen Räumen, die man für Festlichkeiten auch mieten konnte, wurden daraufhin vorsorglich abgesagt. Heftige Erschütterungen wollte niemand mehr riskieren. Den Verein stürzte die Ungewissheit über die Zukunft vorübergehend in eine Krise. „Wenn wir keine Mäzene finden, müssen wir uns auflösen oder fusionieren“, war damals Spamanns Befürchtung. Sehr schnell gab es aber Überlegungen für einen Neubau, dessen Kosten nach ersten Berechnungen mit 3,5 Millionen Euro angegeben wurden. Inzwischen liegen die veranschlagten Kosten nach Angaben von Vorstandsmitglied Daniels bei vier Millionen Euro, die der Club durch Darlehen, Spenden und eine Sonderumlage der Mitglieder aufbringen will.

Ordentliche Mitglieder zahlen 558 Euro Beitrag pro Jahr, Studenten 198 Euro, für Schüler bis zum 18. Lebensjahr wird der reduzierte Satz von 156 Euro fällig.

Das neue Gebäude entsteht nun an gleicher Stelle, aber etwas größer. Etwa 1600 Quadratmeter werden den knapp 800 Mitgliedern dann zur Verfügung stehen. Das bedeutet auch mehr Platz für die Boote, für komfortablere Umkleideräume und einen moderneren Fitnessraum. Auch die Terrasse im Obergeschoss mit der Clubhaus-Gastronomie wird etwas größer ausfallen als bisher.

Neu ist auch, dass die Fassade hell gestaltet werden muss anstatt gelb, so schreibt es die Alsterverordnung vor. Betreut wird der Bau von Christoph Winkler vom Architekturbüro SEHW. Der Architekt hatte sich auch schon um den ursprünglich geplanten Erweiterungsbau gekümmert.