Verletzt bei Vollbremsung: Rentner stürzt in HVV-Bus und erhebt Vorwürfe. Die Hochbahn verweist auf die Eigensicherungspflicht. Eine Geschichte zur Busbeschleunigung auf der Linie 5.
Hamburg. Sie ist die meistbefahrene Buslinie Europas und für Fahrgäste offenbar auch eine gefährliche. Wer in der Linie 5 zwischen Niendorf und der City wenige Sekunden nach dem Einsteigen nicht auf seinem Platz sitzt, kann unter Umständen umhergeschleudert werden. Wer stehen muss, braucht starke Arme zum Festhalten. So zumindest hat es der Hamburger Rentner Volker Bruns am vergangenen Freitag im 5-er Bus erlebt, offenbar eine geprellte Rippe davon getragen – und sich prompt beim Fahrer und der Hamburger Hochbahn beschwert. Die weist die Verantwortung von sich.
„Seit dem Unfall plagen mich Schmerzen im Brustkorb“, erklärt der 70-Jährige. Was geschehen ist: Der Hamburger ist am Freitag gegen 23.30 an der Mönckebergstraße in den nahezu leeren Bus gestiegen, um in Lokstedt an der Haltestelle Nedderfeld wieder auszusteigen. „Um die Grünphase an der Kollaustraße noch zu schaffen, hat der Fahrer den Bus stark beschleunigt, deshalb musste er kurz vor der Haltestelle eine Vollbremsung einlegen“, berichtet der Rentner. „Ich bin dadurch beim Aufstehen gegen eine Haltestange geprellt und habe seitdem Schmerzen.“
Eine Folge des Busbeschleunigungs-Programms? Der Busfahrer habe Bruns auf seine Beschwerde plump geantwortet, er sei doch ganz normal gefahren. Der Hamburger Hochbahn, dem Betreiber, schilderte Bruns das Geschehen ähnlich, er hatte sich sogar die Wagennummer nach der Fahrt gemerkt. Er sei zudem oft mit dieser Buslinie unterwegs: „Mir fällt schon seit Jahren auf, wie schwindelerregend einige Fahrer unterwegs sind“, entrüstet sich der Rentner.
Fahrgastbeirat: Fahrweise der Busfahrer ist ein Thema
Auch der Fahrgastbeirat des HVV, der hauptsächlich von Privatpersonen ehrenamtlich besetzt ist, kennt das Problem. „In unseren Arbeitsgruppen sprechen wir auch über die Fahrweise der Busfahrer“, sagt Sprecher Gerald List. „Es ist bisher kein vorrangiges Problem, aber gerade ältere Personen oder Menschen mit Rollator haben es häufig schwer, sich richtig festzuhalten.“
Vielfahrer auf der Buslinie 5 kennen das: Der Bus fährt ruckelnd an, beschleunigt rasant und bremst ruppig. In der Rush-hour kann man zwar nicht umfallen – denn es ist zu eng. Allerdings empfinden Dauerkunden auf der Strecke ein permanentes Unsicherheitsgefühl.
Fahrgastvertreter List räumt ein, dass Busfahrer es besonders eilig haben, wenn sie zu spät dran sind. Es gebe ein Warnsystem, das die Hochbahnleitstelle überwacht und per Farbskala anzeigt ob Busse und Bahnen Verspätung haben. Den Busfahrern wird dann auf die Minute genau angezeigt, wie viel Zeit sie aufzuholen haben. Wird bei Rot gerast?
Hochbahn: Fahrgäste müssen sich gut festhalten
Christoph Kreienbaum, Pressesprecher der Hochbahn relativiert: „Unsere Busfahrer sind nicht zu schnell unterwegs. Jeder Bus hat einen Fahrtenschreiber.“ Damit sei dies auch nachprüfbar. „Wir haben bei 14.000 Fahrten täglich zig Situationen, wo unsere Busfahrer schnell reagieren müssen“, sagt Kreienbaum und verweist dabei auf die Eigensicherungspflicht. „Es ist immens wichtig, dass unsere Fahrgäste sich gut festhalten und wirklich erst aufstehen, wenn der Bus gehalten hat.“
Abrupte Bremsmanöver gebe es fast ausschließlich, wenn andere Verkehrsteilnehmer den Busfahrer durch eine unvorhergesehene Aktion wie Wenden über die Busspur oder ähnliches, dazu zwingen würden.
Für Volker Bruns klingt das absurd. „Wenn ich ganz hinten sitze, stehe ich natürlich auf, bevor der Bus an der Haltestelle ist, um rechtzeitig auszusteigen. Ich wünsche mir nur, dass sich das Verhalten und die Fahrweise einiger Busfahrer in Zukunft ändert.“