„Die momentane Verkehrssituation ist katastrophal“, sagt ein ADAC-Experte. Durch viele Großbaustellen auf der A 1 und A 7 kommt auch in der Stadt der Verkehr immer wieder zum Erliegen.
Hamburg. Immer wieder habe man gewarnt, aber niemand habe die Warnung ernst genommen – zumindest niemand aus dem SPD-geführten Senat. Die Folge: „Jetzt steckt die Stadt in einer katastrophalen Verkehrssituation“, sagt Klaus-Peter Hesse. „Die Verkehrspolitik ist gescheitert“, sagt der CDU-Verkehrspolitiker. „Zahlreiche unkoordinierte Baustellen legen den Verkehr in der Stadt lahm, auch auf den Autobahnen bricht er zusammen, selbst Ausweichrouten sind überlastet.“
Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch der ADAC. „Die momentane Verkehrssituation ist katastrophal“, so Sprecher Christian Hieff. Der Experte nennt die größten Engpässe: „Auf den Autobahnen wird momentan an beiden wichtigen Nord-Süd-Trassen A 1 und A 7 gebaut. Die Sanierungsarbeiten im Elbtunnel, die Brückenbauarbeiten bei Heimfeld und an der Rader Hochbrücke, die Bauarbeiten zwischen den Anschlussstellen Billstedt bis zum Kreuz Ost sind die größten Staufallen.“
Die verstopften Autobahnen führten zu einer „Fluchtbewegung“ in den innerstädtischen Verkehr. Dabei kommen die Autofahrer jedoch „vom Regen in die Traufe“. Durch viele Großbaustellen auf der A 1 und A 7 kommt auch in der Stadt der Verkehr immer wieder zum Erliegen. Dieser Effekt wird verstärkt, weil auch hier an vielen Orten gebaut wird. Im Fall des Umbaus der Kreuzung Kieler Straße/Sportplatzring kommt es direkt beim Übergang von der Autobahn in die Stadt zu den ersten Behinderungen. Bis Oktober sollen die Arbeiten andauern.
Parallel laufen die Arbeiten zur Busbeschleunigung. Der aktuelle innerstädtische Schwerpunkt liegt an der Hoheluftchaussee. Zwischen Eppendorfer Weg und Hoheluftbrücke wird es bis in den Juni hinein zu Engpässen kommen. Aber auch weiter in den Randgebieten, etwa in Niendorf, behindern die Bauarbeiten an den Busspuren den Verkehr. Ähnlich geht es noch bis August am Eidelstedter Platz zu. Und der teilweise gesperrte Gänsemarkt sorgt darüber hinaus ebenfalls für ein schweres Durchkommen in der Innenstadt – bis Ende Juni. Dabei handelt es sich lediglich um eine Auswahl – insgesamt wird es in diesem Jahr 270 Baustellen geben.
Es geht also weiter. In den Nächten zwischen dem 24. und 27. Mai wird die A 7 jeweils zwischen Stellingen und Volkspark oder Volkspark und Bahrenfeld voll gesperrt. „Pkw- und Lkw-Fahrer müssen aus diesem Grund ihre Fahrrouten anders planen“, heißt es in einer Mitteilung der Baugesellschaft. Es werde „dringend von nicht notwendigen Fahrte“ in diesen Bereichen abgeraten. Nur Schwertransporte dürfen im Konvoi die Baustelle passieren. Der übrige Verkehr wird größtenteils über die Stadt ausweichen.
Während viele Autofahrer die Bauarbeiten als störend, weil im Stau stehend, wahrnehmen, kann die SPD dieser Entwicklung auch Positives abgewinnen. Vom Beginn der Regierungsübernahme Anfang 2011 bis zum Ende der Wahlperiode Ende Februar 2015 sollen voraussichtlich rund 400 Fahrbahnkilometer saniert worden sein. „Dieses Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir haben die Straßen wieder in Schuss gebracht“, sagte SPD-Verkehrsexpertin Martina Koeppen. Eine Sanierung der Straßen funktioniere eben nicht ohne Bauarbeiten. Koeppen sagt allerdings auch: „Natürlich habe ich Verständnis, wenn Autofahrer von Staus genervt sind. Aber die Alternative wäre, die Straßen einfach verrotten zu lassen, und das will auch keiner.“
Für den CDU-Mann Hesse ist das wenig überzeugend. „Die CDU hat nie kritisiert, dass gebaut wird, aber wohl, dass es kein Baustellenmanagement, keine Baustellenkoordination und für die betroffenen Verkehrsteilnehmer kaum Informationen gibt.“ Hesse fordert einen Stopp des Busbeschleunigungsprogramms. Statt 260 Millionen Euro dafür auszugeben, sollte man für einen Bruchteil, nämlich 15 Millionen Euro, die entsprechenden Haltestellen mit Fahrkartenautomaten ausstatten. Wenn Busfahrer sich nur noch auf das Fahren konzentrierten, werde viel Zeit gespart. Zudem gehörten Zweite-Reihe-Parker konsequent verfolgt.
Ähnliches fordert auch die FDP. „Wir brauchen Tag- und Nachtarbeit auf den Baustellen im Mehrschichtbetrieb“, sagt Wieland Schinnenburg. Zudem regt er an, Baufirmen für schnelles Fertigstellen zu belohnen und bei Verzögerungen zur Kasse zu bitten.
Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) verteidigt die Baustellen naturgemäß: „Während in vielen Teilen Deutschlands noch über Erhaltung der Infrastruktur diskutiert wird, handeln wir. Wir wollen, dass der Straßenzustand in Hamburg nie wieder einen so schlechten Zustand aufweist, wie insbesondere nach dem Winter 2009/2010. Wir sind für die Erledigung dieser anspruchsvollen Herausforderung gut aufgestellt. Die Bauarbeiten laufen auf Hochtouren.“