Arbeiten für die Erneuerung der viel befahrenen Autobahn gestartet. Drei Lärmschutztunnel sind geplant. In mehreren Etappen wird die Zahl der Spuren von sechs auf acht bzw. von vier auf sechs erhöht.
Hamburg. Die Autofahrer sind wahrlich nicht zu beneiden. Wer am Montagvormittag von der Schnackenburgsallee aus in nördlicher Richtung auf die Autobahn 7 auffahren wollte, geriet sogleich in einen Stau. Der Grund: Mit der Sperrung der linken Spur auf der Langenfelder Brücke begannen die – für die Autofahrer sichtbaren – Bauarbeiten zu Norddeutschlands größtem Verkehrsprojekt der kommenden zehn Jahre: die Erneuerung der A 7 vom nördlichen Ausgang des Elbtunnels bis hoch zum Bordesholmer Kreuz in Schleswig-Holstein.
In mehreren Etappen wird auf der viel befahrenen Verkehrstrasse die Zahl der Spuren von sechs auf acht bzw. von vier auf sechs erhöht. Bis zum Bordesholmer Kreuz steht die Sanierung von insgesamt 20 Brücken an. Da mit der Erneuerung der A 7 die Autobahn zudem wie ein Neubau behandelt wird, gelten auch strengere Lärmschutzbestimmungen. Die Folge: Auf bis zu 20 Kilometern müssen neue Lärmschutzwälle oder -wände errichtet oder alte erhöht werden. In Hamburg wird die Verkehrstrasse sogar an drei Stellen in Lärmschutztunneln unter der Erde verschwinden.
Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) versprach am Montag zwar, dass die Einschränkungen für die Verkehrsteilnehmer in jeder Bauphase so gering wie möglich gehalten werden sollen. Aber jeder weiß, dass an kilometerlangen Staus – sowohl auf der Autobahn als auch im Stadtgebiet – in den kommenden Jahren kein Weg vorbeiführt. Immerhin passieren auf Hamburger Gebiet im Durchschnitt täglich rund 155.000 Fahrzeuge die A 7. Für viele der etwa 300.000 Arbeitnehmer, die ins Büro pendeln, ist die A 7 ein unverzichtbarer Weg.
Auch deshalb ist geplant, dass alle Bauarbeiten bei laufendem Verkehr erfolgen sollen. Abgesehen von kurzzeitigen Sperrungen, etwa, wenn eine Brücke abgerissen werden muss, soll während der gesamten Bauzeit die bisher vorhandene Zahl von Fahrspuren offen bleiben. Um die Unfallgefahr zu reduzieren, werden einzelne Spuren breiter als bei vergleichbaren bisherigen Baustellen sein. Außerdem wird versucht, durch ständig aktualisierte Verkehrstafeln den Transitverkehr möglichst weiträumig um Hamburg herumzuleiten.
Den Auftakt der Bauarbeiten auf Hamburger Gebiet bildet die Erneuerung der gut 400 Meter langen Langenfelder Brücke – die technisch größte Herausforderung des Verkehrsprojekts. Schließlich führt das Bauwerk über 17 Eisenbahngleise, und die Bahn besteht auf eine unterbrechungsfreie Verbindung. Fernverkehrszüge in Richtung Norden fahren hier ebenso entlang wie die S-Bahn nach Halstenbek und Pinneberg. Außerdem liegt die Brücke in Nähe des Bahnbetriebswerks Eidelstedt. Dort wird ein großer Teil der ICE-Züge der Bahn gewartet. Um die Verbindung offen zu halten, muss der Brückenkörper auf Rolllagern verschoben werden, bevor er abgebrochen werden kann.
Am Montag begannen nun die Arbeiten für die Verlagerung des gesamten Autobahnverkehrs auf die westliche Brückenhälfte. Von Mitte Juni an wird der östliche Teil der Brücke erneuert. Das dauert etwa zwei Jahre; anschließend soll bis 2018 der westliche Brückenteil ausgetauscht werden. Das gesamte Projekt kostet rund 80 Millionen Euro, die der Bund übernimmt.
Im September starten die Arbeiten für die Erneuerung der A 7 im Bereich Schnelsen. Auf einer Länge von 4,3 Kilometern wird dort die Zahl der Spuren von vier auf sechs erhöht. Im Zentrum wird aber der Bau des 550 Meter langen Lärmschutztunnels stehen. „Damit werden die Bürgerinnen und Bürger vor den Umwelt- und Lärmauswirkungen des Verkehrs besser geschützt“, sagt Senator Frank Horch. „Außerdem gewinnen wir Raum für Parks und Grünflächen und verbinden die bisher die durch die Autobahn ‚zerschnittenen‘ Teile der Stadt.“
In Schnelsen sind auf dem Deckel mehrere Garten- und Parkanlagen geplant. Der Planfeststellungsbeschluss für das Projekt erging im Dezember 2012. Die erste Tunnelröhre soll bereits Ende 2016 fertig sein, das gesamte Projekt Ende 2018. Die Kosten liegen bei rund 222 Millionen Euro.
Im Bereich Stellingen, gleich im Anschluss an die Langenfelder Brücke, ist von der Brücke Kieler Straße an ein 980 Meter langer Lärmschutztunnel geplant. Weil sich die Stadt mit rund 30 Anwohnern noch nicht über die Höhe einer Entschädigung für ihr Grundstück geeinigt hat, liegt hier der Planfeststellungsbeschluss noch nicht vor. Die Planer von Wirtschaftsbehörde und der für die Bauarbeiten zuständigen Projektmanagementgesellschaft Deges gehen aber davon aus, dass spätestens im kommenden Jahr mit den Bauarbeiten begonnen werden kann. 2019 soll der Tunnel, dessen Oberfläche mit Grünflächen gestaltet wird, fertig sein.
Am unklarsten ist bislang die Situation beim Lärmschutzdeckel im Bereich Bahrenfeld/Othmarschen. Aus Lärmschutzgründen wird es einen 730 Meter langen Tunnel geben, der vom Bund bezahlt wird. Allerdings hat der Senat beschlossen, den Tunnel aus städtebaulichen Gründen um rund 1300 Meter zu verlängern. Dann könnte die Tunneldecke für Grünanlagen und für die Ansiedlung von Kleingärtnern aus Altona genutzt werden. Die Mehrkosten könnte der Senat über den Verkauf der frei werdenden Kleingartenflächen aufbringen.