Vor dem Bezirksamt Eimsbüttel soll eine E-Car-Station entstehen, die Mieterin der Immobilie wusste davon allerdings nichts
Hamburg. Elke Gewe, 73, gibt sich stark. "Ich gebe nicht auf", sagt sie. Und: "So was lasse ich mir nicht bieten." Aber dann ist da dieser Moment, in dem sie ihre verletzliche Seite zeigt. Sie liest aus einem Brief vor, den die Wohnungsbaugesellschaft Saga-GWG nach Gewes Kündigung an ihren Anwalt geschickt hat. "Wir hätten das angenehme Vertragsverhältnis mit Ihrer Mandantin gerne fortgesetzt", zitiert sie. Dabei bekommt ihre Stimme diesen bebenden Klang, der typisch ist, wenn jemand mit den Tränen ringt. "Ach, es fällt mir schwer, das zu lesen."
Elke Gewe ist Inhaberin eines kleinen Gebrauchtwagenhandels direkt vor dem Bezirksamt Eimsbüttel. Bald soll dort aber eine Ausleihstation für Elektroautos einziehen. Darüber sind sich Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) und E-Auto-Unternehmer Sirri Karabag einig. Ende vergangenen Jahres verkündeten sie die zukunftsgerichtete Nachricht. Es gab nur einen Haken: Für die Saga, Eigentümerin des gefragten Pavillons, war die Ausleihstation und die damit verbundene Kündigung von Gewe noch nicht beschlossene Sache. Und mit der Kleinunternehmerin hatte schon gleich gar niemand gesprochen. Das Hamburger Abendblatt berichtete über die Pläne.
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"Ich war geschockt, als ich las, was die vorhaben", sagt Gewe. Seit 53 Jahren arbeitet sie in der Autobranche, 31 in der ehemaligen, denkmalgeschützten Tankstelle vor dem Bezirksamt. "Die hatten mich schon länger auf dem Kieker", vermutet Gewe. Die Bezirksleitung mache kein Geheimnis daraus, dass ihr der Gebrauchtwagenhandel vor der eigenen Tür ein Dorn im Auge sei.
Und dann waren da noch die Drohanrufe seit Ende 2011 - zuletzt vergangenen Mittwoch. Sätze wie "Dich stechen wir ab" und "Trau du dich nur alleine in deinen Laden" sollen gefallen sein. Gewe sieht eine Verbindung zu dem Konflikt um ihren Gebrauchtwagenhandel. Beweise gibt es dafür keine. Bei den Anrufen auf ihrem Handy war die Nummer immer unterdrückt. Gewe nahm sich einen Anwalt, erstattete Anzeige gegen Unbekannt und kündigte ihr Mietverhältnis bei der Saga. "Das macht mich schon traurig", sagt sie. "Aber ich fühle mich durch die Drohungen eingeschüchtert." Trotz ihres hohen Alters will sie den Laden woanders weiterbetreiben. Wo, das weiß sie noch nicht.
"Zu den mutmaßlichen Drohanrufen können wir nichts sagen, weil wir keine positive Kenntnis davon haben", sagt Unternehmer Sirri Karabag. "Sollte es diese Drohanrufe gegeben haben, wäre das eine absolute Sauerei und gehört strafrechtlich verfolgt." Für die Information der bisherigen Pächterin und den Zeitpunkt der Berichterstattung sei man nicht verantwortlich gewesen. "Es war zu keiner Zeit unsere Absicht, jemanden zu verärgern", sagt Sirri Karabag heute.
Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke äußerst sich so zu den Kampagnen-Vorwürfen: "Das Bezirksamt und die Bezirksversammlung haben sich immer wieder grundsätzlich für die Förderung der E-Mobilität eingesetzt, zuletzt auf der Wirtschaftskonferenz." Diese Auffassung vertrete er auch öffentlich. "Das Bezirksamt ist der Auffassung, dass der Handel mit Gebrauchtwagen in Eimsbüttel keine vorzugswürdige Nutzung in der Nähe von Wohnbebauung oder vor historischen, denkmalgeschützten Gebäuden ist", sagt Sevecke weiter. "Wer Geschäftsinhaber ist, spielt dabei keine Rolle."