Altengamme/Ochsenwerder. In den Vier- und Marschlanden sind Wintercamper selten anzutreffen. Eine Ausnahme ist Peter Krüger. Was ihn nach Altengamme zieht.
Auf den Campingplätzen in den Vier- und Marschlanden herrscht Ruhe, weitgehend. Denn nicht alle Camper haben dem Leben an der frischen Luft den Rücken zugekehrt. Einige Hartgesottene sind auch in den Wintermonaten häufig auf ihren Parzellen anzutreffen. Zu ihnen gehört Peter Krüger, Wintercamper.
Der 53-Jährige hat eine Parzelle auf dem „Zeltplatz Altengamme“, der sich – idyllisch gelegen – direkt an der Elbe befindet. Dort, am Altengammer Hauptdeich in Höhe des Fährhauses Altengamme, stehen einige wenige Dutzend Wohnwagen und Mobilheime. „Im Winter gibt es hier neben mir nur eine Handvoll Camper, die hier immer mal wieder übernachten“, sagt Krüger. Er bewohnt ein 24 Quadratmeter (acht mal drei Meter) großes Mobilheim, ein kleines Haus auf Rädern, das aber nicht an eine Anhängerkupplung angeschlossen werden kann: „Ich habe es vergangenes Jahr in Hannover für 15.000 Euro gebraucht gekauft und per Schwertransport von dort herbringen lassen“, sagt Krüger. Lange habe er nach einem geeigneten und bezahlbaren Camping-Haus gesucht: „Das war nicht einfach, zumal das Mobilheim nicht größer hätte sein dürfen, da es sonst kompliziert wird mit den Genehmigungen für den Schwertransport.“
Wintercamper ohne fließend Wasser
Der Schwertransport, einen neue Innenausstattung und das Material für eine Terrasse, die Krüger derzeit baut, haben weitere 10.000 Euro gekostet, berichtet der Camper. Bei dem Bau der Terrasse wird Krüger von Camping-Nachbarn unterstützt. „Unter Campern ist man füreinander da.“ Bis Weihnachten soll das Konstrukt mit begehbarem Dach fertig sein. „Jetzt können wir hier problemlos flexen und hämmern. Im Sommer, wenn viele Camper hier sind, würde das zu sehr stören.“ Dann, wenn es warm genug ist, will Krüger auf seinem neuen Terrassendach sitzen und den Blick auf die Elbe genießen: „Schließlich kann ich sie vom Boden aus nicht sehen, da meine Parzelle sich in zweiter Reihe befindet.“
Seinen Lebensunterhalt verdient der 53-Jährige als Hausmeister in Teilzeit in Lüneburg. Sein Hauptwohnsitz – eine kleine Zweizimmerwohnung ohne Garten und Balkon – ist in Soltau in der Nordheide. „An drei Tagen in der Woche arbeite ich in Lüneburg. Dann übernachte ich in meinem Mobilheim in Altengamme, denn von dort aus ist der Weg nicht weit.“ Von Soltau bis Altengamme sind es wiederum rund 80 Kilometer, berichtet der Camper.
Krüger mag Camping, hat bereits Erfahrung: Er lebte fünf Jahre lang auf einem Campingplatz in Frankreich, nahe der deutschen Grenze, und arbeitete damals in Karlsruhe. An die Parzelle in Altengamme kam er über die Schwester seiner früheren Partnerin: „Inzwischen habe ich die Frau nicht mehr, aber den Campingplatz“, sagt der Single mit einem Augenzwinkern. Doch allein ist der 53-Jährige trotzdem nicht: „Maggy“, ein Mix aus Border Collie und Deutschem Schäferhund, ist stets an seiner Seite. Dass er sich im Oktober 2021 als „Neuer“ auf dem „Zeltplatz Altengamme“ niederlassen konnte, war Glück, denn frei wird auf dem kleinen Platz nur selten was. Viele seiner Nachbarn campieren dort seit Jahrzehnten, einige seit 40 Jahren. „Hier ist es ja auch herrlich“, sagt Krüger. „Ich gehe viel mit meinem Hund spazieren. Im Sommer mache ich auch gern Radtouren.“ Außerdem gebe es auf seiner Scholle „immer was auszubessern“.
Am Hohendeicher See ist es ruhig
Er habe in seinem Mobilheim auch im Winter fast alles, was er braucht, betont der Camper – „Strom, Heizung und Internet. Nur kein fließend Wasser. Das gibt es nur von März bis November, weil im Winter die Leitungen zufrieren könnten.“ Doch auch das sei kein Problem: „Im Mobilheim habe ich immer einen Fünf-Liter-Behälter mit Wasser und gegenüber vom Campingplatz, im Fährhaus Altengamme, dessen Betreiber meine Verpächter sind, kann ich duschen und auf Toilette gehen.“ Ärgerlich seien lediglich Diebstähle oder Vandalismusschäden, zu denen es in der dunklen Jahreszeit, wenn auf dem Campingplatz wenig los ist, immer mal wieder käme: „Kürzlich wurde bei einem Nachbarn der neben dem Wohnwagen abgestellte Smart aufgebrochen und das Autoradio geklaut.“
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Am anderen Ende des Landgebiets, in Ochsenwerder, sind in dieser Jahreszeit nur selten Camper zu finden. Der Grund: Nicht nur das Wasser ist abgestellt, auch die Toilettenhäuser auf den riesigen Campingplätzen am Hohendeicher See sind nun verschlossen. Anders als in Altengamme, können die Camper nirgendwo austreten. Günter Helmcke wohnt am Ochsenwerder Elbdeich. Er ist einer von mehreren Dutzend Verpächtern, denen die Campingplätze mit insgesamt fast 2000 Parzellen gehören. Helmckes Campingplatz (22 Parzellen) befindet sich direkt gegenüber von seinem Wohnhaus, auf der anderen Seite des Elbdeichs. „Die Eigentümer wohnen in der Regel gegenüber“, sagt der 82-Jährige.
1969 verpachtete Helmcke erstmals eine Fläche an Camper. „Damals war ich einer der ersten Verpächter hier, ging das erst los. Zwei Jahre später war schon alles voll.“ Am Anfang kamen die Gäste mit Zelten und kleinen Wohnwagen, erinnert sich der Marschländer, „war hier nur Wiese mit Plumpsklo“. Doch schon bald wurde der Boden begradigt und WC-Häuser gebaut. „Einige meiner Pächter sind seit Anfang an dabei“, sagt Helmcke.
Einigen Verpächtern gehören 300 Parzellen
Bei Sonnenschein würden sich auch am Hohendeicher See einige, wenige Wintercamper blicken lassen, „aber maximal für eine Nacht“. Fast alle Naturfreunde hätten ihre Parzellen zum Saisonende (Ende Oktober) winterfest gemacht und würden erst im Frühjahr wieder auftauchen. Für ihre Parzelle zahlen sie – je nach Größe – 500 bis 1000 Euro im Jahr, berichtet Helmcke. „Das ist auch die Preislage bei den anderen Verpächtern hier.“ Die Größe der Campingplätze sei sehr unterschiedlich: „Auf einigen gibt es drei oder vier Parzellen, auf anderen sind es 300.“ Die Zahl der Einbrüche und Diebstähle sei erfreulicherweise die vergangenen Jahre gesunken, weiß der 82-Jährige. „Man hört inzwischen selten Klagen.“
Der Senior bedauert, dass es keine Laternenumzüge zum Abschluss der Campingsaison mehr gibt: „Das endete vor fünf, sechs Jahren. Als es die Umzüge noch gab, haben wir unter den Verpächtern Geld gesammelt und den Kindern Eis gekauft. Das kam gut an.“