Hamburg. Petra Kuchenbecker ist eine Institution in den Vier- und Marschlanden. Nun hört sie auf. Das sind die Gründe.

Generationen von Vier- und Marschländern haben im Friseursalon im Kirchwerder Landweg 6 einen neuen Haarschnitt bekommen. „Wir haben Kunden, die kennen gar keinen anderen Friseur“, sagt Petra Kuchenbecker. Doch sie werden sich bald umgewöhnen müssen. Denn zu Ende August schließt die 60-Jährige ihren Salon, den ihre Eltern Doris und Klaus Quauka im Jahr 1964 eröffnet haben.

Langjährige Kunden würden auf die Nachricht der Schließung teilweise sogar mit Tränen reagieren. „Und das tut mir total leid“, sagt Petra Kuchenbecker. Doch an ihrer Entscheidung ändert es nichts: Statt Schere und Kamm möchte die Vierländerin künftig lieber Schnuller und Nuckelflasche zur Hand nehmen und „Vollzeit-Oma“ sein: „Und da freue ich mich ganz doll drauf“, sagt Petra Kuchenbecker.

Friseursalon in Neuengamme schließt – Team eine kleine Familie

Die Entscheidung, ihren Salon zu schließen, sei gefallen, als sie von der zweiten Schwangerschaft ihrer Tochter Trixi erfahren habe. Denn die bedeutet nicht nur die Geburt eines zweiten Enkelsohns für Petra Kuchenbecker, sondern auch, dass ihre Tochter erst mal als ihre rechte Hand im Salon ausfallen würde. Das wäre schwer zu verkraften für das vierköpfige Team. Denn neue Arbeitskräfte zu bekommen, die auch die Erwartungen erfüllen, die an sie gestellt werden, sei kaum möglich, berichtet Petra Kuchenbecker.

In den vergangenen Jahren hat sie bereits versucht, neue Leute einzustellen – vergeblich. Ihre Mitarbeiterinnen gehören alle bereits seit mehr als zehn Jahren zum Betrieb. „Wir sind eine richtig kleine Familie“, sagt die Chefin, die daher besonders froh ist, alle in einer neuen Anstellung zu wissen.

Abschied vom Friseursalon – Kuchenbecker lernte bei Marlies Möller

Es ist nicht nur die Lust, künftig viel Zeit für ihre Enkelkinder zu haben, die Petra Kuchenbecker zum Aufhören bewegt. Es ist auch der Rücken: Das jahrelange Stehen im Job, leicht nach vorn gebeugt in der „Ententanzhaltung“, wie die 60-Jährige es beschreibt, mache sich nun schmerzlich bemerkbar. Ohne Schmerzmittel komme sie häufig kaum durch die Schicht, berichtet Petra Kuchenbecker. Kunden rieten ihr schon, ihre Arbeitszeit zu reduzieren und den Salon zu erhalten. Doch das könne nicht die Lösung sein, weil das Team schlichtweg nicht groß genug sei, um das aufzufangen, erklärt Petra Kuchenbecker, die einst bei Marlies Möller am Neuen Wall lernte und dann 1986 in den Laden ihrer Mutter wechselte. 1994 übernahm sie dort die Geschäfte.

Früher kamen Kunden ohne Anmeldung in den Salon und nahmen auf den Intarsienstühlen im Wartebereich Platz, der den Damen- vom Herrenbereich trennt. Schon vor Corona wurde dann die Terminvergabe eingeführt, die sich etabliert hat. Erst recht seit der Pandemie, in der der Salon monatelang komplett geschlossen war und dann nur unter strengen Bedingungen öffnen konnte. Das sei nervlich schon eine Belastungsprobe gewesen, gibt Petra Kuchenbecker zu, die aber froh ist, das nicht nur ihr Hygienekonzept bei Kontrollen von Polizei und Gesundheitsamt stets gelobt wurde, sondern auch ihre Kunden es anstandslos umgesetzt hätten.

Abschied vom Friseursalon: Hoffen auf eine Nachfolge

Der Kundenkontakt habe ihr an ihrem Job stets gefallen. Allein im Büro zu sitzen, das hat sich Petra Kuchenbecker, die sich selbst als „Quasselstrippe“ bezeichnet, nie vorstellen können. „Ich weiß so viel von ihnen und sie von mir“, sagt sie. Auch ihre Kreativität konnte die Friseurin ausleben: Was früher die Dauerwelle war, ist heute die Farbe. Ob Strähnchen, Balayage oder Vollcoloration: Bei etwa 90 Prozent ihrer Kundinnen gehe es ums Färben.

Am liebsten machen Petra Kuchenbecker und Tochter Trixi aber eines: „Kammsträhnchen“, sagt die Friseurmeisterin mit leuchtenden Augen. Das sei eine ganze feine, schöne Arbeit, bei der Ansatz und Übergänge viel schöner und feiner entstehen als bei Alu-Strähnchen, erklärt die Vierländerin.

Wenn es nach Mutter Doris geht, der die Ladenfläche gehört, sollen auch künftig noch Haare gefärbt und geschnitten werden im Kirchwerder Landweg 6. Sie möchte den Laden gern wieder an einen Friseursalon vermieten, erzählt die scheidende Salonchefin..