Hamburg. Planer wollen mehr Platz für Fußgänger schaffen. Doch das geht nur, wenn zahlreiche Anlieger kooperieren. Die Details.

Die Sanierungskur für den Billwerder Billdeich auf etwa 900 Meter Länge gewinnt weiter an Konturen. Und der Komfort könnte sich, wenn die Verhandlungen mit den Anliegern positiv verlaufen, auch für Fußgänger erhöhen: Wie Dierk Münster vom Ingenieurbüro Münster im Verkehrsausschuss mitgeteilt hat, sollen nun die Fußgängerwege auf der Südseite auf 2,15 Meter verbreitert werden; zurzeit sind sie teilweise nur 1,15 Meter schmal. Dazu plant die Bergedorfer Verwaltung, zusätzliche Grundstücke südlich des Billwerder Billdeich hinzuzukaufen.

Saniert werden soll der Bereich zwischen der Brücke über die Autobahn 1 bis zum Ortsschild Billbrook. Alle, die dort entlangfahren, wissen um eine teilweise sehr enge Straße mit einem nicht mehr zeitgemäßen Entwässerungssystem, wissen um einen Belag, der einer Hoppelpiste mit vielen Schlaglöchern gleicht.

Billwerder Billdeich: Fahrbahn nach Norden verschieben

Mit einem Kniff sollen die Straßenverhältnisse für den motorisierten Verkehr komfortabler werden. Demnach soll während der Asphaltierungsarbeiten der Straßenquerschnitt (8 bis 10,50 Meter) nach Norden gedreht werden. Damit könnte im Norden der Fahrbahn auf Fußwege verzichtet werden, was wiederum mehr Platz für den Gehweg auf der Südseite bedeutet. Dieser soll dann mit Gehwegplatten ausgelegt werden als „erstmals regelkonforme, durchgehend befestigte Nebenfläche“.

Hauptsächlich jedoch soll damit die Fahrbahnbreiten auf sechs Meter, je Seite also drei Meter, erweitert werden. So könnte Begegnungsverkehr, beispielsweise von zwei Lastwagen, leichter möglich sein, so könnte – da es mehr Platz gäbe – auch die Unfallgefahr generell für alle Verkehrsteilnehmer verringert werden.

Billwerder Billdeich: Im Januar war Grunderwerb noch kein Thema

Zusätzlicher Grunderwerb war im Januar nicht vorgesehen. Damals herrschte in der Verwaltung die Ansicht, dass dieses Vorhaben eher zusätzliche Planungszeit kosten würde, wenn erst alle 40 privaten Anlieger plus gewerbliche Betriebe am Billwerder Billdeich angeschrieben werden müssten.

Nun das Umdenken: Dierk Münster stellte im Ausschuss zwei Varianten zum „Grunderwerb zur Erweiterung des südlichen Gehweges“ vor: Variante 1 sieht eine Verbreiterung auf mindestens 2,15 Meter, Variante 2 sogar auf 2,65 Meter vor. Um diese Marken zu erreichen, seien „Grunderwerbe erforderlich“, so Münster. Wenn der Bilwerder Billdeich eine Gehwegbreite von 2,15 Meter erhalten solle, müssten insgesamt 610 Meter an Straßenlänge angefasst werden – für 2,65 Meter wäre es wiederum eine Länge von 770 Meter.

Aber: Für Variante 1 müssten nur 24 (230 Quadratmeter insgesamt), hingegen für Variante 2 schon wieder 32 Flurstücke (580 Quadratmeter) hinzugekauft werden. Und: Ohne dass bisher eine konkrete Summe genannt wurde, sei klar, dass Variante 2 zweieinhalbmal so teuer werden würde wie Variante 1.

„Wir kaufen nur dazu, wo es auch wirklich Not tut“

Letztgenanntes gab dann auch den Ausschlag für die Entscheidung pro 2,15 Meter. „Das ist schon eine Hausnummer, möglicherweise an 24 Grundstückseigentümer heranzutreten. Und hier ist auch das Preis-Leistungs-Verhältnis am optimalsten“, meint Straßenplaner Münster. Möglicherweise werden es aber nicht einmal 24 Verhandlungsrunden, weil besonderes Augenmerk auf die extremen Engstellen gelegt werde. Es werde schon „mit der spitzen Feder“ gerechnet, ergänzte Tiefbauchefin Mona Rühle, „wir kaufen nur dazu, wo es Not tut“. Das macht dann übrigens das Bezirksamt gemeinsam mit dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG).

Die Bergedorfer Politik befürwortet wie schon im Januar die Vorstellungen zum sanierten Billwerder Billdeich. So zum Beispiel das Allermöher Urgestein Jörg Froh: „Wir finden, dass die Entwürfe jetzt noch besser geworden sind.“, sagt der CDU-Mann, den Kosten und der zeitliche Ablauf der Sanierung des Billwerder Billdeichs interessiert hätten. Doch diese Punkte stehen aufgrund des möglichen Grunderwerbs noch nicht fest. In diesem Jahr dürften die Bauarbeiten zwischen Landesgrenze und Autobahnbrücke jedoch nicht mehr beginnen, sondern eher im Jahr 2023 über die Bühne gehen.