Moorfleet. Inklusion ist das große Thema auf dem Hausboot: offen, kostenfrei und vielleicht auch generationsübergreifend.

Das Hausboot „Huckleberry Finn“, kurz „Hucky“, von Arnold Schnittger wurde am Moorfleeter Deich nun endlich zu Wasser gelassen. Der Diplom-Segellehrer hat mit seinem mehrfach schwerstbehinderten Sohn Nico (27) und dessen Mutter Bärbel Meyer (67) früher häufig Segeltouren im Mittelmeer unternommen. Doch seitdem Nico erwachsen ist, ist die Reise auf einer Segeljacht mit Rollstuhl nicht mehr zu bewältigen. So kam Arnold Schnittger die Idee, ein Hausboot zu bauen.

Hausboot soll im Sommer in Artlenburg seinen Heimathafen bekommen

Der 70-Jährige holte viele Helfer und Unterstützer mit an Bord, das Projekt Hausboot für inklusive Begegnungen nahm Fahrt auf. Im Entstehungsprozess wurde das Hausboot größer und mit 75 PS auch besser motorisiert als ursprünglich geplant. „Jetzt ist es 13 Meter lang, fünf Meter breit und im Wasser etwa drei Meter hoch“, sagt Arnold Schnittger. Eine Zuladung von etwa 15 Tonnen sei möglich, die „Hucky“ selbst wiege im Moment etwa sieben Tonnen. „Wir können etwa acht bis zehn Personen an Bord mitnehmen, aber dazu muss sie erst einmal fertig werden“, sagt Schnittger.

Etwas in Verzug sind die Arbeiten geraten. Das lag einerseits an der Corona-Pandemie, andererseits an den diversen Lieferengpässen und einige helfende Hände fehlten auch. Nun soll Ende Juni der Innenausbau fertig und die „Hucky“ in Betrieb genommen werden, erklärt Arnold Schnittger.

Im Winter kommt die „Hucky“ wieder nach Moorfleet

Der Stapellauf mittels eines Kran­unternehmens verlief so spannend, dass nicht nur die etwa 40 Gäste jeden Handgriff des Kranführers Christopher Suwalski und seiner Mitarbeiter beobachteten, sondern auch die umliegenden Schiffseigner folgten dem Geschehen. „Der 80 Tonnen Kran mit seinem 25 Meter langen Ausleger ist optimal geeignet für das Hausboot“, sagt Kranführer Suwalski. Routiniert brachten die Männer die Transportbefestigungen an und sanft schwebte das Boot in die Dove-Elbe. Sofort ertönten die Schiffshörner und die Gäste applaudierten.

Arnold Schnittger kamen die Tränen, seine Freude war ebenso groß wie die seines Sohnes, der während des Stapellaufes aufgeregt war und im Anschluss die Schiffstaufe übernahm. „Wir werden das Boot in einigen Tagen nach Artlenburg überführen, dort wird es für die Saison seinen Heimathafen bekommen, da für uns in Hamburg leider kein Liegeplatz gefunden werden konnte“, berichtet Schnittger. Im Winter werde die „Hucky“ jedoch wieder in Moorfleet liegen können.

Auch wer nur wenig Geld hat,ist auf dem Hausboot willkommen

Das Hausboot steht für alle Menschen mit Behinderungen zur Verfügung, dort sollen inklusive Begegnungen körperlich und geistig behinderter Menschen realisiert werden, aber auch Menschen Teilhabe erfahren, die aufgrund eingeschränkter finanzieller Mittel nicht die Möglichkeit für Bootstouren haben. „Das Boot steht allen kostenfrei zur Verfügung, das war immer mein Ziel. Es finanziert sich über Spenden und Unterstützer“, erklärt Schnittger. Zudem soll es an Bord auch Projekte mit älteren Menschen, Lesungen oder gemeinsame Kochevents geben, die beispielsweise generationenübergreifend sein könnten.

Weitere Informationen gibt es im Internet: www.huckleberry-finn.de