Ochsenwerder. Politik fordert mehr öffentliche Toiletten am Hohendeicher See. Warum die Umweltbehörde keinen zusätzlichen Bedarf sieht.

An warmen Sommertagen suchen Tausende Besucher eine Abkühlung im Hohendeicher See oder genießen den Sonnenschein am Ufer. Um ihre Notdurft zu verrichten, zieht es sie längst nicht nur in die drei öffentlichen Toilettenhäuschen. Auch unter Bäumen, in Büschen und sogar in Vorgärten, Schuppen und Treibhäusern sind danach Hinterlassenschaften zu finden.

Andere Badegäste wiederum verbinden eine Abkühlung im See auch gleich mit dem Toilettengang. Und das wirkt sich auf die Wasserqualität aus: Ein erhöhtes Aufkommen von Fadenalgen und ein Rückgang des Sauerstoffgehalts stehe in direktem Zusammenhang mit der starken Nutzung durch den Menschen und erfordere Maßnahmen, stellte das Büro KLS Gewässerschutz in einer von der Umweltbehörde beauftragten Untersuchung fest.

Kein Geld im Topf. Dabei fließen 8,5 Millionen in die „Toilettenoffensive“

In einem interfraktionellen Antrag forderten CDU, SPD, Grüne, FDP und Linke daher zusätzliche Toilettenhäuschen für den Hohendeicher See. „Schnellstmöglich, noch vor der nächsten Badesaison, sollten diese aufgestellt und geprüft werden, ob mobile Toilettenhäuschen die Zeit überbrücken könnten, bis feste Toilettenhäuser errichtet werden“, heißt es darin.

Der Hohendeicher See ist eines der beliebtesten Badegewässer der Stadt. Er ist auch bei schönem Wetter nur selten überfüllt.
Der Hohendeicher See ist eines der beliebtesten Badegewässer der Stadt. Doch am Ufer gibt es nur drei öffentliche Toiletten. Zu wenig, findet die Lokalpolitik. © BGZ/Diekmann | Lena Diekmann

Dem erteilt die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, kurz Bukea, nun aber eine Absage: Die Versorgungslage mit öffentlichen Toiletten am Hohendeicher See sei aus fachlicher Sicht als ausreichend anzusehen, teilt die Behörde mit. Damit bezieht sie sich auf drei Häuschen, die der Bukea gehören und von der Stadtreinigung betrieben werden. Zudem werden zwei WC-Anlagen aufgeführt, die allerdings zu Kiosken am Ufer gehören. Für den Bau oder die Unterhaltung weiterer Toiletten habe die Bukea schlicht kein Geld.

Bukea spielt den Ball zum Bergedorfer Bezirksamt

Dabei hatte Stefanie Schäfermeyer-Gomm von der Bukea im August bei der Präsentation der Untersuchungsergebnisse im Regionalausschuss noch selbst vorgestellt, dass die Installation weiterer Toiletten eine geeignete Maßnahme sein könnte, um den See für die Zukunft zu sichern. Zwar wurde auch dabei bereits darauf hingewiesen, dass die Toilettensituation abhängig von der Haushaltssituation sei, die Bukea oder auch die Organisatoren von Großveranstaltungen am See wie dem Vierlanden-Triathlon, aber grundsätzlich zuständig seien.

Nun jedoch spielt die Bukea den Ball zum Bergedorfer Bezirksamt: Um die Kosten für zusätzliche Toiletten zu finanzieren, müsste Geld aus dem Bezirkshaushalt an die Bukea übertragen oder auf andere Standorte im Bezirk verzichtet werden, teilt die Umweltbehörde mit. Um einen barrierefreien Zugang zu öffentlichen Toiletten zu ermöglichen, würden aufgrund der örtlichen Gegebenheiten am Hohendeicher See vor allem die Kiosk-Standorte infrage kommen. Dafür sei allerdings das Bezirksamt verantwortlich, so die Behörde.

Drei öffentliche Toilettenhäuschen gibt es am Westufer des Hohendeicher Sees.
Drei öffentliche Toilettenhäuschen gibt es am Westufer des Hohendeicher Sees. © Thomas Heyen | Thomas Heyen

Lokalpolitik lässt nicht locker und beharrt auf mehr Toiletten

Der „Schwarze Peter“ werde hier ungerechtfertigt an die Bergedorfer Verwaltung gespielt, stellte Jörg Froh (CDU) empört fest. An Geldmangel könnte es nicht scheitern, schließlich wurde erst Mitte Februar die „Toilettenoffensive“ vom Senat verkündet, in der bis zu 8,52 Millionen Euro für pandemiebedingt notwendige Sanierungs- und Neubaumaßnahmen öffentlicher Toiletten aus zentralen Corona-Ermächtigungen zur Verfügung gestellt wurden. Zu dem Zeitpunkt war der interfraktionelle Antrag längst gestellt, betonte Jörg Froh.

Der Naturschutz könnte die Naherholung nicht gänzlich ausstechen, sagte Karsten Schütt (FDP). Schließlich würden mittlerweile noch viel mehr Menschen – zuletzt aufgrund von Corona und im kommenden Sommer wohl auch aufgrund der gestiegenen Spritpreise – Naherholung am See suchen. Als „ziemliche Frechheit“ wertete Ernst Heilmann (Die Linke) die Antwort der Bukea. Er sprach sich dafür aus, die Mitteilung nicht einfach zur Kenntnis zu nehmen, bekam dafür Zuspruch von Heinz Jarchow (SPD) und Lenka Brodbeck (Die Grünen).

 Der Regionalausschuss einigte sich daher einstimmig, die Forderung nach mehr Toiletten mit Nachdruck aufrecht zu erhalten und die Bezirksamtsleiterin zu bitten, das Gespräch mit der Bukea zu suchen. Zudem soll ein Referent der Umweltbehörde in den Regionalausschuss eingeladen werden.