Allermöhe. Ein Freiwilliges Soziales Jahr für den Denkmalschutz: Der fünfte Jahrgang der Jugendbauhütte hat viel geschafft – und viel gelernt.

Pflastern, mauern, verfugen, streichen, Betonfundamente gießen und jede Menge Holzbalken bearbeiten: In den vergangenen zwölf Monaten haben Antonia Trost, Rosalie Ott, Franziska Pawella und Johannes Berndt in der Jugendbauhütte am Moorfleeter Deich eine Menge über handwerkliches Arbeiten gelernt.

Und das sieht man dem im Kern fast 500 Jahre alten Hufnerhaus auch an: Der Südgiebel ist seit Ende 2020 fertiggestellt und wieder von Gerüst und Plane befreit, entlang dem Giebel wurde Findlingspflaster verlegt, das zuletzt in den Krameramtsstuben nahe dem Hamburger Michel verbaut war. Auch die Restaurierung der Westseite ist fortgeschritten: Eine neue Schwelle ist eingezogen, das Fundament wurde neu aufgemauert, Gefache wurden herausgelöst und ebenso neu vermauert.

Fast 500 Jahre altes Hufnerhaus wird komplett restauriert

Im Stall sollen die historischen Eichenbalken, die mittlerweile etwa ein Alter von 700 Jahren erreicht haben dürften, ein zartes Stahlkorsett bekommen. Um das Ständerwerk zu befestigen, wurde in der Kübbung, wo einst die Pferde standen, bereits eine Stahlbetonplatte eingezogen. Eine archäologische Grabung soll noch klären, ob dort Hinweise auf eine frühere Siedlungsgeschichte zu finden sind.

So gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken in dem Haus, das Ende 2015 schon der Abrissbirne geweiht war. In letzter Sekunde rettete es die Jugendbauhütte Hamburg. Seitdem ist es Lehrbauwerk für junge Menschen, die in einem Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) in der Denkmalpflege das Haus Stück für Stück wieder so aufbauen, wie es ursprünglich ausgesehen hat.

Freiwillige der Jugendbauhütte wohnen auf Billwerder Insel

Mit dem heutigen Tag endet für den fünften Jahrgang die Zeit bei der Jugendbauhütte. Ein Moment, der begleitet wird von „Wehmut und auch Vorfreude auf die Zeit, die nun kommt“, wie Johannes Berndt sagt. Vor allem die Zeit als Wohngemeinschaft werden sie vermissen. Denn mittlerweile wohnen die jungen Freiwilligen auf der Billwerder Insel in einer ehemaligen Dienstvilla von Hamburg Wasser.

Die Jugendbauhütte konnte die Gebäude im Zuge der Übertragung des Geländes auf die Hamburg Port Authority (HPA) erwerben. Die HPA hat dort in den vergangenen drei Jahren ehemalige Absetzbecken als Ausgleichsmaßnahme für die Elbvertiefung zum Habitat für den Schierlingswasserfenchel umgestaltet.

Fortbestand der Jugendbauhütte für die nächsten Jahre gesichert

Ebenso gehört das alte Pumpwerk mit Nebengebäuden nun der Jugendbauhütte. An einem konkreten Nutzungskonzept werde noch gearbeitet, erklärt Ulrich Mumm von der Hamburger Jugendbauhütte. Er könne sich vorstellen, dass dort eine zweite Gruppe samt handwerklichem Leiter tätig werde. Bislang sei das finanziell allerdings nicht machbar. Denn allein die Betriebskosten einer Jugendbauhütte belaufen sich auf gut 180.000 Euro pro Jahr. Darin enthalten sind das Taschengeld für die jungen Leute, das Gehalt des handwerklichen Leiters, Versicherung und Auto.

Durch die Unterstützung der Stiftung Hamburg-Verbundenheit sei der Fortbestand der Jugendbauhütte für die nächsten drei bis vier Jahre gesichert, so Ulrich Mumm. Bei allen anderen Kosten ist die Jugendbauhütte auf Spenden angewiesen. Die gab es nun passend zum Abschied des fünften Jahrgangs von der Carl-Toepfer-Stiftung, die der Jugendbauhütte die „Emmele-Toepfer-Spende“ in Höhe von 20.000 Euro zusprach.

Führungen durch das Haus am Tag des offenen Denkmals

In den vergangenen fünf Jahren haben bereits mehr als 25 junge Menschen in dem Haus am Moorfleeter Deich ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Und die Nachfrage ist groß: Etwa 25 Bewerbungen habe es in diesem Jahr auf die fünf Plätze gegeben, berichtet Ulrich Mumm.

Der nächste Jahrgang steht bereits in den Startlöchern: Am 1. September starten fünf Frauen. Ihre „Feuertaufe“ haben sie am 11. September, wenn sie beim Tag des offenen Denkmals von 11 bis 17 Uhr interessierte Besucher durch das Haus führen. Dann werden ihre Vorgänger schon ihre neuen Aufgaben im Blick haben und bleiben dabei zum Teil auch dem Handwerk verbunden – in Tischlerausbildung oder Architekturstudium.