Hamburg. Zwei bis drei Prozent der Hamburger Haushalte haben kaum Zugang zum Internet. Regionalausschuss lädt Dornquast zur nächsten Sitzung.
Weltstadt, Metropole, Tor zur Welt – all diese Begriffe werden gern genutzt, wenn es darum geht, für die Stadt Hamburg zu werben. Dass dabei noch immer zwei bis drei Prozent der Hamburger Haushalte kaum Zugang zum Internet haben, darunter viele in den Vier- und Marschlanden, passt jedoch so gar nicht zu einer Metropole. Die Anschlüsse der schwach ausgebauten Gebieten haben Übertragungsraten von bis zu 30 MBit pro Sekunde – tatsächlich kommen meist nur zwei bis sechs MBit/s an.
Internetausbau im Bezirk Bergedorf geht nur schleppend voran
Allein für den Abruf eines Films auf der Online-Plattform Netflix werden beispielsweise sechs MBit/s gebraucht. Sollte aber eine vierköpfige Familie zeitgleich Zugang zum Internet benötigen – zwei Kinder nehmen per Videokonferenz am Homeschooling teil und auch die Eltern konferieren im Homeoffice mit Kollegen oder loggen sich in ein Buchungssystem des Arbeitgebers ein – erfordert dies mindestens 40 MBit/s schätzen Experten.
„Die Pandemie führt uns einmal mehr vor Augen, wie wichtig eine flächendeckende Internetversorgung ist“, betont Jörg Froh (CDU), der sich seit mehr als 15 Jahren für das Thema Internetausbau engagiert. Umso mehr ärgert es ihn, dass der Netzausbau im Landgebiet noch immer nicht die Bürger erreicht.
Hamburg und die Deutsche Telekom haben Vertrag abgeschlossen
Dabei keimte vor sechs Jahren Hoffnung auf, als der damalige Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) im Bürgerschaftswahlkampf auf die Frage einer Bürgerin von „ganz konkreten“ Plänen sprach: „Ich habe immer gesagt, für die Vier- und Marschlande, dafür brauche ich Geld, damit ich die besser erschließen kann. Und ich habe es hingekriegt“, so Scholz damals. Die Hansestadt und die Deutsche Telekom schlossen danach tatsächlich einen Vertrag für eine bessere Versorgung mit Breitband in den unterversorgten Gebieten.
Die Stadt zahlt rund 6,5 Millionen Euro Zuschuss. Bis zum Frühsommer dieses Jahres sollten hamburgweit weitere rund 10.000 Haushalte und Unternehmen (5200 Adressen) mit schnellem Internet versorgt werden – davon 1800 im Bezirk Bergedorf.
FDP will Druck ausüben, damit sich etwas bewegt
Doch der Ausbau verzögert sich weiter und weiter, angeschlossen ist bisher keine einzige Adresse. Laut Felix Schreiter aus dem Amt für Medien in der Behörde für Kultur und Medien liege das vor allem in den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie, den Arbeiten durch das laufende Deicherhöhungsprogramm und der aufwendigen Kampfmittelprüfung begründet. In einem Fall musste zudem der ausführende Baudienstleister durch die Telekom ausgewechselt werden.
Lesen Sie auch:
- Baugenehmigung für neuen Richtfunk-Mast im Landgebiet
- Schwieriges Homeschooling in Flüchtlingsunterkünften
- Schleppender Internetausbau in den Vier- und Marschlanden
„Das ist völlig indiskutabel“, schimpft Stephan Meyns (FDP). Man müsse die Telekom in die Pflicht nehmen, dass es mit dem Glasfaserausbau vorangehe und auch andere Technologien wie Richtfunk in Betracht kämen. Schließlich gebe es auch diverse Firmen und Gewerbe im Landgebiet, die auf einen stabilen Anschluss angewiesen seien. „Wir müssen weiter Druck ausüben, damit sich etwas bewegt“, sagt Meyns.
Alle Fraktionen stehen dazu, hartnäckig an der Sache zu bleiben
Zumal bereits feststeht, dass mehrere Hundert Haushalte in Bergedorf auch nach dem laufenden Breitbandförderverfahren noch immer nicht über einen schnellen Anschluss verfügen werden, weil sie „an schwer zu versorgenden oder in Einzellage verorteten Adressen liegen, deren Anbindung außergewöhnlich hohe Kosten verursachen würde“, nimmt die Behörde für Kultur und Medien Stellung. Im Jahr 2021 so eine Antwort zu erhalten, das könne so einfach nicht bleiben, sagt Harald Martens (SPD), der sich „enttäuscht und verärgert“ zeigt.
Alle Fraktionen im Regionalausschuss stehen geschlossen dazu, hartnäckig an der Sache dranzubleiben. Nun soll erst mal Bergedorfs Bezirksamtsleiter Schützenhilfe leisten: Einstimmig votierten die Mitglieder des Regionalausschusses in der jüngsten Sitzung dafür, dass Arne Dornquast (SPD) in die Junisitzung des Ausschusses geladen wird. „Auch er sollte daran interessiert sein, dass das Internetproblem im Bezirk endlich gelöst wird“, meint Bernd Capeletti.