Hamburg. Die Initiative „Rettet den Geesthang“ hat alle Fraktionen angeschrieben und nachgefragt. Sie ist erstaunt über die Reaktionen.
Erfahrenen Autofahrern ist die Anschlussstelle Speckenweg der A 25 noch in guter Erinnerung: Bevor die Marschenautobahn Ende der 1980er-Jahre über Bergedorf hinaus bis Geesthacht verlängert wurde, rollte der gesamte Verkehr am provisorischen Ende kurz vor der Landesgrenze über den Speckenweg zur Rothenhauschaussee/B 5. Genau diesen Anschluss möchte Bergedorfs Koalition aus SPD, Grünen und FDP neu beleben – und mit direkter Anbindung über den Elbhang bis zur 207 zwischen Wentorf und Börnsen noch optimieren.
Doch was in den autofreundlichen 80ern leicht möglich gewesen wäre, ist in unser ökologisch geprägten Gegenwart heute ein langwieriger Prozess. Mindestens. Dennoch scheinen die Koalitionäre der Bezirksversammlung an ihrem Beschluss vom Mai 2020 festzuhalten und verfolgen das Projekt weiter. So lautet jedenfalls das Ergebnis einer Anfrage der Bürgerinitiative (BI) „Rettet den Geesthang“, die sich nach Bekanntwerden der Umgehungsstraßenpläne gründete.
Initiative stellt Anfrage - Koalition behält Bergedorfer Ortsumgehung im Blick
„Erstaunlich ist vor allem das Verhalten der Grünen, die für das Projekt, beziehungsweise den entsprechenden Prüfauftrag, stimmen, aber gleichzeitig hoffen, dass das Vorhaben dahinter nie Realität wird“, sagt BI-Sprecher Andreas Kuttenkeuler.
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Die Initiative hatte im März alle sechs Fraktionen der Bezirksversammlung angeschrieben. Konkret sollte unter anderem zur Frage Stellung genommen werden, wie die Haltung zum mittlerweile zehn Monate alten Beschluss heute sei. Darauf antwortet Norbert Fleige, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, mit einem Blick auf die Anlieger der Wentorfer Straße, die heute durch Lärm und Schadstoffe stark belastet seien: Für sie solle „ergebnisoffen nach Lösungen gesucht werden. Der Antrag soll eine Möglichkeit zur Reduzierung dieser Belastung prüfen. Nach meinem Wissen ist die Prüfung noch nicht abgeschlossen. Wie wir erwartet haben, zeichnet sich allerdings ab, dass eine Realisierung einer Ostumgehung kaum umsetzbar ist“.
"Endlich ein Verkehrskonzept für Hamburgs Osten anschieben"
Tatsächlich sind die Grünen in Erklärungsnot, haben sie sich im Koalitionsvertrag mit SPD und FDP doch zur die Prüfung der Umgehungsstraße verpflichtet. Öffentliche Statements von Fraktionschef Heribert Krönker gegen das Projekt hatten im vergangenen Sommer bereits zu einem Beben unter den Koalitionären geführt. Entsprechend glücklich sind die Grünen, dass Börnsen einer neuen, über ihr Gemeindegebiet führenden Straße bereits eine Absage erteilt hat.
Während sich Bergedorfs Oppositionsparteien CDU, Linke und AfD gegenüber der BI weiter klar gegen die Ostumgehung aussprechen, machen es sich SPD und FDP leicht: „Sie haben gar nicht geantwortet“, bedauert Andres Kuttenkeuler, der die Nachfrage aber nicht als Frontalangriff auf die Koalition verstanden sehen will. „Ich wünsche mir, dass dieses Thema zum Anlass genommen wird, endlich ein Verkehrskonzept für Hamburgs Osten anzuschieben, das wirklich attraktive Alternativen zum privaten Pkw schafft.“