Zollenspieker. Meike Lindemann (45) tanzt, springt und singt für den Nachwuchs der Grundschule Zollenspieker. Sie stellt auch Musikinstrumente vor.

Die 200 Kinder, die die Grundschule Zollenspieker mit Vorschule besuchen, schauen sich regelmäßig Videoclips im Internet an, die von ihren Lehrern mit viel Witz und Einfallsreichtum gestaltet werden. So singt, musiziert, tanzt und hüpft Schulleiterin Meike Lindemann höchstpersönlich vor der Handykamera. Die 45-Jährige nimmt Videos zum Mittanzen auf, stellt Musikinstrumente vor.

„Meine Persönlichkeit hat mehrere Facetten: Ich bin Schulleiterin, Pädagogin und in meiner Freizeit auch Musikerin. Alles kommt in den Videos zusammen“, sagt Meike Lindemann. „Musik macht Spaß – Bewegung auch. Ich freue mich, wenn sich die Kinder von den Videos anregen lassen, sich die Freude überträgt. Ich freue mich aber auch, wenn ich höre, dass es einfach ein bisschen gute Laune in die Familien bringt, denn gute Laune können wir zurzeit alle gut gebrauchen.“ Sie möchte die Kinder in Bewegung bringen, ihnen Anregungen, Abwechslung und Spaß bescheren.

Rund 50 Videos online

Die ersten drei Videos nahm die Schulleiterin während des ersten Lockdowns im Frühjahr 2020 auf, im Januar dieses Jahres startete sie dann richtig durch. „Inzwischen sind rund 50 Videos online.“ Sie werden bei ihr zu Hause in der ehemaligen Scheune eines alten Bauernhauses in Sassendorf in Niedersachsen aufgenommen.

Auf YouTube präsentiert sie von Montag bis Freitag täglich ein neues Kurzvideo. „Die Clips nehmen wir separat auf, manchmal aber auch gleich mehrere nacheinander.“ Unterstützt wird die Pädagogin von ihrem Mann, der Filmt; gelegentlich wirkt eine befreundete Musikerin mit. „Manchmal ist mein Mann auch mit mir vor der Kamera zu sehen. Dann wird die Handykamera von einem Stativ gehalten.“

Meike Lindemann ist nicht die einzige Lehrkraft, die die Schüler mit witzigen und informativen Filmen versorgt: „Auf die Idee kam ich überhaupt erst, weil eine Vorschullehrerin schon während des ersten Lockdowns Filme drehte. Da geht es etwa um Forschung, Zählen lernen und Basteln.“ Mehr als 70 Videos habe ihre Kollegin bereits eingestellt. Inzwischen wird sie von einer zweiten Lehrkraft unterstützt.

Erfahrungen in Theatergruppe kommen ihr nun zugute

Die Wissenschafts-Clips sind bei YouTube unter dem Stichwort „Online Bärenschule“ zu sehen. Meike Lindemanns Musikunterricht mit Pfiff kann dort unter „Schule Zollenspieker“ angeklickt werden.

Einmal in der Woche wird nicht zu poppigen Klängen getanzt. Dann stellt die Schulleiterin Musikinstrumente vor. Neben „Violine & Co.“ präsentiert Meike Lindemann „Musik mit Flöten und Flaschen“ – oder: Wie aus einer Karotte eine Flöte entsteht. „Die kann aber nur gespielt werden, solange die Karotte frisch ist“, sagt sie und lacht. Die ­45-Jährige und ihr Mann sind ambitionierte Hobbymusiker, spielen diverse Instrumente, die sie den Kindern nach und nach vorstellen, etwa Saxofon, Schlagzeug und auch mittelalterliche Instrumente wie die Schalmei.

Großes Interesse an mittelalterlichen Instrumenten

Meike Lindemann und ihr Mann spielen in einem Jazz-Quartett, in einer Big Band und in einem Orchester. Als junge Frau wirkte sie in einer Improvisationstheatergruppe mit – Erfahrungen, die ihr nun beim Musikunterricht vor der Kamera zugutekommen.

Die höchste Klickzahl (bisher fast 500 Abrufe) erntete ein Film, in dem mittelalterliche Instrumente vorgestellt werden. Meike Lindemann weiß, dass die Zahl ihrer Zuschauer deutlich höher ist: „Viele Kinder gucken die Videos gemeinsam mit anderen Kindern. Auch in der Schule in der Notbetreuung werden sie angeklickt.“ Alle Schüler bekommen täglich einen Link zum Clip auf ihre Online-Lernplattform gesendet.

Projekt während des Lockdowns fortsetzen

Meike Lindemann ist seit 2006 an der Schule Zollenspieker beschäftigt, seit 2014 ist sie Schulleiterin. Sie legte in ihrem Lehramtsstudium einen Schwerpunkt auf Musik, unterrichtet dieses Fach auch an der Schule. „Sobald es wieder ordentlichen Präsenzunterricht gibt, wird wieder gemeinsam gesungen und gehüpft“, sagt sie.

Derzeit fällt der reguläre Musikunterricht aus. Ein weiterer Grund für die Schulleiterin, die meist in ihrer Freizeit aufgenommenen Clips zu präsentieren. So lange der Lockdown anhält, will sie das Projekt fortsetzen. „Musik und Bewegung kommt sonst zu kurz, denn der Musikunterricht fällt ja komplett aus, auch der außerhalb der Schule.“

Ein 20-minütiger YouTube-Clip zeigte die „Bärenschule Faschingsparty“. Der Film besteht aus Aufnahmen und Fotos von Grundschülern zum Thema Fasching. Sie präsentieren Zaubertricks, führen Tänze vor. Die Lehrer hatten aufgerufen, Material einzusenden. Viele Schüler waren dem Aufruf gefolgt. Die Lehrer bastelten den „Faschingsparty“-Film.