Hamburg. Auch unter Corona-Bedingungen wird der Prüftermin vom Tüv Hanse in Neuengamme gut angenommen. Nur eine Sache fehlt den Landwirten.

Bei kühlem, aber sonnigem Wetter fährt ein Trecker nach dem anderen auf den Hof von Kückens Gasthof am Neuengammer Hinterdeich 54. Reger Andrang, um die begehrte Tüv-Plakette von Volker Schwab zu erhalten; trotzdem muss niemand lange warten.

Dennoch ist dieses Jahr alles anders, denn wegen der Corona-Pandemie gibt es weder etwas zum Essen, noch wird wärmender Kaffee oder Tee ausgeschenkt.

Trecker-Tüv kommt auf den Hof von Kückens Gasthof

Landwirtschaftsmeister Mathias Peters (50) vom Hitscherberger Hof führt seinen New Holland T6 140 vor: „Ich bin jedes Jahr hier. Alles was uns zu Menschen macht, geht derzeit flöten, und wenn es die gemeinsame Tasse Kaffee ist. Es ist keine schöne Zeit, aber ich erkenne die Notwendigkeit an“, betont er und ergänzt: „Mein Frau ist Krankenschwester und hat auch mit Corona-Patienten zu tun, meine Tochter fährt auf einem Rettungswagen.“ Seine Plakette erhält er anstandslos, danach geht es für ihn zurück auf den Hof – Grünkohl ernten.

Der Klönschnack mit den Kollegen findet in diesem Jahr nur auf Abstand draußen und im Stehen statt. „Das geht schon in Ordnung“, sagt auch Landwirt Markus Moka (41), der seinen Fendt-Trecker vorführt: Baujahr 2000, 60 PS. Das Gefährt wird in seiner Gärtnerei für die Bodenbearbeitung eingesetzt.

Hendrik Wulff bereits zum dritten Mal beim Trecker-Tüv

Einen anderen Trecker schickte Volker Schwab gleich wieder nach Hause: „Ich habe ja ein gutes Herz, aber irgendwann ist Schluss“, sagt er anschließend bestimmt, aber­ ­immer noch freundlich. Das Glas der Scheinwerfer war nicht gesichert, das Licht würde andere Verkehrsteilnehmer blenden. Nach erfolgter Reparatur muss der Trecker beim nächsten Termin erneut vor­geführt werden.

Hendrik Wulff (19) aus Kirchwerder ist bereits zum dritten Mal beim Trecker-Tüv, der Auszubildende von Mathias Peters wird später selber einen Hof betreiben. Die Plakette für den Massey Ferguson 168 erhält er zügig und gegen die obligatorische Gebühr von 57 Euro. „Unsere Preise sind stabil geblieben“, berichtet Prüfer Schwab zufrieden.

Der jüngste Treckerfahrer ist mit 16 Jahren Fahranfänger

Der Jüngste unter den Trecker­fahrern ist Niklas Brinkmann vom Kirchwerder Hausdeich, mit seinen 16 Jahren hat er den Führerschein erst vor einem halben Jahr gemacht und präsentiert den 130 PS starken Trecker der Marke Mercedes-Benz seines Großvaters: „Wir betreiben Ackerbau im Nebenerwerb.“ Derzeit kann sich der Gymnasiast seine Zeit dank Homeschooling selber einteilen. „So lerne ich viel effektiver als in der Schule. Bei den Jüngeren ist das sicher anders“, sagt er.

Vor dem Tüv-Termin hat er die Lichter des Treckers ausgetauscht und diesen gründlich gereinigt: „So sieht er besser aus und verliert hier auf dem Hof keine Erde.“

Die Stimmung auf dem Hof ist trotz Maske fröhlich und herzlich, die Landwirte kennen sich, sind entspannt und akzeptieren die besonderen Umstände. Es wird wie immer das Beste daraus gemacht. Klar fehlt der heiße Kaffee, aber: Nützt ja nichts!

Drei weitere Termine bietet der Tüv Hanse in den Vier- und Marschlanden an:

•  Montag, 1. Februar, von 8.30 bis 14 Uhr, für das Gebiet Altengamme, Neuengamme und Krauel auf dem Hof der Gaststätte Norddeutsches Haus am Altengammer Elbdeich 42.
•  Montag, 8. Februar, von 8.30 bis 13 Uhr, für den Bereich Ochsenwerder, Tatenberg und Spadenland beim Landhaus Voigt am Ochsenwerder Norderdeich 113.
• Montag, 15. Februar, von 8.30 bis 14 Uhr, für Billwerder, Moorfleet, Reitbrook und Allermöhe bei Dirk und Lars Eggers am Moorfleeter Deich 411.