Allermöhe. Trecker-TÜV Zum letzten Termin rollte Helmut Burmester mit Eicher von 1958 an

Für Freunde alter Traktoren gab es gestern auf dem Reiterhof Eggers am Moorfleeter Deich ordentlich was zu gucken: Beim letzten Trecker-TÜV-Termin in diesem Jahr rollten auch einige Oldtimer vor. Auf einem besonderen Hingucker saß Helmut Burmester. Der 66-jährige Gärtner und Betreiber eines Reiterhofs in der Nachbarschaft ließ seinen Eicher ED110/8 prüfen. Der Traktor wurde vor 60 Jahren zugelassen, ist seitdem im Besitz der Familie Burmester.

„Mein Großvater hat den Trecker im Herbst 1958 gekauft. Wenige Monate später wurde das Fahrzeug zugelassen“, sagt Burmester. Auch sein Vater habe den Traktor genutzt: „Er hat dahinter zwei Anhänger gespannt, sie mit Gemüse beladen und es zum Großmarkt gefahren.“ Burmester selbst habe damit noch vor zehn Jahren Heu gekehrt. „Inzwischen ist der Oldie-Trecker ein reines Hobby. Ich nutze ihn nur noch für Ausfahrten und Events.“ Ohne Probleme bekam der graue „Knatterkasten“ die begehrte Plakette.

Vor vier Jahren ließ Burmester den Trecker grundinstandsetzen. Marode Schalter und Kabel wurden erneuert, auch die Lichtmaschine – „natürlich durch Originalteile des Herstellers“, betont der stolze Eigentümer. Er ließ den Zweiachser sandstrahlen und – in Eicher-Grau – neu lackieren. Der Aufwand hat sich gelohnt: Ein Gutachter habe dem Fahrzeug von zehn möglichen die zweitbeste Note gegeben. Wert: 14.500 Euro.

Dabei hat der Eicher nicht einmal eine Hydraulikanlage für Anbaugeräte, „war nie auf dem Acker“, sagt Burmester. „Gepflügt und gefräst haben wir stets mit einem Einachs-Holder. Das geerntete Gemüse wurde per Lore auf Schienen vom Acker zum Hof befördert.“ Burmesters Familie hatte jahrhundertelang Gemüseanbau an der Sandwisch in Moorfleet betrieben. Helmut Burmester verlagerte den Betrieb 1973 an seinen heutigen Standort am Moorfleeter Deich. Dort wird inzwischen nur noch Gras angebaut – für die 50 Pferde, die der Reiterhof beherbergt.

Nach vier Trecker-TÜV-Terminen in den Vier- und Marschlanden hat Volker Schwab vom TÜV Hanse rund 100 landwirtschaftliche Nutzmaschinen geprüft, allein gestern gut 30. Die Traktoren seien im Durchschnitt etwa 18 Jahre alt. „Viele Landwirte und Gärtner haben ihren Fuhrpark modernisiert, denn vor zehn, 20 Jahren betrug das Durchschnittsalter rund 25 Jahre“, sagt der Prüfer.

„Die meisten Kunden kenne ich seit Jahren“, sagt Schwab. Dass er eine Plakette verweigern müsse, käme so gut wie nie vor, berichtet der Fachmann: „Die Gärtner und Landwirte sind gut vorbereitet. Schließlich leben sie mit und von ihren Gerätschaften. Fällt in der Saison ein Trecker aus, hat das schnell Ernteeinbußen zur Folge.“

Kleinere Mängel wie fehlende Reflektoren oder marode Manschetten zum Schutz der Lager würde Schwab wiederum häufig beanstanden, „etwa bei einem Drittel aller Fahrzeuge“. Auch diese Mängel müssten unverzüglich behoben werden, betont der TÜV-Mitarbeiter.