Hamburg. Das Pegelhäuschen am Zollenspieker Fährhaus wird renoviert. Travestiekünstlerin Olivia Jones hat eine besondere Erinnerung an den Ort.
Genau am Elbstrom-Kilometer 598,2 thront es hoch über dem Fluss: das Pegelhäuschen vom Zollenspieker. Ein kleines Bauwerk, das gleich mehrere Superlative in sich vereint. Denn es steht nicht nur am südlichsten Punkt Hamburgs, sondern gilt auch noch als „kleinstes Restaurant der Welt“.
Derzeit können dort jedoch keine Gäste Platz nehmen. Ebenso wie die Gastronomie im Zollenspieker Fährhaus muss das Pegelhäuschen vorerst bis zum 14. Februar geschlossen bleiben. Also wird die Zeit zum Renovieren genutzt: In den vergangenen Wochen wurde das Holz der Brückenanlage und der Galerie erneuert.
"Kleinste Restaurant der Welt" bekommt einen neuen Anstrich
„Zudem soll es innen einen neuen Anstrich bekommen, eventuell auch einen neuen Fußboden“, kündigt Geschäftsführerin Karoline Pospiech an, die das Zollenspieker Fährhaus seit Anfang des Jahres gemeinsam mit André Egger als Doppelspitze führt.
Damit ist das Pegelhäuschen wieder gewappnet, um am Fluss Wind und Wetter zu trotzen. Schließlich war es schon einmal – in einer „Nacht und Nebelaktion“, wie es der Förderverein Zollenspieker Fährhaus in seinem Buch „Der Zollenspieker zu Hamburg: Geschichte & Geschichten“ beschreibt – abgerissen worden. 1992 wurde das Pegelhäuschen, das erst drei Jahre zuvor unter Denkmalschutz gestellt worden war, mit behördlicher Genehmigung wegen „bauphysikalischer Probleme“ abgetragen.
Pegelhäuschen am Zollenspieker lockt viele Gäste an
Doch die Vierländer Bevölkerung bestand auf dem Pegelhäuschen als Bestandteil des Ensembles aus Fährhaus, Kaffeegarten, Uferbefestigung und Fähranleger. Auf Initiative des Fördervereins spendeten Bürger 50.000 Mark (etwa 25.000 Euro), Architekten leisteten kostenlos planerische Hilfe, Baustofflieferanten und Handwerker erbrachten zum Teil ihre Leistungen zum Selbstkostenpreis. So konnte das neue Pegelhäuschen im Jahr 1998 eingeweiht werden.
Seine ursprüngliche Aufgabe, für die es 1880 gebaut wurde – die Sicherheit des Fahrwassers für die größer werdenden Schiffe mit mehr Tiefgang anzuzeigen – hatte schon 1982 ein elektronisches Messgerät übernommen. Also machte sich das Pegelhäuschen als Teil der Gastronomie des Zollenspieker Fährhauses einen Namen als „kleinstes Restaurant der Welt“ – und lockt seitdem Gäste weit über die Grenzen Vierlandens hinaus an die Elbe.
Olivia Jones traf Rekordhalter und stellte sie im "kleinsten Restaurant der Welt" vor
Ob es wirklich das weltweit kleinste Restaurant ist, vermag Karoline Pospiech nicht zu bestätigen. „Wenn wir von Norddeutschland reden, lehnen wir uns aber nicht zu weit aus dem Fenster“, sagt die 32-Jährige. Und so wurde es im vergangenen Jahr auch in der NDR-Reihe „Rekorde des Nordens“ gewürdigt.
Travestiekünstlerin Olivia Jones trifft darin Rekordhalter und stellt deren Geschichten vor. Neben dem Pegelhäuschen besuchte sie in der Folge auch das älteste Alphorn-Bläser-Quartett in Witzin und eine Biersommelier-Weltmeisterin in Stralsund. Die Folge ist abrufbar in der NDR-Mediathek.
Einzig und allein die Deckenhöhe ist manchmal problematisch
Olivia Jones fühlte sich in dem 4,5 Quadratmeter kleinen Raum hoch über der Elbe pudelwohl: Als „niedlich“ und „extremst gemütlich“ bezeichnete die Travestiekünstlerin das Restaurant, in dem sie gemeinsam mit Chefin Karoline Pospiech ein Menü serviert bekam. „Ein kleiner Ort für große Stunden, romantischer geht’s ja nicht“, stellte Jones fest.
Einzig die Größe des Raums kann so hochgewachsenen Menschen wie der Travestiekünstlerin (1,95 Meter) zu schaffen machen: Beim Hinsetzen am Tisch blieb sie kurzzeitig mit ihrer gelben Perücke im Kronleuchter hängen.
Oft werden Heiratsanträge und Jahrestage im Pegelhäuschen zelebriert
Bis zu vier Personen finden aber unbeengt Platz. Zu 80 Prozent sind es allerdings Paare, die dort besondere Momente verbringen, berichtet Karoline Pospiech. Heiratsanträge und Jahrestage werden dort gern zelebriert: „Fast alle Brautpaare, die bei uns ihre Hochzeit gefeiert haben, feiern hier ihren ersten Hochzeitstag“, berichtet Karoline Pospiech.
Dementsprechend gut ausgebucht ist das Pegelhäuschen. Vor allem die Wochenend-Tage im Sommer sind begehrt, weiß die Geschäftsführerin. Etwa ein halbes Jahr im Voraus sollte man reservieren. „Aber manchmal werden auch kurzfristig Plätze frei“, sagt Pospiech. Reservierungen sind immer möglich – auch jetzt im Lockdown.
Wer derzeit nicht auf das kulinarische Angebot des Zollenspieker Fährhauses verzichten möchte, der bekommt nun Speisen im Weckglas: Auf der Karte stehen Labskaus, Grünkohl und Räucherfischpott. Kontakt: 040/793 13 30.