Hamburg. Behörde setzt in ländlichen Bereichen auf On-Demand-Angebote. Modellversuch soll zeigen, ob es eine Option fürs Landgebiet sein könnte.

Seit gut einem Jahr verkehrt der "Deichflitzer" alias Linie 530 zwischen der Hamburger U-Bahnhaltestelle Hammer Kirche und der Schule Mittlerer Landweg. Erstmals wurde damit der südöstliche Bereich des Moorfleeter Deichs an das Verkehrsnetz des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) angeschlossen. Mit Erfolg: Die Linie wird von den Fahrgästen gut angenommen und mit dem Fahrbahnplanwechsel im Dezember sogar vom vorherigen Endpunkt in Hamm bis nach Hohenfelde (Lübecker Straße) verlängert. Die Bergedorfer Politik hatte daher gehofft, dass Kleinbusse wie der "Deichflitzer" eine Möglichkeit sein könnten, um noch weitere Bereiche der Vier- und Marschlande zu verbinden.

Vorerst nur ein "Deichflitzer" in den Vier- und Marschlanden

Ende November brachte die Bezirksversammlung einen entsprechenden Antrag der Koalition aus SPD, FDP und Grünen auf den Weg. Demnach sollte geprüft werden, welche zusätzlichen Verbindungen durch den Einsatz von „Deichflitzern“ im Landgebiet erschlossen oder welche Linien dadurch verstärkt werden könnten. Zudem sollte geprüft werden, inwiefern der Einsatz von Kleinbussen das ÖPNV-Angebot in den späten Abend- oder Nachtstunden verbessert werden könnte.

Doch diese Prüfung erzielte nun nicht das von der Politik gewünschte Ergebnis: Denn demnach wird es vorerst keine weiteren "Deichflitzer" im Landgebiet geben. Die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) teile zwar die Auffassung der Bezirksversammlung, dass die Bereitschaft der Menschen, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen, mit der Attraktivität und der Dichte des jeweiligen Angebotes zunimmt.

Aus diesem Grunde vollziehe der Senat mit der Einführung des Hamburg-Taktes auch einen Paradigmenwechsel von einer überwiegend nachfrageorientierten Betrachtung hin zu einer angebotsorientierten Planung, heißt es aus der Behörde.

Ioki in den Stadtteilen Lurup, Osdorf und Billbrook

Während in den städtischen, dicht besiedelten Stadtteilen eine erhebliche Ausweitung der Busverkehre innerhalb der nächsten zehn Jahre vorgesehen ist, würden im ländlichen Bereich On-Demand-Angebote favorisiert werden. Derartige Verkehrsdienste könnten auch unter Nutzung moderner Kommunikationsmittel die individuellen Mobilitätsbedürfnisse bündeln und zielgerichtet befriedigen, teilt die BVM mit.

Daher würde der Hamburger Verkehrsbund (HVV) und Verkehrsunternehmen zusammen mit der BVM daran arbeiten, entsprechende On-Demand-Verkehre zu entwickeln. Die Erfahrungen aus den derzeit laufenden Modellversuchen mit ioki in den Stadtteilen Lurup, Osdorf und Billbrook sollen dabei einbezogen werden. Nachdem es gesicherte Erkenntnisse über die Wirkung der Angebote gibt, könnten Konzepte für weitere Stadtteile, zu denen auch die Vier- und Marschlande gehören, entwickelt werden.

Durchgehender Nachtverkehr auf der Linie 124

Um schon jetzt das Angebot im nächtlichen Verkehr zu verbessern, wurde auf der Linie 124 mit dem Fahrplanwechsel im Dezember ein durchgehender Nachtverkehr eingerichtet und durch einzelne Fahrten der Linie 120 in den Tagesrandlagen ergänzt. In den vergangenen Jahren habe sich in diesem Bereich eine Nachfrage entwickelt, die einen regelmäßigen Linienverkehr rechtfertigt. Gemeinsam mit dem Anruf-Sammel-Taxi bestehe damit auch in den Nachtstunden eine angemessene Grundversorgung, so die Behörde.

Ob darüber hinaus weitere Linienverkehre in der Nacht entstehen könnten, werde die kommende Entwicklung zeigen. Dies sei danach zu bewerten, ob die Zahl der zu erwartenden Fahrgäste ein regelhaftes Angebot in Form eines klassischen Linienverkehrs rechtfertige.

Laura Wohnrath (SPD) zeigt sich enttäuscht: "Ich bin ein großer Fan vom 124er und freue mich, dass er jetzt auch nachts fährt. Trotzdem hat man den Eindruck, dass die Annahme besteht, dass eine Linie die gesamten Vier- und Marschlanden abdeckt. Aber das Landgebiet ist doch einfach ein bisschen größer", monierte die junge Sozialdemokratin aus Fünfhausen.