Geesthacht. Eine Verbindung nach Bergedorf und Hamburg wird seit langer Zeit gewünscht. Jetzt hat das Projekt Fahrt aufgenommen.
Ein Bahnanschluss Geesthachts an Bergedorf und Hamburg ist ein lang gehegter Wunsch in der Elbestadt. Seitdem der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (Nah.SH) eine Machbarkeitsstudie vorgelegt hat, hat das Projekt Fahrt aufgenommen. Demnach könnte die alte Trasse vom Alten Bahnhof in Geesthacht reaktiviert werden (wir berichteten).
Über Haltestellen in Autobahnnähe – dort soll ein Park+Ride-Parkplatz entstehen –, Escheburg, Börnsen und Bergedorf-Süd könnten der Bahnhof Bergedorf in 23 Minuten mit einer Art Straßenbahn sowie der Hamburger Hauptbahnhof mit einem Elektrotriebwagen ohne weiteren Halt in 34 Minuten erreicht werden – so sieht zumindest die favorisierte Variante der Planer aus. Kostenpunkt: rund 103 Millionen Euro – sowie jährlich weitere 20,3 Millionen Euro Unterhalt.
Nach einer Präsentation der Studie im Kleiner Theater Schillerstraße standen die digital zugeschalteten Planer erstmals den Fragen der Bürger Rede und Antwort. Die Resonanz war groß. 66 Teilnehmer, davon einige aus Bergedorf, waren coronakonform auf alle drei Säle verteilt. Die wichtigsten Themen.
Standort des Bahnhofs in Geesthacht
Der Alte Bahnhof an der Bahnstraße soll reaktiviert werden, weil er gute Möglichkeiten für städtebauliche Maßnahmen bietet. Es muss Platz für Busse geschaffen werden, die Passagiere zum Umstieg in die Bahn zum Bahnhof bringen.
Die Zukunft des ZOB
Denkbar ist, dass einige oder viele Linien umgeleitet werden. Einen zusätzlichen Umstieg am ZOB soll es nicht geben. Der Bahnhof wäre der neue Verkehrsknotenpunkt. „Aber wie wir den Transfer vom ZOB zum Bahnhof regeln, dafür ist es noch viel zu früh. Darüber können wir uns Gedanken machen, wenn das Projekt durch ist“, sagte Bürgermeister Olaf Schulze.
Standort des Park+Ride-Parkplatzes
Ob nun, wie in der Machbarkeitsstudie angedacht, auf dem Feld neben dem Landhof Buhk in Besenhorst oder woanders: Klar ist, ein Park+Ride-Platz soll in Nähe des Kreuzes von A 25 und B 404 entstehen, um auch für Pendler aus Niedersachsen attraktiv zu sein. Auch andere Personen, die vom Auto in die Bahn umsteigen, sollen hier zusteigen. Angedacht sind 400 bis 500 Stellplätze. „In Schleswig-Holstein ist es unüblich, dass Nutzer kommunaler Park+Ride-Plätze Geld bezahlen“, betonte zudem Lukas Knipping von Nah.SH.
Bahnübergänge bis Bergedorf-Süd
Die Übergänge der Bestandsstrecke sollen alle bestehen bleiben, aber technisch gesichert werden. Zum Beispiel mit einer Schranke. Brücken im Geesthachter Stadtgebiet sind unrealistisch. Denkbar wäre aber, dass neben einer Querung der B 5 in Bergedorf eine weitere Eisenbahnbrücke am Curslacker Heerweg (Autobahn-Ausfahrt Curslack) erforderlich ist.
Mehr Busse als Alternative zur Bahn
Selbst bei einer kürzeren Taktung könnten Busse die Bahn nicht ersetzen, so Knipping. „Eine Stadt wie Geesthacht mit 30.000 Einwohnern und die dazwischenliegenden Orte, da kommt ein Bussystem an seine Grenzen“, sagte er. Aber: „In unserer Studie ging es darum, wie die vorhandene Strecke ins ÖPNV-Netz eingebunden werden kann.“ Prof. Dr. Thomas Siefer von der TU Braunschweig gab aber zu bedenken: „Busse stehen auch im Stau.“
Kosten für Geesthacht
Den größten Teil der Summe tragen die Bundesländer und der Kreis. Für Geesthacht sollen sich die Kosten im überschaubaren Größenordnungen halten. Größere Arbeiten würden im Umfeld des Bahnhofs nötig. Bis zu 75 Prozent können allerdings über Fördermittel finanziert werden.
Der zeitliche Rahmen
„Wann die Bahn kommt, ist die zweite Kardinalfrage“, sagte Lukas Knipping und ergänzte: „Die erste müsste lauten: Wird sie kommen? Das ist aber allein eine politische Entscheidung. Hier sind Schleswig-Holstein und vor allem Hamburg gefragt.“ Derzeit befinde sich die Planung an einem sehr, sehr frühen Zeitpunkt. Zudem müsse zwingend die Förderfähigkeit des Projekts nachgewiesen werden. „Bevor man einen Zeitplan nennen kann, wird Zeit ins Land gehen. Es ist noch ein sehr langer Weg, den wir gehen müssen“, sagte Knipping. Ein Signal könnte das im ersten Quartal 2021 erwartete Schienengutachten sein, dann könnte die Vorplanung im Herbst 2023 fertig sein. „Aber das ist reine Spekulation“, betonte Knipping.
Fazit
Für Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze steht zumindest eines fest: „Das Projekt ist keine Utopie mehr, sondern wirklich machbar, für das wir aber kämpfen müssen, damit wir mittelfristig in die Umsetzung gehen können.“
Die Stadt veröffentlicht in den kommenden Tagen den Vortrag sowie alle Fragen und Antworten ausführlich auf geesthacht.de. Weitere Fragen per E-Mail an info@geesthacht.de.