Hamburg. Die denkmalgeschützte Reetdach-Kate von 1840 ist seit Jahren ein gefragtes Fotomotiv am Curslacker Deich – nun wird sie abgegeben.

Diesen einen Spaziergang mit ihrem damaligen Berner Sennenhund in Stapelfeld werden sie nie vergessen. Er liegt zwar schon mehr als 15 Jahre zurück, doch es war ein Moment, der ihren weiteren Lebensweg veränderte: Rüde „Sam“ spürte ein Hufeisen auf. Und Andrea Schöne wusste gleich: „Das hat etwas zu bedeuten.“

Wenige Tage später stieß sie beim Blättern in der Zeitung auf die Immobilienanzeigen. „Dabei habe ich die sonst nie gelesen. Und wir waren auch gar nicht an einem Umzug interessiert“, erinnert sich die 63-Jährige, die damals mit ihrem Mann Dirk Birke in Rahlstedt wohnte. Doch eine Annonce fiel ihr sofort ins Auge: „Perle am Deich zu verkaufen“ stand darüber geschrieben.

Und so sah sich das Ehepaar diese Perle mal an — und hatte schnell ihr Herz an das denkmalgeschützte Haus am Curslacker Deich 144 verloren. Mit dem Eigentümer der 1840 erbauten Kate, die er zuvor umfangreich in Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt renoviert hatte, wurden sie sich schnell einig – und Curslack ihr neues Zuhause. „Ich habe Reetdachhäuser schon immer toll gefunden und davon geträumt, mal in einem zu leben“, sagt Andrea Schöne, die als junge Frau ihre erste Wohnung in Bergedorf hatte und häufig mit ihren Freunden hinaus in die Vier- und Marschlande fuhr.

Das Reetdachhaus ist in insgesamt drei Wohnungen unterteilt

Beim Eintritt in das Haus geht es im Erdgeschoss als erstes in die gemütliche Stube, die Platz für einen großen Esstisch bietet.
Beim Eintritt in das Haus geht es im Erdgeschoss als erstes in die gemütliche Stube, die Platz für einen großen Esstisch bietet. © ENGEL & VÖLKERS | Engel & Völkers

Diesen Traum vom Reetdachhaus hätten sie nun 15 Jahre lang gelebt, stellt Dirk Birke fest. Doch nun sei es an der Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen: „Viele sagen, wer einmal in Vierlanden war, der bleibt in Vierlanden. Aber wir sind weltoffen und ein erneuter Ortswechsel fällt uns grundsätzlich nicht schwer“, sagt der 65-Jährige. Auch wenn ihnen die wunderschöne Umgebung und die besondere Atmosphäre, die sich aus dem Ensemble mit der Kirche ergibt, fehlen werde. Denn so schön ihre Perle auch ist – sie hat eben auch viele Treppen – und ist nicht unbedingt geeignet fürs hohe Alter.

Deshalb hat sich das Paar entschieden, ihr Haus zu verkaufen. Wann genau es soweit sein wird, steht noch nicht fest, je nachdem wie schnell sich Andrea Schöne mit ihrer Firma auf den Zeitpunkt ihres Renteneintritts einigt. Theoretisch könnte die 63-Jährige jetzt gleich in den Ruhestand gehen, oder aber spätestens in zwei Jahren. Diesen Schritt hat ihr Mann bereits hinter sich: Zuvor war er mit einem Konstruktionsbüro selbstständig. „Wir würden uns freuen, wenn das Haus einen neuen Besitzer findet, der mit ebenso viel Herzblut hier lebt wie wir“, sagt der 65-Jährige.

Haus ist ein beliebtes Motiv für Fotografen und Maler

An die Stube schließt offen die Küchenzeile an, die unter der Holzdecke in einem hellem Grau recht modern gestaltet ist.
An die Stube schließt offen die Küchenzeile an, die unter der Holzdecke in einem hellem Grau recht modern gestaltet ist. © ENGEL & VÖLKERS | Engel & Völkers

Das Haus prägt entscheidend den Dorfkern von Curslack. Bei Fotografen und Malern ist es ein beliebtes Motiv und zierte schon zahlreiche Postkarten, Kalender und Gemälde. Einst betrieb August C. Wulff darin eine Gastwirtschaft und eine Kohlenhandlung.

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Das Schlafzimmer ist noch sehr ursprünglich: komplette Holzvertäfelung an Wänden und Decke und eine „hohe Kante“ über dem Bett. Die massive Holzschiebetür führt ins Badezimmer.
Das Schlafzimmer ist noch sehr ursprünglich: komplette Holzvertäfelung an Wänden und Decke und eine „hohe Kante“ über dem Bett. Die massive Holzschiebetür führt ins Badezimmer. © ENGEL & VÖLKERS | Engel & Völkers

Heute ist die Kate, die vom Deich aus gesehen ein einstöckiger, vom Friedhof her ein zweistöckiger Fachwerkbau mit Reetdach ist, in insgesamt drei Wohnungen unterteilt: Die zwei kleinen Wohnungen (44,5 und 46,5 Quadratmeter) sind vermietet, in der größten Wohnung leben Andrea Schöne und Dirk Birke auf 115 Quadratmetern. Diese erstrecken sich auf drei Ebenen, alle relativ offen durch Treppenaufgänge und Galerie. Prägende Elemente sind die Holzdecken und dicke Balken: Besonders das Schlafzimmer ist sehr ursprünglich geblieben mit Holzvertäfelung, „Luscherluke“ zum ehemaligen Bedienstetenzimmer – heute Wohnzimmer – und hoher Kante – „darauf hat man früher über dem Bett die Geldbörse gelegt“, erklärt Andrea Schöne.

Das Ehepaar wird nach Heiligenhafen ziehen

Mitnehmen wird das Paar in ihr neues Heim wohl wenig. Eine Wohnung in Heiligenhafen, die sie bisher im Urlaub nutzten, soll ihr ständiges Domizil werden. Die ist allerdings sehr modern, die historischen Möbel aus der Reetdach-Kate passen nicht hinein. Das Hufeisen aus Stapelfeld, das bisher an einem der dicken Holzbalken in der gemütlichen Wohnküche hängt, findet aber sicherlich dort auch wieder einen Platz zum Glückbringen.

Infos zum Haus und Preis bei Engel & Völkers Bergedorf, Telefon 040/22 63 05 10