Hamburg. Wohnen in Mini-Häusern: Initiative sucht Grundstück, um generationenübergreifend, ökologisch und autark zusammenleben zu können.

Jack Sturm (33) und seine Familie träumen von einem Leben in einem kleinen Haus in einem Tiny-House-Dorf in den Vier- und Marschlanden. Sie wollen sich mit einer Gemeinschaft aus Gleichgesinnten zusammentun, zehn bis 15 Erwachsenen, die generationenübergreifend, solidarisch, ökologisch und möglichst autark leben, sich also weitgehend selbst versorgen, etwa durch das Halten von Hühnern und den Anbau von Gemüse.

Solidarisch bedeutet – wie bei der Solidarischen Landwirtschaft Vierlande, in deren Vorstand sich Sturm engagiert –, dass einige Siedler mehr als den Durchschnittspreis zahlen, damit sich andere, die weniger Geld haben, auch diesen Traum vom gemeinsamen Wohnen erfüllen können. Doch nicht nur monetäres Engagement ist gefragt: Jeder soll sich nach seinen Möglichkeiten tatkräftig in der Gemeinschaft einbringen und etwa die Tiere des Nachbarn im Urlaub versorgen, Einkäufe erledigen, ältere Nachbarn zum Arzt begleiten oder die Gemeinschaftsflächen pflegen.

Mitstreiter für Tiny-House-Dorf in den Vier- und Marschlanden gesucht

Der selbstständige Unternehmenscoach, Webdesigner und Lehrer in Teilzeit und seine Frau Jessica, die derzeit in Neuengamme leben, haben bereits drei erwachsene Mitstreiter. Doch sie suchen weitere Interessierte, mit denen eine Baugenossenschaft gegründet werden soll. In Hamburg gebe es ein solches Projekt bislang nicht, meint Sturm, „anderswo in Deutschland hingegen schon“. Deshalb sei der Name „Solidarisches Wohnkonzept“ (SoWoko) nicht neu.

Die künftigen Bewohner der Siedlung legen auch Wert auf Nachhaltigkeit und einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck. „Die Grundfläche der Häuser verfrachten wir als Grünflächen auf ihre Dächer“, sagt Sturm. Dem Projekt soll ein Auto zur Verfügung stehen, dessen Nutzung die Nachbarn sich teilen. Es gehe auch um „weniger haben, mehr leben“, sagt der Neuengammer. Solarenergie, eine Komposttoilette und eine Pflanzenkläranlage sind weitere Punkte, die weit oben auf der Wunschliste der Projekt-Initiatoren stehen.

Möglichst kleiner ökologischer Fußabdruck

Für das SoWoko Vierlande suchen der Neuengammer und seine Mitstreiter nun ein mindestens 3500 Quadratmeter großes Grundstück im Landgebiet – „unbebaut oder mit kleinen Einzelhäusern“. Neben drei bis fünf Wohnhäusern soll es auch ein Haupthaus für die Gemeinschaft und zwei sogenannte Tiny Houses als Gästehäuser geben. Alle Häuser sollen aus Holz sein. Tiny Houses sind, wie der Name schon sagt, „winzige Häuser“. Sie sind in Deutschland maximal 50 Quadratmeter groß, aus Holz und günstig in Anschaffung und Unterhalt.

Tiny Houses sollen vermietet werden

Die Genossenschaft soll bei dem Millionenprojekt als Käufer auftreten. „Die Mitglieder haben Genossenschaftsanteile und zahlen Miete“, sagt der 33-jährige Familienvater, der sich intensiv mit dem Modell der Baugenossenschaft beschäftigt hat. „So bekommen wir ein Bankdarlehen, haben steuerliche Vorteile und die Chance auf Zuschüsse.“

Die Tiny Houses sollen vermietet werden. „So können wir weiteren Menschen autarkes Leben zumindest für einige Tage ermöglichen“, sagt Sturm. Die Mieteinnahmen sollen in das Projekt fließen und weitere Investitionen ermöglichen – oder den Preis für die Miete der Dauerbewohner senken. Gesucht werden nun auch Investoren, die nach gewinnbringenden Anlagemöglichkeiten schauen.

Planer will regionale Politik mit ins Boot holen

Es sei „schwierig, überhaupt Baugrundstücke zu finden“, sagt Sturm. Doch die SoWoko-Aktiven haben nach langer Suche nun ein geeignetes, 3700 Quadratmeter großes, zum Verkauf stehendes Baugrundstück in den Vierlanden im Blick: „Leider hat das Bauamt erst einmal abgelehnt.“ Von einem weiteren, 4000 Quadratmeter großen Grundstück, ebenfalls in Vierlanden, haben sie gerade erfahren. „Leider ist es noch nicht als Baufläche ausgewiesen.“ Zudem gebe es auch andere Interessenten, meint Sturm, der von einem „Wettlauf gegen die Zeit“ spricht. Nun versuchen er und seine künftigen Nachbarn, die regionale Politik ins Boot zu holen: „Die Politiker, mit denen wir bisher gesprochen haben, finden die Idee grundsätzlich gut.“ Auch mit Baufirmen seien die SoWoko-Fans bereits im Gespräch.

„Unser Mini-Dorf soll ein grüner, natürlicher, solidarisch-herzlicher Platz sein, an dem man gerne lebt“, sagt Sturm. Internet: sowoko-vierlande.jimdofree.com. Dort gibt’s auch Kontaktmöglichkeiten.