Kirchwerder. Sie lockte den Welpenhändler in die Falle: Marina Wesemann aus Kirchwerder deckte den illegalen Handel mit todkranken Welpen auf. Dahinter steckt starkes Engagement für den Tierschutz, mit oft nächtelanger Recherche im Internet und am Telefon.

„Carpe diem“ steht in hübschen, schwarzen Lettern an einer Wand der Wohnküche bei Marina Wesemann in Kirchwerder. Nutze den Tag, genieße das Leben, verschiebe es nicht auf morgen – dieser Sinnspruch passt zu der engagierten 50-Jährigen, die sich mit ganzem Herzen dem Tierschutz verschrieben hat.

„Tierschutz gehört für mich zu jedem Tag“, sagt Marina Wesemann. Und das nicht nur, weil sie zweite Vorsitzende des Tierschutzvereins „Pluto“ ist, der sich 2007 in Vierlanden gegründet hat. Die Organisation hat unter anderem zwei Katzenhäuser gebaut (Neuengamme und Bergedorf), rettet und vermittelt Tiere in Deutschland und Spanien. Zudem sitzt Marina Wesemann jede Woche stundenlang am Telefon und am Computer und recherchiert. Nächtelang gräbt sie sich durch den „Tierschmutz“ wie sie es nennt, den illegalen Handel mit Hunden. „Ich mag diese Detektivarbeit, decke gern Missstände auf“, sagt sie und der Erfolg gibt ihr Recht.

So ist es ihr zu verdanken, dass Anfang vergangener Woche ein skrupelloser Welpendealer samt Komplizen dingfest gemacht werden konnte. Der 38-Jährige aus Bremerhaven war Marina Wesemann bei ihrer Recherche im Internet schon häufiger mit seinen Verkaufsanzeigen aufgefallen. Dazu kamen Tipps per Telefon und E-Mail. „Ich bin in vielen Foren unterwegs, habe ein großes Netz an Kontakten aufgebaut“, sagt Wesemann. Traurige Käufer berichteten ihr von Welpen, die kurz nach dem Kauf gestorben waren. Doch der Hundehändler, auf dessen Internetanzeige sie reagiert hatten, war nicht mehr zu erreichen, sein Handy tot.

Als wieder so eine Anzeige der „Hundemafia“ auftauchte, stellte Marina Wesemann dem 38-Jährigen eine Falle. Ihr Mann gab sich ihm gegenüber als williger Käufer aus und sie vereinbarten ein Treffen in Kirchwerder. Kaum hielt er aber das winzige Hundebaby in Händen, schlug die zuvor informierte Polizei zu. Beim Komplizen wurden weitere fünf etwa sechs Wochen alte Welpen im Kofferraum entdeckt. Der Verstoß gegen das Tierschutzgesetz, nach dem Hunde frühestens ab der achten Lebenswoche abgegeben werden dürfen, wird mit einer Geldstrafe oder bis zu drei Jahren Haft geahndet.

„Viel zu lasch“, findet Wesemann, die voller Wut auf den Händler ist. Die Welpen stammen aller Wahrscheinlichkeit nach aus einer illegalen „Tiervermehrungsstation“, die oftmals in Osteuropa betrieben werden. Geldgierige Menschen beuten Hündinnen, die in erbärmlichsten Verhältnissen gehalten werden, als Gebärmaschinen aus. Sie trennen den Wurf viel zu früh von der Mutter und nehmen ihnen die Muttermilch, die sie zum Aufbau eines Abwehrsystems bräuchten. Sie werden weder entwurmt noch geimpft, sondern schnell verkauft, machen mit dem Niedlichkeitsfaktor Kasse.

Wütend und traurig ist Marina Wesemann noch heute, wenn sie an die fingierte Übergabe in Kirchwerder denkt. Diese kleine Handvoll Hund, die sie von dem Händler erhielt, war völlig entkräftet und todkrank. Das gesamte Sextett wurde zwar noch am selben Tag ins Tierheim Süderstraße gebracht und aufgepäppelt. Doch die winzige, schwarze Fellkugel konnte nicht gerettet werden, starb an Hundeseuche. „Die anderen sind gesund, wachsen und gedeihen“, sagte Tierheimleiterin Katharina Woytalewicz gestern. Etwa in vier Wochen, so hofft sie, können die Hunde in verantwortungsbewusste Hände vermittelt werden.

Marina Wesemann würde gern einen der Hunde adoptieren, wenngleich sie und ihr Mann schon vier Hunden und zwei Katzen ein Zuhause geben. So ist es eben: Carpe diem – Tiere sind ihr Leben.

www.pluto-tierschutz.org