Hamburg. Baubeginn für das Schöpfwerk Neuengamme soll 2026 sein. Bis dahin suchen die Anwohner Möglichkeiten, um ihren Besitz zu schützen.
Silke und Andreas Gabriel brauchten erstmal ein paar Tage an der Ostsee, um tief durchzuatmen und die Eindrücke zu verarbeiten. Denn das Binnenhochwasser vor eineinhalb Wochen in der Dove-Elbe hat Spuren bei dem Betreiber-Ehepaar der Bootsvermietung Hamburg hinterlassen. Dreiviertel des Hafengeländes am Moorfleeter Deich standen bereits unter Wasser, die große Halle musste mit Sandsackbarrieren geschützt werden.
Binnenhochwasser an der Dove-Elbe: Anwohner fordern schnelle Hilfe
„Wir hatten fünf aufregende und kräftezehrende Tage und Nächte, an denen wir zu Ebbe auf der Stromelbe schlafen konnten und um die Hochwasserzeit Wache geschoben haben. Zum Höhepunkt haben wir uns sogar mit Schlafen abwechseln müssen, damit immer jemand den Pegel im Auge hat und jederzeit reagieren kann“, berichtet Andreas Gabriel.
Letztlich sei man „mit einem tiefdunkelblauen Auge davon gekommen“: „Ohne die weiteren Pumpen aus Bremen hätte es schlecht gestanden für Gebäude und Steganlagen. Es fehlten nur fünf Zentimeter“, sagt Andreas Gabriel.
Hamburger Yacht-Club: Alle Stege waren unter Wasser
Ähnlich erging es dem Hamburger Yacht-Club am gegenüberliegenden Ufer: „Bei uns waren alle landgebundenen Stege unter Wasser, und wir mussten die Übergänge von Land auf Schwimmstege alle sichern, hatten eine überschwemmte Stromanlage an Land und mussten gezielt einiges abschalten. Jetzt sind wir dabei, alles wieder instandzusetzen“, berichtet Clubvorsitzender Wolfgang Schnorrenberg.
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Mithilfe vieler Ehrenamtlicher habe man die Situation bewältigen können: „Das einzig Negative war die anfangs schleppende Kommunikation mit der HPA, bis dann endlich von deren Seite eine manuelle Regulierung der Wasserstände an der Tatenberger Sielanlage erfolgte und anschließend die Hilfe durch das TWH an der Schleuse eintraf“, kritisiert Schnorrenberg.
Senat vermeldet keine größeren Schäden
Durch den Einsatz konnte letztlich Schlimmeres verhindert werden. „Berichte über größere Schäden liegen aktuell nicht vor“, heißt es nun vom Hamburger Senat. Das geht aus der Antwort auf eine Anfrage von Dennis Gladiator hervor.
Aus Sicht des CDU-Bürgerschaftsabgeordneten aus Bergedorf sei es großem Glück und dem Verdienst unzähliger Ehren- und Hauptamtlicher zu verdanken, dass nichts Schlimmeres passiert sei. „Nun müssen verlässliche Vorkehrungen getroffen werden, denn auf Glück können und wollen wir uns in einem nächsten Ernstfall nicht verlassen“, fordert Dennis Gladiator.
Schöpfwerk Dove-Elbe: Elf Grundstücksankäufe stehen noch aus
Aus der Senatsantwort wird auch klar: Bis die Schöpfwerke gebaut werden können, fehlt es weiterhin an Grund und Boden. Elf Grundstücksankäufe stehen noch aus. Bis dahin ruhen die Planungen für das Schöpfwerk Dove-Elbe in Neuengamme. Erst wenn dieses realisiert werden kann, wären die beiden weiteren geplanten Schöpfwerke in Zollenspieker und Neudorf genehmigungsfähig.
Die Umweltbehörde (Bukea) habe zuletzt Anfang Januar ein Verhandlungsgespräch geführt. Weitere Gespräche seien in Vorbereitung. Trotz der noch fehlenden Grundstücke werde mit einem Baubeginn des Schöpfwerks Dove-Elbe im Jahr 2026 ausgegangen.
Anwohner der Dove-Elbe fordern kurzfristige Lösung
Bis dahin wollen die Anrainer der Dove-Elbe aber keinesfalls warten: „Für uns und unsere Nachbarn ist klar, dass jetzt endlich etwas geschehen muss“, betont Andreas Gabriel. „Es muss eine kurzfristige Lösung her, die uns alle an der Dove-Elbe vor weiteren, jederzeit wieder möglichen Ereignissen schützt, bis die Schöpfwerke fertiggestellt sind.“
Mit allen Hilfspumpen an der Tatenberger Schleuse sei am Ende eine Leistung von etwa 60.000 Litern pro Minute bereitgestellt worden, was der Leistung eines Schöpfwerkes entsprechen würde. „Das hat gezeigt, dass Bergedorf bis zur Fertigstellung der Schöpfwerke eine Mindestausstattung an permanent verfügbaren und kurzfristig einsetzbaren Pumpen benötigt“, sagt Andreas Gabriel.
Runder Tisch mit Behörden geplant
Im Ernstfall könnten dann mobile Schöpfwerke gestellt werden, ohne dass dazu erst Hilfe aus Bremen angefordert werden müsse. „Wir können uns ja nicht darauf verlassen, dass wir aus anderen Bundesländern immer und schnell ausreichend Pumpen heranziehen können“, sagt Gabriel.
Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, wollen die Anrainer das Bezirksamt Bergedorf zu einem runden Tisch mit Behörden und Anwohnern auffordern. Auch die Bürgerinitiative „Dove-Elbe-retten“ soll wieder aktiv werden, kündigt Andreas Gabriel an.