Altengamme. Zu der Testspielen traten die Vierländer nur mit einem Minikader an. Auch an einen normalen Trainingsbetrieb war nicht zu denken.
Um zu verstehen, wie eng die Beziehung der Fußballer des SV Altengamme untereinander ist, bedarf es eigentlich nur eines Blickes ein paar Monate zurück. Zur Weihnachtszeit, als die dritte Welle der Coronavirus-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen das gesellschaftliche Leben in Deutschland praktisch zum Erliegen gebracht hatten, machten sich Marcel Mohr, Niko Reimers, Marvin Behr, Jonas Buck, Sebastian Pietsch und Christopher Kleinert auf, um ihren Mannschaftskameraden und den Mitgliedern des Trainer- und Betreuerstabs eine kleine Freude zu bereiten.
Das Sextett bildet den Festausschuss des Vierländer Landesligisten und spielte Weihnachtsmann. Jedem Kicker und Funktionär wurde in Zeiten der strengen Kontaktbeschränkungen – selbstverständlich mit Maske – ein Geschenk gebracht.
Nach acht Monaten freudiges Wiedersehen mit der großen Familie
Nähe zu bewahren in einer Zeit des Social Distancing, es war allerdings auch für die so eng miteinander verbundenen Altengammer Kicker ansonsten ein großes Problem. In Kontakt blieben sie primär auf virtueller Ebene. „Wir haben Zoom-Konferenzen gemacht und uns online getroffen, um Spiele zu spielen“, erzählt Coach Jan Krey. Als die über achtmonatige Fußball-Zwangspause dann vorbei war, gab es zwar ein freudiges Wiedersehen der „großen Familie“ (Krey), doch an den Einstieg in einen normalen Trainingsbetrieb war nicht zu denken.
„Jeder hatte seine Urlaubstage angehäuft und sie dann genutzt. Und das ist ja auch in Ordnung, schließlich weiß man ja nicht, wie lange es noch geht. Aber dadurch hatten wir eine ,Salami-Vorbereitung’“, sagt der SVA-Trainer.
Zum Saisonstart Mitte August noch nicht bei 100 Prozent
Krey trainierte phasenweise mit einem Mini-Kader und hatte in in einigen Vorbereitungspartien nur zwei Ersatzspieler zur Verfügung. Es war dementsprechend kein guter Zeitpunkt für den „Goldgriff für unseren Verein“ (Ligaobmann Philipp Mohr über Trainer Krey), taktische Innovationen voranzutreiben. „Es ist sehr schwierig derzeit, aber auch spannend“, erklärt der Coach. Der 41-Jährige rechnet ob der vielen Urlauber in den vergangenen Wochen nicht damit, dass sein Team zum Saisonstart Mitte August bereits bei 100 Prozent ist: „Wir brauchen bestimmt noch zwei bis drei Wochen länger.“
Von Vorteil könnte für Krey allerdings sein, dass er nahezu mit demselben Kader der Vorsaison arbeitet. Kein Leistungsträger hat den Dorfclub verlassen. Und in Linksaußen Tjorben Rexin (U19 SV Eichede), Torjäger Marvin Heitbrink (SV Curslack-Neuengamme II) und Verteidiger-Routinier Dominic Teßmann (eigene Zweite) hat der Trainer noch einmal interessante Optionen dazubekommen. „Ich bin absolut zufrieden mit dem Kader. Natürlich würde ich mich nicht dagegen wehren, wenn noch Spieler dazukämen. Aber sie müssten dann schon stärker sein, als die, die wir haben“, sagt Krey.
Aufstieg wäre nach Trainer Krey ein „Betriebsunfall“
In seinem Aufgebot tummeln sich junge Akteure wie Verteidiger Simon Seidel, Rexin und Dennis Reckstadt, nur unwesentlich ältere, aber schon landesligaerprobte Kicker wie Buck, Alpen und Lasse Voigt sowie Routiniers wie Kapitän Dominik Scheu, Patrick Bierwagen und Sebastian Peters. Mit diesem Mix aus Jugend und Erfahrung standen die Vierländer auf Rang zwei, bevor die vergangene Saison wegen Corona abgebrochen wurde. Träumereien vom Oberliga-Aufstieg wären am Gammer Weg also durchaus nachvollziehbar. Aber Krey und Co. sind weit davon entfernt, nach den Sternen zu greifen.
„Wir haben erst einmal gar kein Saisonziel. Wir müssen schauen, wie wir und die anderen Mannschaften nach der langen Pause in die Saison reinkommen“, erklärt Altengammes Coach. Einen möglichen Aufstieg tituliert der 41-Jährige als „Betriebsunfall, den wir natürlich gerne mitnehmen würden“. In Anbetracht der Philosophie des SVA, jeden Cent in die eigene schmucke Sportanlage zu stecken, aber keinem Kicker auch nur einen Euro zu zahlen, lehnt sich Krey ganz genüsslich zurück: „Wir können ganz entspannt gucken, was die anderen Clubs machen.“