Hamburg. Seit Januar verfolgt unsere Sportredaktion den Weg von Alexandra Simon-Homberger. Jetzt stand ein Jubiläum an.

Die Sportuhr am Handgelenk von Alexandra Simon-Homberger weiß alles: Wo sie gerade ist. Wie sie sich fühlt. Wie weit und wie lange sie schon gelaufen ist und wie viele Kalorien sie dabei verbrannt hat. Wie weit sie heute noch laufen muss und in welchem Tempo. Ob sie dabei abkürzt, ein Päuschen einlegt oder eine neue Bestleistung aufstellt. All das registriert der Taktgeber am Handgelenk und übermittelt die Daten via App an ihren Trainer Björn Andressen. Und – ach, ja – die Uhrzeit zeigt die Smart Watch übrigens auch noch an.

Seit Anfang Januar verfolgt unsere Sportredaktion in der Serie „Lebenstraum Marathon“ den Weg von Alexandra Simon-Homberger von der Hobbysportlerin zur Marathonläuferin . Am 25. April 2021 will sie erstmals die klassische 42,195-Kilometer-Strecke beim Hamburg-Marathon bewältigen. Wenn es die Veranstaltung nach der Absage 2020 wegen der Corona-Pandemie denn im kommenden Jahr wieder gibt. „Diese Frage blende ich aus“, gibt die 45-Jährige zu. „Ich bin weiter guter Dinge. Sonst wäre es schwierig, sich für das Training zu motivieren. Ich würde mich ständig fragen: Ist es das wert, dafür die Familie zu vernachlässigen?“

Der gläserne Athlet ist längst Realität

Laufen ist im 21. Jahrhundert auch für Hobby-Athleten zu einem Hightech-Sport geworden. Dank Smart Watches und Apps ist der gläserne Athlet längst Realität. Ihren Trainingsplan bekommt Simon-Homberger von Coach Andressen (www.laufen-macht-spass.com) direkt auf die Uhr gespielt. Die merkt sich mühelos, welche Streckenabschnitte die Athletin mit welchem Puls absolvieren soll und warnt mit Piepstönen, wenn sie zu flott oder langsam unterwegs ist.

Auch für die Motivation ist das digitale Helferlein am Handgelenk gut, denn Laufenthusiasten aus aller Welt tauschen sich via Internet über ihr Training aus. „Es gibt online Läufergruppen, da kann ich zum Beispiel verfolgen, welche Strecke gerade ein Teilnehmer in Thailand läuft“, schwärmt Simon-Homberger. „Das ist total skurril!“

Für ihren Trainer ist die permanente Erfassung von Strecke, Tempo und Puls seiner Athletin eine wertvolle Hilfe. „Nach dem allgemeinen Fitness-Aufbau sind wir jetzt in die konkrete Marathon-Vorbereitung eingestiegen“, erläutert Björn Andressen. „Da kann ich überprüfen: Hat das Training das gebracht, was ich erreichen wollte?“

Unerwartete Hindernisse auf dem Weg zur 1000-Kilometer-Marke

Da die Smart Watch auch alle gelaufenen Strecken addiert, stand nun ein ganz besonderes Jubiläum an: der 1000. Trainingskilometer seit Beginn des Marathon-Projekts im Januar. 998,7 Kilometer zeigte die Uhr. Nur noch drei Runden und 100 Meter im Billtalstadion, dann wäre es geschafft. Doch das war leichter gesagt als getan. „Durch meine Arbeitszeit ist es für mich im November unmöglich, wochentags bei Tageslicht zu trainieren“, schildert Simon-Homberger, „doch bei einsetzender Dämmerung wurde das Stadion geschlossen und ich höflich, aber bestimmt hinausgebeten.“ Doch die Juristin aus Alt-Nettelnburg ist nicht der Typ, der sich damit abfinden würde. „Wenn doch Individualsport während des Teil-Lockdowns weiter erlaubt ist, dann verstehe ich nicht, warum das nur tagsüber möglich sein soll und nicht auch abends das Flutlicht für die Läufer angeschaltet wird, zumal es auch andere Aktive gab, die gerne dort trainiert hätten.“

Lauftraining im Billtalstadion trotz des Lockdowns weiter möglich

In gehobener Kampfesstimmung schrieb sie ans Bergedorfer Bezirksamt. Was Simon-Homberger nicht ahnen konnte. Die Leichtathletik-Abteilung der TSG Bergedorf hatte sich zeitgleich um abendliche Trainingszeiten für ihre Kaderathleten bemüht. Somit ist nun an zwei Abenden pro Woche, dienstags und donnerstags von 18 bis 20 Uhr, im Billtalstadion das Flutlicht für die Leichtathleten an. „Unsere Kaderathleten sind gehalten, ihr Training zu diesen Zeiten im Stadion individuell durchzuführen“, erläutert TSG-Mittelstrecken-Coach Rüdiger Nölting, „auch alle Hobbyläufer sind eingeladen, diese Zeiten zu nutzen, um dort mit dem nötigen Abstand individuell zu laufen. Es gibt doch nichts Besseres, als wenn jemand die Zeit des Lockdowns für seine persönliche Fitness nutzt.“

So wurde es dann also doch noch etwas mit der 1000-Kilometer-Marke. „Ich bin mit dem Song ,Don’t stop me now’ von Queen auf den Ohren über die Bahn gelaufen“, schwärmt Simon-Homberger, „das war ein erhebendes Gefühl.“