Spadenland/Ochsenwerder. Für den Mega-Triathlon am 4. Juni wird der Hauptdeich gesperrt. Betriebe sind abgeschnitten und schließen – mit gravierenden Folgen.
- Am 4. Juni startet der Ironman-Triathlon auf dem Hauptdeich zwischen Tatenberg und Zollenspieker
- Zahlreiche Athlettinen und Athleten sowie Zuschauende werden erwartet. Doch für die Besitzer der hier angesiedelten Gaststätten und Restaurants ist das ein riesiges Problem
- Denn durch den Marathon wird der Weg zu ihren Betrieben gesperrt. Weder sie selbst noch Gäste haben in der Zeit Zugang
Der Hauptdeich zwischen Tatenberg und Zollenspieker wird am Sonntag, 4. Juni, wieder zur Rennstrecke. 3000 Athletinnen und Athleten sind in diesem Jahr für den Ironman in Hamburg angemeldet, bei dem 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und abschließend ein Marathon absolviert werden müssen. Der Radrundkurs verläuft vom Ballindamm über Reeperbahn und entlang der Landungsbrücken in die Vier- und Marschlande.
Zwei Mal müssen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dort entlang strampeln, wofür der Hauptdeich vom frühen Morgen bis in den Nachmittag komplett gesperrt wird. Sehr zum Ärgernis von Arne Meyer und Thomas Soltau, denn ihre Betriebe sind an dem Tag stundenlang von der Außenwelt abgeschnitten. „Wir werden an dem Tag komplett schließen müssen“, sagt Gastronom Arne Meyer, Chef der Marschländer Elblounge.
Wegen Ironman: Gäste und Mitarbeiter stehen vor Problem
Nicht nur die Gäste könnten das Restaurant am Spadenländer Elbdeich 40 nicht erreichen: „Auch meine Mitarbeiter haben keine Chance, herzukommen“, sagt Meyer. Denn auch ein Shuttle aus dem Landesinneren über das Feld falle aus, da die Furchen auf dem Acker zu tief seien. Und man könne es auch keinem zumuten, etwa einen Kilometer weit am Deich entlang zu gehen, um eine Straße (Elversweg) zu erreichen, die ins Landesinnere führt. Also bleibt die Marschländer Elblounge geschlossen.
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Dasselbe Problem hat Thomas Soltau, der am Gauerter Hauptdeich 105 mit seiner Familie die Anlage „Swinggolf Hamburg“ betreibt. Dort werden im Dielencafé Kaffee, Kuchen und Snacks serviert sowie auf dem Areal Swingolf oder Fußballgolf gespielt. „Eine Runde dauert etwa zwei bis drei Stunden. Damit fängt keiner mehr am späten Nachmittag an“, sagt Thomas Soltau, der seinen Betrieb daher ebenso am Tag des Ironmans schließt. „Dabei ist sonntags im Juni am meisten los“, weiß Soltau.
Tatenberger Weg: Haupteinfallstor in die Vier- und Marschlande ist dicht
Doch es sind längst nicht nur ihre beiden Betriebe, die im Landgebiet betroffen sind: „Ob Hofläden, Cafés oder Restaurants, es trifft alle, auch wenn sie nicht komplett abgeschnitten sind wie wir. Aber es kommen an dem Tag keine Besucher hier raus“, weiß Arne Meyer. Schließlich ist mit dem Tatenberger Weg über die Tatenberger Schleuse das Haupteinfallstor in die Vier- und Marschlande dicht.
Das bestätigt auch Anja Schwormstedt, die dort ganz in der Nähe das Fährhaus Tatenberg betreibt. Auch wenn zu ihrem Restaurant am Tatenberger Deich 162 die Anreise über die A 25, Allermöhe und Reitbrook möglich ist, würden viele Gäste die kompliziertere Anreise scheuen. Eigentlich war das Spargelbüfett, das an dem Tag geplant ist, bereits ausgebucht. Doch ein paar Tische seien aufgrund des Ironmans doch wieder storniert worden. Anja Schwormstedt fürchtet, dass noch mehr Gäste absagen werden. „Dabei sind wir in der Gastronomie eh schon so gebeutelt“, sagt Anja Schwormstedt, die daher eine Entschädigung für angemessen hält.
Arne Meyer musste in 2022 kurzfristig drei Gesellschaften absagen
Auf die wartet auch Arne Meyer seit vergangenem Jahr. Da wurde der Ironman das erste Mal vom August in den Juni vorverlegt. Zuvor hatte es im Spätsommer mehrmals Probleme mit Blaualgen in der Alster gegeben, weshalb die Schwimmdisziplin sogar einmal komplett ausfallen musste. „2022 wurden wir etwa zwei Wochen vorher per Postwurfsendung informiert“, ärgert sich Meyer noch heute. Denn das hatte zur Folge, dass er drei Gesellschaften kurzfristig absagen musste. Mit 6000 Euro stellte er zumindest einen Teil des Verdienstausfalls in Rechnung – doch bekam bis heute keinen Cent.
Spätestens seitdem ist sein Verständnis für den Ironman aufgebraucht, der 2017 in Hamburg seine Premiere feierte. Durch das Landgebiet führt die Radstrecke seit 2018. Anfangs verlief die Strecke bis Altengamme, mittlerweile noch bis Zollenspieker und dann über den Kirchenheerweg und Heinrich-Stubbe-Weg hinein in die Vierlande, wo kurz vor dem Neuengammer Hausdeich gewendet wird.
Radstrecke sollte auch mal woanders langgeführt werden
Sie seien nicht per se gegen so eine Veranstaltung vor ihrer Haustür, betont Thomas Soltau. „Aber es muss eine Perspektive geben“, sagt der Swingolf-Chef. Er wünsche sich, dass der Wettkampf nicht jedes Jahr durch die Vier- und Marschlande führt, sondern auch mal über einen anderen Streckenverlauf nachgedacht werde. Arne Meyer sieht auch die Stadt Hamburg und den Senat in der Pflicht, die den Ironman genehmigen.
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Denn der sei aus seiner Sicht ganz klar kommerziell, schließlich müssten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine Lizenz von mehr als 600 Euro zahlen, um an den Start gehen zu dürfe, zusätzlich gibt es Sponsorengelder. „Also steht uns auch was zu. Schließlich haben wir in der Zeit 100 Prozent Verdienstausfall“, kritisiert der Gastronom, der sich das nicht weiter gefallen lassen will und daher auch Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann und die lokale Politik um Unterstützung bitten will. Die Redaktion hatte die Ironman-Organisatoren um ein Statement gebeten. Sie äußerten sich bisher allerdings nicht.
Triathlon-Star Jan Frodeno kämpft in diesem Jahr um den EM-Titel
Der Langdistanz-Triathlon in Hamburg war in der Saison 2023 der erste Ironman, der ausverkauft war, teilen die Veranstalter mit. Seit vergangenem Jahr ist Hamburg auch Austragungsort der Europameisterschaft. 2022 kämpften die Profi-Frauen um den EM-Teil, dieses Jahr sind die Profi-Männer dran. Und das Starterfeld wird angeführt als Jan Frodeno, mehrmaliger Ironman-Welt- und Europameister, Goldmedaillengewinner der Olympischen Spiele von 2008 und wohl bekanntester Triathlet Deutschlands.