Bergedorf. Nach dem Abriss der Hauptpost wurde geregelt, dass Bergedorf eine neue Filiale bekommt – doch nun macht die Post einen Rückzieher.
Seit vier Jahren ist die alte Hauptpost an der Bergedorfer Straße bereits Geschichte: Damals machten Abrissbagger das 1968 bezogene Gebäude dem Erdboden gleich. Es sollte aber ein Wiedersehen mit der Post geben: In den Neubau Bergedorfer Tor solle wieder eine Filiale einziehen, gaben die Bezirkspolitiker einst dem Vorhabenträger mit auf den Weg – und legten das auch im Durchführungsvertrag fest. Doch nun die Ernüchterung: Eine Post wird es an dem Standort nicht mehr geben; das Vertragsdetail lässt sich nicht einhalten. Grund: Die Deutsche Post sieht keinen Bedarf. Damit wird es dort auch keine Postbank geben, denn die beiden eigenständigen Unternehmen stimmen sich bei den Standorten ab.
Deutsche Post verweist auf genügend Partnerstandorte in der Umgebung
In der Bezirksversammlung sorgte das für Ärger. Auch weil Bergedorfs Verwaltung die Neuigkeit als Mitteilung vorlegte, die die Politik nur „zur Kenntnis“ nehmen sollte – also ohne Abstimmung. „Es ist ziemlich ärgerlich, dass wir bei so einer signifikanten Änderung nur ,Kenntnis‘ nehmen sollen. Immerhin fällt hier eine ganz zentrale Forderung weg“, schimpfte Sven Noetzel (CDU). Er forderte, das Thema im Stadtentwicklungsausschuss zu vertiefen, erhielt dafür aber letztlich keine Mehrheit.
„Wir haben das sehr sorgfältig geprüft“, betonte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann. Doch die Deutsche Post habe kein Interesse mehr an dem Standort, verweise auf genügend Partnerstandorte in der Umgebung, etwa am Weidenbaumsweg. „Und wir können die Post ja nicht verpflichten, etwas umzusetzen, was diese nicht umsetzen will.“ Die Postbank wiederum – ein Tochterunternehmen der Deutschen Bank – sei bei neuen Standorten „auf das Einverständnis der Deutschen Post angewiesen“, könne deshalb also auch nicht einfach eine Filiale schaffen.
Postbank-Filiale ist zurzeit im Container neben Tankstelle
„Aber wenn nicht da, wo dann in der Bergedorfer Innenstadt?“, stellte Ernst Heilmann (Fraktion Die Linke) die zentrale Frage. Tatsache ist: Post-Partnershops gibt es in Bergedorfs Zentrum durchaus einige, wie auch Postsprecher Stefan Laetsch betont. Die einzige Postbank-Filiale aber befindet sich in den Containern, die 2018 mit dem Abriss der alten Post zunächst auf einem Parkplatz und dann neben der Jet-Tankstelle Bergedorfer Straße aufgestellt wurden – und die eine begrenzte Lebensdauer haben.
Das weiß auch die Postbank, wie Sprecher Oliver Rittmaier sagt. „Wir möchten Bergedorf als Standort für eine Filiale der Postbank behalten. Deshalb haben wir, insbesondere im Hinblick auf die mit dem Container verbundenen Bedingungen für Mitarbeitende und Kunden, im vergangenen Jahr damit begonnen, intensiver nach einem zeitnah verfügbaren Alternativstandort zum Bergedorfer Tor zu suchen.“ Dies auch deshalb, da es tatsächlich an Post- und Paketdienstleistungen nicht mangele und das Bergedorfer Tor deshalb keine Option für die Deutsche Post sei. Aktuell gebe es Gespräche über einen Alternativstandort. Wo dieser im Bergedorfer Zentrum entstehen könnte, werde bekanntgegeben, wenn es eine Entscheidung gebe, so Rittmaier.
Diese müsste dann aber wiederum im Einklang mit der Deutschen Post getroffen werden, denn beide Unternehmen haben einen Kooperationsvertrag, der unter anderem regelt, dass die Postbank in ihren Filialen die Post- und Paketdienstleistungen der Deutschen Post anbietet. Aber auch der Gesetzgeber redet mit: Laut Wortungetüm „Postuniversaldienstleistungsverordnung“ darf in zusammenhängend bebauten Wohngebieten die nächste Filiale nicht weiter weg sein als 2000 Meter.