Hamburg. Das Vereinshaus ist größer geworden, die Zahl der Mitglieder trotz Pandemie auch. Aber wann ist endlich wieder Schützenfest?

Viele Vereine befinden sich aufgrund der Corona-Pandemie in einer sehr schwierigen Situation: Wettkämpfe werden abgesagt, das Training musste lange Zeit pausieren und kann seitdem nur unter strengen Auflagen stattfinden, Mitgliederversammlungen müssen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

All das trifft auch die Ochsenwerder Schützengemeinschaft (OSG). Doch all dem zum Trotz gibt es von dem 1930 gegründeten Verein Wachstum zu vermelden – und das sogar gleich in doppelter Hinsicht: Die Schützen vom Eichholzfelder Deich haben sich nicht nur räumlich vergrößert, sondern auch ihre Mitgliederzahl ist gewachsen. „Coronabedingt hat es nicht einen einzigen Austritt gegeben. Jedes unserer Mitglieder weiß, dass es um den Verein geht, und das ist ein wahnsinniges Glück“, sagt Marcel Bordier, zweiter Vorsitzender der OSG.

Schützenverein in den Vier- und Marschlanden hat keinerlei Nachwuchssorgen

Während der Pandemie haben sich sogar noch fünf weitere Mitglieder angeschlossen, sodass heute insgesamt 116 Schützen im Erwachsenen- und Jugendbereich zu dem Verein gehören. Vor allem der starke Nachwuchsbereich macht die Ochsenwerder Schützen stolz: „Wir haben gar keine Nachwuchssorgen“, sagt Marcel Bordier. 25 Mädchen und Jungen im Alter von acht bis 18 Jahren gehören im Schüler-, Jugend- und Juniorenbereich zur OSG. Im wöchentlichen Wechsel montags und donnerstags starten die Jüngsten mit dem Lichtpunktschießen, ab zwölf Jahre wird mit dem Luftgewehr und ab 16 Jahre mit dem Kleinkaliber trainiert.

Auch der Nachwuchs muss jetzt keine weiten Wege mehr in Kauf nehmen, um während des Trainings mal auf die Toilette zu gehen. Denn die OSG hat endlich ein langersehntes Projekt umsetzen und ihr Schützenhaus aus den 1980er-Jahren um einen Umkleidetrakt erweitern können. In dem insgesamt etwa 40 Quadratmeter großen Anbau ist nicht nur eine moderne Küche, sondern sind auch Toiletten untergebracht – die hatte es bisher in dem Schützenhaus gar nicht gegeben.

Schützengemeinschaft in Ochsenwerder: Kosten für den Anbau haben sich verdreifacht

Denn früher, als auch das Schützenfest noch auf der anderen Straßenseite in Rieges Gasthof gefeiert wurde, konnten dort auch die Toiletten genutzt werden. Doch dann wurde der Gasthof geschlossen und irgendwann zum Wohnhaus umgebaut. Seitdem konnten die Schützen eine Toilette bei der Kirche nutzen. Ausgestattet mit einem Schlüssel, mussten dann auch die gegnerischen Mannschaften bei Wettkämpfen die Straße hinauf zum Toilettenhäuschen laufen, wo es bei Dunkelheit nur eine Taschenlampe gibt, um das stille Örtchen zu erhellen.

Die neuen Toiletten sind nun weitaus komfortabler und auch barrierefrei. Auch vereinsfremden Gruppen wurde auf dem Schießstand, der vor ein paar Jahren modernisiert wurde und seitdem auch als Veranstaltungsraum genutzt werden kann, Unterschlupf während der Corona-Zeit gewährt, als diese nicht in die Schulaula oder Gaststätten konnten. Auch der Heimatring kommt mittlerweile bei der OSG zusammen, nachdem der Gasthof Neudorf nur noch selten geöffnet ist. „Das ist ein attraktives Angebot für das Dorf geworden. Weitere Anfragen nehmen wir gern entgegen“, sagt Marcel Bordier.

Anbau wurde durch eigenes Geld und Spenden finanziert

Etwa drei Jahre sind vergangen von der ersten Idee zum Anbau bis zur Fertigstellung, die nun kurz bevor steht. Wahnsinnig viel Eigenleistung der Mitglieder sei bei dem Bau erbracht worden, berichtet OSG-Schriftführer Till Zaunick. Trotzdem habe die Preissteigerung von Baustoffen sich deutlich bemerkbar gemacht: Statt der anfangs anvisierten 25.000 Euro hat der Anbau nun 75.000 Euro gekostet, berichtet Till Zaunick.

Er wurde durch eigenes Geld des Vereins sowie Spenden finanziert, wie von der Haspa, die den Umkleidetrakt gleich mit zwei Spenden unterstützt und so insgesamt 4000 Euro beigesteuert hat. „Mein Herz hängt nach wie vor auch hier, und ich finde es toll, wie präsent der Verein hier im Dorf ist“, sagt Corinna Mönke, stellvertretende Filialleiterin in Curslack, die zuvor einige Jahre in der Filiale in Ochsenwerder tätig war.

Schützenfest in den Vier- und Marschlanden ist zweimal ausgefallen – und nun?

So war sie auch immer gern beim Pokalschießen der Heimatvereine dabei, zu dem die OSG stets im Rahmen ihres Schützenfestes eingeladen hatte.

Und so hofft Corinna Mönke, dass sie ihre Treffsicherheit in diesem Sommer endlich wieder am Kleinkaliberstand unter Beweis stellen kann, nachdem das Schützenfest bereits zweimal ausfallen musste. Das Fest und der Umzug durch das Dorf sind für den Verein die beste Möglichkeit, um sich zu präsentieren und die Öffentlichkeit zu erreichen: „Das fehlt uns natürlich sehr“, sagt Marcel Bordier. Die Planungen für dieses Jahr seien bereits in vollem Gange. So soll das Schützenfest wieder am dritten August-Wochenende (19. bis 21. August) gefeiert werden. Musikkapelle und Schausteller seien bereits angefragt, man sei noch auf der Suche nach einem Spielmannszug, berichtet Marcel Bordier, der hofft, dass es in diesem Jahr endlich wieder klappen kann. Marcel Bordier: „Schließlich soll auch unser König dann endlich sein Königsfrühstück mit zwei Jahren Verspätung bekommen.“