Hamburg. Skulpturen des Vierländers werden noch einmal am Kiebitzdeich ausgestellt – und verkauft. Dann wird es ruhig in seiner Werkstatt.
Am Ohnsorg-Theater gehört Wolfgang Sommer aus Neuengamme seit Jahrzehnten zum Ensemble. Zuletzt tourte er bis Mitte Januar mit dem Stück „Dat Hörrohr“ durch ganz Deutschland und schlüpfte bei 81 Vorstellungen in die Rolle von Opa Meiners. „Die Tour war super erfolgreich“, stellt Wolfgang Sommer zufrieden fest.
Neben dem Schauspiel ist die Bildhauerei längst zur zweiten großen Leidenschaft des Vierländers geworden. In seiner Werkstatt am Kiebitzdeich macht er dann klassische Musik an – am liebsten Beethoven oder auch mal Paolo Conte – und fängt an, Holz zu bearbeiten. Die Ergebnisse seiner Arbeit sind am Sonntag, 2. Juli, bei der Landpartie zu sehen.
Ohnsorg-Schauspieler verkauft seine Skulpturen auf der Landpartie
Zu welchem Motiv er Linde oder auch mehr als 350 Jahre alte Eiche verarbeitet, die noch aus den geretteten Balken des Reetdachhauses stammt, das 2015 am Neuengammer Hausdeich abgebrannt ist, lege er vorher nie fest, verrät Wolfgang Sommer. Er „fliege einfach davon“, verrät der 71-Jährige. Dabei entstehen ganz unterschiedliche Sachen: Figuren, Köpfe und andere Formen.
In den vergangenen Monaten hat er vier Skulpturen erschaffen: Die massiven, verzierten Sockel dienen als Podest für bunte Naturgeister, erklärt der Künstler. Sie werden am Sonntag, 2. Juli, ebenso das Grundstück am Kiebitzdeich 247 in einen Skulpturengarten verwandeln wie weitere Werke, die Wolfgang Sommer in den vergangen Jahren in seiner Werkstatt erschaffen hat.
Erlös geht an die „zweite Familie“ auf den Kapverden
Etwa 40 Skulpturen werden im Garten ausgestellt und können dort in der Zeit von 11 bis 17 Uhr nicht nur bestaunt, sondern auch gekauft werden. „Alles darf raus“, lautet dann das Motto. Denn nach zwölf Landpartien, zu denen Wolfgang Sommer und seine Frau Peggy Hesse-Sommer in den vergangenen Jahren eingeladen haben, wird das voraussichtlich die letzte Landpartie sein.
„Wir werden zukünftig wahrscheinlich nur noch wenige Wochen im Jahr in Hamburg sein. Und die Skulpturen würden sonst in der Werkstatt ‘versauern’“, erklärt Peggy Hesse-Sommer. Denn das Paar zieht es mehr und mehr auf die Kapverden. Auf der Insel Maio besitzen sie seit neun Jahren ein Haus – und haben dort auch längst eine „zweite Familie“ gefunden. Mit Freund Eduardo geht Wolfgang Sommer so gut wie täglich fischen und sorgt mit dem Verkauf der frischen Fische für das Einkommen der Familie und die Unterstützung der vier Kinder.
Sorgen um die politische Lage in Deutschland und auf der Welt
Zwei Töchter studieren bereits im Senegal und der jüngste Sohn (15) möchte Polizist werden, berichtet Wolfgang Sommer. Außerdem ist der Motor vom Boot kaputt, das dringend für den Fischfang benötigt wird. Der Erlös der Landpartie soll komplett in die Unterstützung seiner kapverdischen Familie fließen, erklärt Sommer. Etwa eine Woche nach der Landpartie ist der Abflug auf die Kapverden geplant, wo Wolfgang Sommer sich ebenso ein kleines Atelier eingerichtet hat. „Zu Hause zu sitzen und nur zu warten, ist nicht meine Welt“, sagt er.
Auf Maio will das Paar den restlichen Sommer und den Herbst verbringen. Denn nicht nur das tägliche Bad im Meer mache das Leben auf der kleinen Insel vor der Küste Westafrikas schöner als in der Heimat: Die politische Lage in Deutschland, wo die AfD mittlerweile in Umfragen schon bei 20 Prozent liege, mache ihm richtig Angst, gibt Wolfgang Sommer zu. Und auch die weltpolitische Lage mit dem „unsäglichen Krieg“ in der Ukraine mache ihm zu schaffen: „Man kann miteinander singen, tanzen und Theater spielen, aber man erschießt sich doch nicht gegenseitig“, sagt der Künstler.
Regie beim plattdeutschen Stück der Speeldeel Fründschaft
Fest steht aber, dass Wolfgang Sommer im November wieder zurückkehren wird in die Vierlande, denn dann führt er erneut Regie bei der Speedeel Fründschaft, die im kommenden Jahr erneut ein plattdeutsches Stück auf die Bühne bringen will. Im Februar 2024 sind erstmals Aufführungen im Gasthof Hitscherberg geplant, nachdem mit dem Norddeutschen Haus das ehemalige Stammlokal des Vereins Ende vergangenen Jahres geschlossen worden war.
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Und auch selbst könnte der 71-Jährige im nächsten Jahr wieder auf der Bühne stehen, wenn im Mai „Tratsch op de Trepp“ gespielt werden sollte. Schon an die 400 Mal hat Wolfgang Sommer in dem Stück in seiner Paraderolle als Schlachtermeister Bernhard Tramsen an der Seite von Heidi Mahler als tratschsüchtige Nachbarin auf der Bühne gestanden.