Hamburg. Auf 173 Quadratmetern hat Bernd Eggers ein eigenes kleines Miniaturwunderland geschaffen. Was ein Tonbandgerät damit zu tun hat.
Etwa 35 Minuten. So lange sind Fahrgäste einer Regionalbahn unterwegs, wenn sie am Hamburger Hauptbahnhof ein- und und in Lüneburg wieder aussteigen. Und so lange wäre auch ein Zug von Bernd Eggers unterwegs, wenn er ihn den gesamten Streckenverlauf abfahren lassen würde. 465 Meter laufende Schienen, 123 Weichen, kleine Dörfer und Städte, Bahnhöfe und unzählige Bäumchen und Männchen hat der 73-Jährige in einem ehemaligen Gewächshaus in mühevoller Kleinstarbeit verbaut und so auf 173 Quadratmetern ein eigenes kleines Miniaturwunderland geschaffen. „Das Bauen und Basteln bereitet mir einfach große Freude“, sagt der Neuengammer.
Miniaturwunderland: Erste Eisenbahn wurde gegen Tonbandgerät eingetauscht
Bernd Eggers kann sich noch genau daran erinnern, wann er seine erste Eisenbahn bekam. Das war im Jahr 1954, da war der Vierländer gerade einmal sechs Jahre alt. Und mit Lok und Gleisen spielte er auch gut und gerne – bis er 13 Jahre alt war. Da entdeckte er bei einem Bekannten ein Tonbandgerät. „So ein Ding musste ich auch haben“, erinnert sich der Neuengammer. Doch das „Loewe Opta“ kostete viel Geld. Also tauschte Bernd Eggers seine gesamte Eisenbahn ein. Bis auf eine Lok und einen Trafo. Heute sind sie ein Sinnbild dafür, dass die Eisenbahn am Ende doch gegen das Tonbandgerät gewann.
Trotzdem liegt es schon einige Jahre zurück, dass der Modelleisenbahn-Fan das Miniaturwunderland in der Hamburger Speicherstadt besucht hat. „Und heute würde mich meine Frau dort auch nicht mehr hinlassen“, scherzt der 73-Jährige. Zu groß sei die Gefahr, dass ihn der Besuch der weltweit größten Modelleisenbahnanlage noch zu weiteren Anbauten inspiriere.
Züge werden über zentrales Steuerungsgerät angewählt
Etwa 80 Kilo Gips hat er mittlerweile verbaut, um Berge und Hügel zu modellieren. Die gesamte Anlage ist auf etwa hüfthohen Stelzen gebaut, hindurch führen schmale Gänge, die die Anlage in verschiedene Landschaften teilen. Um auch an die hintersten Ecken gelangen zu können, können als Seen getarnte Löcher abgedeckt werden. Dann krabbelt Bernd Eggers unter den Schienen hindurch, um inmitten der Anlage wieder aufzutauchen. „Das hält ja auch jung“, sagt er.
Die Züge rattern durch Städte mit Freizeit- und Wasserrutschenpark, fahren mit einem Zischen der Bremsen in große Bahnhöfe ein oder passieren einen Löscheinsatz bei einem brennenden Haus – inklusive Rauchschwaden. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken und zu hören. Natürlich dürfen in der Geräuschkulisse auch krähende Hähne bei dem passionierten Geflügelzüchter nicht fehlen.
Miniaturwunderland in Neuengamme: Enkel Johnny hilft
Über ein zentrales Steuerungsgerät kann er die 36 Züge, darunter S-Bahnen, Dampfloks und Güterloks auf den H0-Schienen von Märklin anwählen. In einem weiteren Schienenkreis können zwölf Züge verkehren. „Ich könnte das gar nicht mehr allein bedienen, damit nichts zusammenstößt“, sagt Bernd Eggers. Ein Glück bekommt er mittlerweile tatkräftige Unterstützung von seinem Enkel Johnny. Der 17-Jährige baut die Anlage nicht nur weiter mit aus, er hat auch alle Schienenstränge und Züge genau im Blick. „Und er weiß auch genau, wenn Opa mit einem Zug gefahren ist und die Weichen anders stehen, als er sie hinterlassen hat“, sagt Bernd Eggers.
Der 73-Jährige würde sich wünschen, auch Kindern aus der Umgebung die Anlage zeigen zu können. Das sei nach wie vor wegen der Corona-Situation leider nicht möglich. „Aber wenn das mal wieder gehen sollte, dann würde ich gern mal einen Tag der offenen Tür veranstalten“, sagt Bernd Eggers.