Neuallermöhe. Bei Lidl brennt ein Container mit gepresster Pappe. Wasser zeigt kaum Wirkung. Da hat der Einsatzleiter einen rettenden Einfall.

Der Alarm ging bei der Feuerwehr Hamburg am Freitag um 10.54 Uhr ein. Feuer! Starke Rauchentwicklung auf der Rückseite des Lidl-Marktes am Rahel-Varnhagen-Weg. Die Einsatzzentrale schickte sofort einen Löschzug der Berufsfeuerwehr Bergedorf und dazu die freiwilligen Helfer der FF Nettelnburg. Schon auf der Anfahrt konnten die Retter den Qualm hinter dem Gebäude sehen.

Auf der Rückseite des Lidl qualmte es aus einem 20-Fuß-Container. Der Abfallbehälter beinhaltet eine Müllpresse. Der Markt entsorgt dort die leeren Pappkartons. Der Qualm hatte sich bereits in einen benachbarten Lagercontainer ausgebreitet und die automatische Schaumlöschanlage ausgelöst.

Feuerwehr Hamburg: Wie Spülmittel beim Löschen hilft

Während die Feuerwehrleute Schläuche ausrollen und Atemschutz anlegen, evakuiert der Sicherheitsdienst den Discounter. Die Löscharbeiten gestalten sich tatsächlich schwierig. Aus den nahen Hydranten kommt kein Tropfen Wasser. Nach dem dritten vergeblich angezapften Unterflurhydranten geben die Retter auf, legen mehrere Hundert Meter Schlauchleitung vom Rahel-Varnhagen-Weg.

Die neue Wunderwaffe der Feuerwehr Bergedorf / FF-Nettelnburg: Spülmitteleinsatz..
Die neue Wunderwaffe der Feuerwehr Bergedorf / FF-Nettelnburg: Spülmitteleinsatz.. © BGDZ | Carsten Neff

Ein Wechsellader wird angefordert, der Container vom Gebäude weggezogen und geöffnet. Endlich kann gelöscht werden. Doch das Wasser zeigt kaum Wirkung, die Kartons quellen auf. Da kommt der Einsatzleiter der Feuerwehr Bergedorf auf eine ungewöhnliche Idee: Nach Rücksprache mit dem Marktleiter leert er das Spülmittel-Regal im Lidl, lässt die Paletten zum Einsatzort schleppen. Dann träufeln Feuerwehrleute nach und nach den Inhalt der Geschirrspülmittel-Flaschen direkt vor dem Strahlrohr in den Wasserstrahl. Das zeigt Wirkung – der Qualm lässt nach.

Die Feuerwehr muss schließlich nur noch die Glutnester in der Pappe löschen.
Die Feuerwehr muss schließlich nur noch die Glutnester in der Pappe löschen. © Carsten Neff/News & Art | Carsten Neff/News & Art

Spüli reduziert die Oberflächenspannung des Wassers deutlich

Ist Spüli die neue Wunderwaffe der Bergedorfer Feuerwehr?„Das war eine sehr innovative Lösung“, erklärt Feuerwehrsprecher Steffen Malz. „Das Spüli macht nichts anderes als unser üblicher Löschschaum. Eine etwa einprozentige Lösung reduziert die Oberflächenspannung des Wassers deutlich. Dadurch kann das Wasser-Seifen-Gemisch tief in die gepressten Kartonagen eindringen. Reines Wasser würde auf den Kartons weitgehend abperlen.“

Jedes Löschfahrzeug habe daher mindestens 40 Liter Löschschaum-Konzentrat an Bord, das normalerweise über eine spezielle Armatur am Feuerwehrauto in die Schläuche beigemischt werden kann. Der Bergedorfer Einsatzleiter hat sich aber aus gutem Grund für das Spüli aus dem Discounter entschieden. Das sei direkt am Strahlrohr genauer und sparsamer dosierbar, erklärt Steffen Malz.

Mit den Spüli-Löschstrahlen hatten die Feuerwehrleute den Brand dann vergleichsweise schnell im Griff. Was den Containerbrand ausgelöst hat, muss nun die Polizei ermitteln. Solche Brände sind aber nicht selten, weil bei vollen Papppressen die Antriebsschnecken schon mal heiß laufen. Dann wäre ein gut gefülltes Spüli-Regal die Lösung.

„Vielleicht spricht sich der Bergedorfer Pragmatismus herum“, so Feuerwehrsprecher Steffen Malz. „Ich habe viele Jahre Erfahrung im Einsatzdienst, habe so etwas aber noch nie gesehen.“