Hamburg. Studierendenwerk sieht junge Leute vor einer finanziellen Notlage. Die beweisen durchaus Einfallsreichtum, um Geld zu sparen.

Steigende Energiekosten und eine Inflationsrate von rund zehn Prozent treiben sowohl die Lebensmittelpreise in die Höhe (ein Liter Vollmilch kostet schon mehr als einen Euro) als auch die Mietkosten, wenn Strom- und Gaspauschalen angehoben werden. Das macht vielen Menschen schwer zu schaffen – auch den gut 4000 Studierenden der Lohbrügger Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW). „Studierende stehen in diesem Semester vor einer finanziellen Notlage“, sagt Sven Lorenz, Geschäftsführer des Hamburger Studierendenwerks. „Sie wissen oft nicht, wie sie die explodierenden Preise bezahlen sollen.“

Wie gehen Studenten damit um? Wir haben uns an der HAW umgehört. Er werde zum Glück von seinen Eltern unterstützt, sagt David Gerckens, dessen Miete um 80 Euro gestiegen sei. Zudem, so der 24-Jährige, merke er deutlich, dass die Lebensmittel teurer geworden sind: „Aber deshalb muss ich mich nicht gegen Produkte entscheiden“, meint der Ökotrophologiestudent und erklärt: Als Veganer kaufe er zwar Reis, Tofu und Nudeln im Supermarkt. „Hauptsächlich aber ernähre ich mich von einem Ersatzprodukt. Das Proteinpulver simuliert eine vollständige Mahlzeit und besteht grundsätzlich aus gehackten Haferflocken, Eiweiß und Fett“, so der angehende Ernährungswissenschaftler.

Inflation: Bei Bedarf einfach mehr arbeiten

Die 21-jährige Marthe Horning jobbt nebenbei in der Hochschule als Tutorin. Und weil ihre Eltern sie zudem finanziell unterstützen, kann sie sagen: „Ich achte nicht speziell darauf, einzusparen.“ Zumal ihre WG bislang von keiner Mieterhöhung betroffen sei. Käme es aber anders, würde sie einfach mehr arbeiten, antwortet die junge Frau, die Gefahrenabwehr (Rescue Management) studiert.

So sieht das auch WG- und Studienpartner Ole Köpke, der durch ein Stipendium einen Großteil seines Lebensunterhalts bestreiten kann. Zudem überweisen ihm seine Eltern das Kindergeld. Bei Lebensmitteln achte er durchaus auf den Preis: „Nahrung muss man zu sich nehmen. Ich kaufe nicht die teuersten Bioprodukte, sondern dann den Dreierpack Paprika“, sagt der 21-Jährige und ergänzt: „Als Student achtet man sowieso auf Preise. Es kommt dann nur zur konsequenteren Umsetzung.“

Licht aus, nicht unnötig heizen

Studentin Sophie Nasemann wohnt noch zu Hause, jobbt als Nachhilfelehrerin und digitale Assistentin. „Man hört von anderen, dass gespart wird, aber ich muss es nicht“, so die angehende Wirtschaftsingenieurin. Zwar erhält sie von ihren Eltern eine Finanzspritze, dennoch vermeidet die 22-Jährige „unnötiges Heizen, Licht anlassen und den Kauf nicht zwingend notwendiger Lebensmittel“.

Wie aber können die Studierenden entlastet werden? „Wir wünschen uns einen Mechanismus, der die BAföG-Förderung automatisch an die Inflation anpasst“, fordert Geschäftsführer Sven Lorenz. Dabei wurde die Bundesausbildungsförderung gerade zum Wintersemester 2022/23 reformiert: Der Elternfreibetrag stieg um mehr als 20 Prozent. Das erhöhe die Chancen, so Sven Lorenz: „Studierende sollten sich also umgehend informieren und so schnell wie möglich einen Antrag stellen, um keine Förderung zu verlieren.“

Studierendenwerk bietet Beratung an

Hamburgs Studierendenwerk berät darüber hinaus zu Fragen rund um staatliche Sozialleistungen (Wohngeld und Hilfen für Schwangere) und Steuerleichterungen: Nach dem Examen können durchaus noch Semesterbeiträge, Fachliteratur und Prüfungsgebühren abgesetzt werden.

Auch helfen die günstigen Warmmieten in Hamburgs Studentenwohnanlagen, die aktuell zwischen 280 Euro bis 450 Euro liegen. Für die preisgünstigen Zimmer am Sophie-Schoop-Weg in Neuallermöhe besteht indes eine Warteliste: Hier zahlen die Studenten 394 Euro bis 435 Euro im Monat.

Nicht zuletzt will die Bundesregierung mit Entlastungspaketen helfen: BAföG-Empfänger bekamen bereits einen Heizkostenzuschuss von 230 Euro, dürfen im nächsten Jahr mit weiteren 345 Euro rechnen. Dazu durften sich Minijobber und Werkstudenten über 300 Euro als Energiepauschale freuen.

Für 2023 ist eine Einmalzahlung von 200 Euro (an alle Studierenden und Fachschüler) beschlossen. Derzeit berät der Bund mit den Ländern, wie die Auszahlung schnell und unbürokratisch erfolgen kann.