Hamburg. Bergedorfs Politik gibt grünes Licht für zusätzliche Stockwerke und Neubauten in Lohbrügge. Das sind die Details.
Als vor 55 Jahren die Feldmark im nördlichen Lohbrügge an der Landesgrenze nach Reinbek zu Europas größtem Wohnungsbaugebiet der 1960er-Jahre wurde, schufen die Planer ein für damalige Zeiten hochmodernes Areal: funktionale Wohnungen diverser Größen in Gebäuden, die überwiegend zwei- bis maximal fünfgeschossig sind – abgesehen von einzelnen echten Hochhäusern. Dazwischen setzten sie auf weitläufiges Grün, das sich entlang öffentlicher Wege für jeden erschließen lässt. Häuserschluchten mit bedrückender Enge und sozialen Brennpunkten sollten vermieden werden.
Jetzt will sich die städtische Wohnungsgenossenschaft Saga das Gebiet erneut vorknöpfen. „Nachverdichtung“ lautet die Überschrift, unter der das Areal beiderseits des Binnenfeldredders zwischen Max-Eichholz-Ring und Goerdelerstraße betrachtet wird. Einstimmig hat Bergedorfs Stadtentwicklungsausschuss der Saga am Mittwoch grünes Licht gegeben, hier aufzustocken und sogar auch über Neubauten nachzudenken. Gleichzeitig sollen aber die Freiräume und vor allem das viele Grün erhalten bleiben. Konkrete Zahlen für anvisierte Neubauwohnungen gibt es noch nicht, bisher wird offiziell bloß von einer „möglichen Nachverdichtung“ gesprochen.
Wohnungsbau: Details sollen bei Workshop besprochen werden
Was genau passieren darf, wird nach dem positiven Votum des Ausschusses nun in einem Workshop mit Bezirksamt, Saga, Politik und drei beauftragten Planungsbüros erarbeitet. Die Auftakt-Veranstaltung ist für Freitag, 24. Juni, im Bergedorfer Rathaus geplant, allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Hier werden die Planer mit bereits erstellten Gutachten und weiteren Ideen der Saga für die gut fünf Hektar große Fläche und ihre bisher schon mehr als 1000 Wohnungen versorgt.
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„Es geht um angemessene, zeitgemäße und qualitätssichernde Maßnahmen“, beschrieb Axel Schneede von der bezirklichen Stadtplanung das Vorhaben der Saga im Ausschuss. Dabei scheinen die Möglichkeiten für Neubauten sehr beschränkt, sollen doch die bestehenden „großen und zusammenhängenden Grünräume und der schützenswerte Baumbestand“ erhalten bleiben. Echte Bauflächen will man offenbar eher über die Neuordnung der Pkw-Stellplätze erreichen, die sich vor allem am Binnenfeldredder entlangziehen. Hier sollen „nachhaltige Lösungen“ etwa durch moderne Parkhäuser oder auch neue Tiefgaragen geschaffen werden.
Bewohner sind informiert, dürfen aber nicht mitreden
Details werden die drei beauftragten Planungsbüros über die Sommerferien erarbeiten und voraussichtlich Mitte September erneut der internen Runde im Rathaus vorstellen. Die soll dann zwei Wochen später den Siegerentwurf küren, der abschließend noch in die Feinabstimmung mit der Stadtplanung des Bezirks geht. Auf dieser Basis wird vom Rathaus schließlich ein Vorbescheid erteilt, der die Saga in die Lage versetzen soll, ab 2023 in die konkrete Bauplanung zu gehen.
Wie die aussieht, soll den Mietern aus den Bestandsimmobilien im Sommer 2023 mitgeteilt werden. Grundsätzlich über das Vorhaben informiert wurden sie bereits vor einigen Wochen. Ein Mitspracherecht haben sie nicht, einzige Öffentlichkeit im Verfahren sind zwei Bezirkspolitiker – ein Vertreter der Bergedorfer Koalition aus SPD, Grünen und FDP sowie einer der Opposition (CDU, Linke, AfD).