Hamburg. Auf einer Party im Sommer 2020 soll ein Bekannter einem damals 41-Jährigen eine brennende Rakete in die Hand gedrückt haben.

Nach dieser Feier war für Muhammet O. (Name geändert) nichts mehr wie vorher: Am Abend des 29. August 2020 drückte ein Bekannter dem damals 41-Jährigen während einer Geburtstagsparty eine illegale Signalrakete in die Hand. Bevor er sie wegwerfen konnte, kam es zur Explosion. Der Eimsbüttler erlitt schwere Verletzungen, seine linke Hand musste amputiert werden. Der Prozess wurde einmal verschoben – nun beginnt er am Mittwoch, 6. April, um 9 Uhr im Amtsgericht Bergedorf (Ernst-Mantius-Straße 8). Dem Angeklagten wird fahrlässige Körperletzung vorgeworfen.

Der Partygast soll dem Opfer an der Ulmenliet die angezündete Rakete in die Hand gegeben haben – ohne dessen Zustimmung. Der Bekannte habe dann noch gerufen: „Schmeiß schnell weg!“ Doch Muhammet O. wusste nicht, wohin mit dem brennenden Feuerwerkskörper.

Prozess vor Amtsgericht Bergedorf: Brennende Rakete in die Hand gedrückt

„Da standen überall Menschen und spielende Kinder um mich herum“, sagte er später im Krankenhaus. Der Feuerwerkskörper explodierte in seiner Hand. An den Moment des Knalls erinnert sich Muhammet O., der aus Syrien stammt, nicht mehr. Dass etwas Schlimmes passiert sei, habe er sofort gewusst. „Überall klebte Blut. Ich traute mich nicht, hinzuschauen. Bis zum Unterarm fühlte sich alles einfach nur brennend heiß an.“

Sofort wurde ein Krankenwagen gerufen, die anderen Gäste leisteten Erste Hilfe. Im Unfallkrankenhaus Boberg konnten die Ärzte seine Hand nicht mehr retten. Nur das Handgelenk blieb ihm noch – so kann immerhin eine Prothese angebracht werden.

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    Partygäste sammelten Spenden für das 41-jährige Opfer

    Nach der Geburtstagsfeier seien viele der Partygäste sehr hilfsbereit gewesen – obwohl er sie vorher kaum gekannt habe. Mit manchen habe er sich angefreundet. Damals wurde ein Spendenkonto eingerichtet, auf das die Gäste selbst mehrere Hundert Euro einzahlten. Auch bei Facebook wurde in verschiedenen Gruppen zu Spenden aufgerufen. Das Geld sollte für Behandlungen sein, die die Krankenkasse nicht übernimmt. Und auch in eine Handprothese fließen.

    Denn die Zukunftspläne des Unfallopfers wirkten zumindest erst mal weit entfernt: „Ich wollte gerade meine Umschulung zum Mechatroniker im Fachbereich Robotik starten“, sagte er im Sommer 2020. Seine Hoffnung setzte er damals in die Prothese. Vielleicht könne er in der Robotik mit Fokus auf medizinische Prothesen tätig werden, sagte er.