Lohbrügge. Die fünf Bezirksabgeordneten der Bergedorfer Linken-Fraktion haben einen Teil ihrer Sitzungsgelder an ResqShip von Ingo Werth gespendet.
1200 Menschen in Seenot hat die Hilfsorganisation „ResqShip“ allein in den vergangenen fünf Monaten aus dem Mittelmeer gerettet. Nach 14 Wochen, die das Flüchtlingshilfsschiff „Nadir“ zuletzt im Einsatz war, steuert es nun den Hafen auf der maltesischen Insel Gozo an. Aufgrund der Herbst- und Winterstürme geht das 19 Meter lange Schiff jetzt bis Ende Februar in die Winterpause. Damit hier die notwendigen Wartungs- und Reparaturarbeiten vorgenommen werden können, haben die fünf Bezirksabgeordneten der Bergedorfer Linken-Fraktion nun 5000 Euro an „ResqShip“ gespendet.
Kapitän Ingo Werth (62) und sein Team können das Geld gut gebrauchen, denn der Verein finanziert sich ausschließlich durch Spenden (Infos: www.resqship.org). Fünf Wochen war der Lohbrügger in diesem Jahr selbst auf See, um mit anzupacken. Er weiß aus eigener Erfahrung: Diese Zeit zerrt an Leib und Seele. Denn auch, wenn viele der Geflüchteten gerettet werden können – manchmal kommt auf offener See jede
Hilfe zu spät.
Die unterlassene Hilfeleistung auf See schockiert Ingo Werth immer wieder
Die meisten der Geflüchteten steigen in Nordafrika in eines der Boote, weiß Werth. Darunter Männer, Frauen und Kinder – in winzigen „Nussschalen“ auf dem Weg nach Europa. Ohne die Unterstützung von „ResqShip“ wären viele der Geretteten sicherlich ertrunken. „Durch die Pandemie hat sich die Not in den afrikanischen Ländern noch mal verschärft“, so Werth, der in Lohbrügge einen Kfz-Betreib leitet. Insbesondere aus den von Armut stark betroffenen Staaten in der Sahel-Zone machten sich viele auf den Weg nach Libyen oder Tunesien, um von dort aus gen Europa zu schippern. Auch die „brandgefährlichen Route“ über den Atlantik in Richtung Kanaren wählten viele. „20 Leute auf einem nicht einmal fünf Meter langen Boot sind keine Seltenheit“, meint Ingo Werth. Die unterlassene Hilfeleistung auf See schockiere ihn immer wieder: „Häufig wissen die Behörden der Küstenländer von den Notrufen, aber lassen die Menschen einfach ertrinken.“
Die Spende der Linken stammt aus deren Aufwandsentschädigungen
Die am gestrigen Montag von den Linken überreichte Spende stammt aus dem Sitzungsgeld der Fraktionsabgeordneten. Die Arbeit von „ResqShip“ möchten die Politiker unterstützen: „Das Mittelmeer ist ein Leichenmeer geworden. Das ist unerträglich“, so Maria Westberg, stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Der Geldbetrag stammt aus den Aufwandsentschädigungen, die die ehrenamtlichen Bezirkspolitiker erhalten. Je nach Zeitaufwand ist das eine unterschiedlich hohe Pauschale. So erhält ein Abgeordneter der Bezirksversammlung monatlich 569 Euro. Dazu kommen 25 Euro pro besuchter Sitzung eines Ausschusses. Das Doppelte, nämlich 1138 Euro, erhält die stellvertretende Fraktionsvorsitzende, das Dreifache, 1707 Euro, der Fraktionsvorsitzende. Das Geld spenden die Linken-Abgeordneten an ihre Partei. Davon wird dann Geld an Vereine und Organisationen gespendet oder Seminare für die Weiterbildung der Fraktionsmitglieder finanziert.