Lohbrügge. Seit 2015 hat die Bergedorfer Bücherhalle ihren Sitz an der Alten Holstenstraße in Lohbrügge. Doch ihre Tage hier sind gezählt.
Mehr als sechs Jahre hat die Bergedorfer Bücherhalle nun schon ihren Sitz an der Lohbrügger Fußgängerzone. Ein Umzug, der im Frühjahr 2015 für erheblichen Wirbel sorgte, residierte die beliebte Institution bis dahin doch über Jahrzehnte noch weitaus zentraler, nämlich im oder beim Einkaufszentrum CCB am Kupferhof.
Bücherhalle in Lohbrügge wird bald umziehen
Doch schnell wurde damals klar, dass die Bücherhalle an der Alten Holstenstraße eigentlich noch besser platziert ist: Hier belebt sie nicht nur die traditionell im Schatten des Sachsentors stehende Einkaufsstraße, sondern ist zum Motor des Lesens in Lohbrügge geworden – einem Stadtteil mit hohem Anteil von Kindern und Jugendlichen mit Sprachförderbedarf. „Der heute absehbare Umzug der Bücherhalle in das neue Körber-Haus hinterlässt in Lohbrügge eine Versorgungslücke“, konstatierte denn auch Grünen-Fraktionschef Heribert Krönker in der jüngsten Bezirksversammlung.
Leseclub des Kinderkulturhauses soll erweitert und besser finanziert werden
Das Rumoren um die Trennung der Institution von ihren wichtigsten Nutzern wollte die Koalition aus SPD, Grünen und FDP zwar nicht verstärken, die Folgen mit einem gezielten Antrag aber abmildern. So soll sich Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann beim Senat dafür einsetzen, das Kinder-Kulturhaus Kiku am Lohbrügger Markt finanziell deutlich besser auszustatten. Der einstimmig von der Bezirksversammlung beschlossene Antrag fordert, den Leseclub des Kiku „als Kompensation für den Umzug der Bücherhalle“ auszubauen und finanziell über das Referat Bibliotheken der Kulturbehörde abzusichern sowie als festen Zuwendungsempfänger in die Rahmenzuweisung Stadtteilkultur aufzunehmen.
Nach dem Willen der Koalition wird das Kiku zu einer Art Außenstelle der Bücherhalle. In einer Pressemitteilung feiert sie den einstimmigen Beschluss neben den finanziellen Gesichtspunkten als Basis dafür, dass „die Hamburger Bücherhallen das Kiku mit allen notwendigen Materialien unterstützen“.
Verlängerung des Mietvertrags an der Lohbrügger Fußgängerzone anstreben
Trotz Zustimmung kam von der Opposition in der Bezirksversammlung auch Kritik. So knöpfte sich Maria Westberg von den Linken das stoische Festhalten des Senats und der Bücherhallen am Umzug in das Körber-Haus vor: „Das Kernproblem liegt doch darin, dass der Standort Lohbrügge geschlossen wird. Das kann auch die fraglos sinnvolle verbesserte Ausstattung des Kiku und seines Leseclubs nicht ändern.“
Wann der Umzug der Bücherhalle erfolgt, ist neuerdings wieder offen: Wegen erheblicher Verzögerungen durch Baustoffknappheit wird das Körber-Haus, wie berichtet, nicht schon im Frühjahr, sondern erst im Herbst oder Winter 2022 eröffnet. Theater, Awo und das Haus im Park der Körber-Stiftung planen bereits um. Jetzt arbeitet auch die Bücherhalle an einer Interims-Lösung für das zu überbrückende halbe Jahr. Der einstimmige Wunsch der Bezirksversammlung: Eine Verlängerung des Mietvertrages an der Lohbrügger Fußgängerzone sollte unbedingt angestrebt werden.