Hamburg. Es sind Aktionen rund um den Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus geplant. Stolpersteine werden geputzt, Collage erstellt.

Ausländerfeindliche und rechtsnationale Parolen sind immer wieder an Wänden oder in Tunneln zu lesen, zuletzt auch an der Stadtteilschule Kichwerder. „Ich habe schon das Gefühl, dass sich rechtsnationale Gedanken verstärken, es mehr Vorurteile oder Herabsetzungen aufgrund der Herkunft gibt“, sagt Stefan Baumann. Er spricht für Bergedorfs AG Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA), die bereits im vergangenen Jahr, als rechte Ströme eine große Demonstration in Bergedorf für den 1. Mai angemeldet hatten, eine „Aktionswoche gegen Nazis“ geplant hatten. Tenor: „Wir müssen unbedingt was dagegen machen, ein Zeichen setzen.“

Jugendhäuser aus Bergedorf gehen gegen rechte Strömungen vor

Nun kam es indes zu keiner Demonstration im Bezirk, störte auch Corona alle Pläne. Doch die Ideen sind inzwischen angewachsen, sodass rund um den 27. Januar, dem „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ nun acht Jugendhäuser Aktionen vorbereiten: Da werden die „Stolpersteine“ gereingt, sollen Collagen entstehen rund um die Geschichte des Nationalsozialismus am Lohbrügger Markt, werden Artikel von Zeitzeugen vorgelesen. „Wir alle sind Bergedorf“ wird auf Plakaten stehen, die das „Mobilo“ vorbereitet, zudem will das „Haus Warwisch“ ein „Wander-Banner“ für die Vier- und Marschlande gestalten. Das Neuallermöher Spielhaus Kiebitz thematisiert die Kinderrechte, denn: „Ich darf aussehen, wie ich will“ und „Ich habe das Recht, beschützt zu werden“.

Über die Frauen im Nationalsozialismus macht sich der Mädchentreff des „Dollen Deerns“ Gedanken und bereitet zugleich eine Ausstellung vor, die auch „Die Frauen in der neuen Rechten heute“ zeigen will.

"Niemand darf sich von Verschwörungstheorien beeinflussen lassen"

Um Materialien und Honorare bezahlen zu können, hatte die AG OKJA bereits im Oktober knapp 5000 Euro beantragt aus dem Landesförderprogramm „Hamburg – Stadt mit Courage“. „Leider haben wir bis heute keine feste Zusage und müssen uns wohl nach anderen Töpfen umgucken“, sagt Stefan Baumann und verspricht „auf jeden Fall ein Konzert mit Digital-Version“. Denn Kunstpädagoge Moritz Etorena, der dem „Clippo“ am Bornbrook bereits eine coole Graffiti-Fassade verpasste, ist zugleich auch Musiker und wird als „Rapper für Vielfalt“ ein kleines Konzert streamen.

„Niemand darf sich von Verschwörungstheorien beeinflussen lassen. Niemand sollte verherrlichendes Material auf dem Handy haben. Niemand sollte Alltagsrassismus deckeln oder dulden“, mahnt Clippo-Leiter Stefan Baumann. Im Lohbrügger Jugendzentrum, dessen junge Besucher zu etwa 60 Prozent einen Migrationshintergrund haben, will der 43-Jährige vor einer Landkarte Fotos machen: „Ich habe einen Traum“, werden dazu alle Kinder und Jugendlichen mit geschlossenen Augen sagen. „Ich träume, dass jeder genügend Geld hat“, sagte zuletzt der zehnjährige Tyson. „Dass keiner mehr prügelt und das Leben ohne Krieg bleibt“, träumte Julia (11). Und der ebenfalls elfjährige Philipp träumt davon, „dass alle Freunde sind und die ganze Welt nur aus Spielen besteht“.