Zollenspieker. Ein Freundeskreis trifft sich seit 23 Jahren auf ehemaligem Kranplatz, um Boule zu spielen. Was die Treffen so besonders macht.
In den wärmeren Monaten verwandelt sich der ehemalige Kranplatz immer freitags zu einer Boule-Arena – und das schon seit 23 Jahren. Dann kommt eine fröhliche Gruppe von Seniorinnen und Senioren am Zollenspieker Fährhaus zusammen, um gemeinsam zu spielen. Mit ihrem traditionellen „Anboulen“ ist die Gruppe nun in die neue Freiluft-Saison gestartet – und zwar zünftig mit Käsekuchen und Wein. Denn die elfköpfige Runde lässt nicht nur sportlich die Kugel rollen, sondern liebt auch die Geselligkeit – ganz nach dem Vorbild der Franzosen. In Frankreich ist Pétanque, so lautet der Name der Wettkampfvariante, Nationalsport.
Gründer der Gruppe ist Gösta Schwiers (87), dem die Idee bei einer eher uninteressanten Konferenz in Bad Godesberg, kurz vor seiner Pensionierung, kam: „Ich habe die Konferenz verlassen und sah im Freien einige Männer Boule spielen, das hat mich begeistert. Sofort dachte ich, das ist der richtige Sport für mich als Rentner.“ Eigentlich habe er eine reine Männergruppe gründen wollen, aber da hätten die Damen ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Und so wurde gemeinsam mit einigen Freunden die Boulegruppe ins Leben gerufen.
Boule: Auch französische Leckereien dürfen bei den Treffen nicht fehlen
Gespielt wurde schon immer am Zollenspieker, auch vor dem Hotelbau. Nur jetzt haben die Boulespieler eine richtig gute Bahn wasserseitig direkt neben dem Spielplatz. „Etwas Unkraut wächst gerade am Rand, das entfernen wir noch“, betont Ehefrau Nina Schwiers. Es ist idyllisch hier an der Elbe. Im Hintergrund ist das Zollenspieker Fährhaus zu sehen mit Sportboothafen, mitunter schaut ein Kormoran oder Eisvogel dem Spiel zu.
Erika Ohde, mit 78 Jahren eine der jüngeren Spielerinnen, weist lachend auf den Fluss: „Nur einmal ist eine Kugel ins Wasser gesprungen.“ Im vergangenen Jahr haben die Senioren bis in den November hinein im Freien gespielt. Jeder bringt seinen Stuhl und einige Leckereien mit, der Wein darf nicht fehlen und natürlich auch nicht die eigenen Metallkugeln, die zwischen 690 und 720 Gramm wiegen müssen.
Im Winter wird Billardtisch zu einer kleinen Boule-Bahn
Beim Anboulen haben die Frauen gegen die Männer gespielt. Eine recht ausgeglichene Partie: Mal lag das eine Team mit seinen Kugeln näher an der kleinen Zielkugel, die auch Schweinchen genannt wird, mal das andere. Die Abstände der Kugeln zu dem Schweinchen werden von Torsten Wirsching (77) mit einem Maßband exakt vermessen, die Spielergebnisse stilecht auf einem französischen Zählgerät eingegeben.
Der Freundeskreis kennt sich seit fast 50 Jahren, nur selten wird ein neues Mitglied in die Gruppe aufgenommen: „Das muss auch passen, wir suchen uns unsere Mitspieler selbst aus“, so Schwiers. Im Laufe der Jahre sind natürlich auch einige Freunde verstorben, das ist dem hohen Durchschnittsalter von mehr als 80 Jahren zuzuschreiben. Die Truppe ist engagiert bei der Sache, die Geselligkeit wird in den Pausen gepflegt. Gösta Schwiers, der Senior der Gruppe, sagt mit einem Augenzwinkern: „Die Frauen reden manchmal etwas viel, wir sind ja zum Spielen hier.“
- HADAG: Ausflugsdampfer „St. Nikolaus“ wird Hamburger Hafenfähre
- SC Vier- und Marschlande: Mythos Zollenspieker – Ein ganz besonderer Fußballplatz
- Polizei Hamburg: Zollenspieker – Radler fährt ungebremst auf geparktes Auto
Ambitioniert sind auch die Eheleute Helga (82) und Gunter Runge (83). Beide haben im Urlaub immer ihre Kugeln dabei. Selbst im Winter wird gespielt, wenn auch nicht im Freien: Da verlegen die Boulespieler ihr Hobby in das alte Bauernhaus des Ehepaares Gisela (78) und Torsten Wirsching (77). In deren großer Diele steht eine Billardtisch, der zu einer Miniboulebahn umfunktioniert werden kann.
Mit kleinen Kugeln und angepasster Wurftechnik müssen die Kugeln in den sechs Taschen (Löchern) des Tisches versenkt werden. Wer Spaß daran hat, dem Spiel im Freien zuzuschauen, wird die Gruppe bei gutem Wetter an jedem Freitag ab 15 Uhr am Zollenspieker Fährhaus finden.