Kirchwerder. Michael Böckenholt war für sein unerschöpfliches Engagement bekannt. Jetzt ist er im Alter von 71 Jahren gestorben. Ein Nachruf.
Er war der ewige Jugendliche. Innerlich. Rein äußerlich wirkte er älter oder alterslos, ein Kämpfertyp der 68er-Bewegung. Darf man das so sagen? „Bök“ hätte nichts dagegen gehabt, glaube ich. Hätte. Michael Böckenholt, den alle nur „Bök“ nannten, ist nach schwerer Krankheit gestorben. Er wurde 71 Jahre alt.
Der buschige Bart gehörte zu „Bök“ wie sein unerschöpfliches Engagement. Die Jugendarbeit hatte es ihm angetan. Sein halbes Leben lang hat er sich im und für das Jugendzentrum Vierlande in Kirchwerder eingebracht, war fast 30 Jahre lang dessen Leiter.
Michael Böckenholt: Die Jugend sollte mitbestimmen und mitgestalten
Mit 31 Jahren hatte er dort als Honorarkraft angefangen. Als solche hörte der gelernte Erzieher und studierte Sozialpädagoge schließlich auch auf. Denn als er sich 2016 in den Ruhestand verabschiedet hatte, heuerte er als Honorarkraft wieder an, kümmerte sich besonders um junge Geflüchtete in Kirchwerder.
Michael Böckenholt, selbst dreifacher Vater, war immer für die Kinder und Jugendlichen da, hatte ein offenes Ohr für sie, sprach mit ihnen, nahm sie ernst. Er versuchte, ein guter Vermittler zwischen streitenden Parteien zu sein, setzte sich für sie ein. Die Jugend sollte mitbestimmen und mitgestalten. Und das nicht nur im JUZ Vierlande.
Grüne und der gesamt Bezirk verlieren ein jugendpolitisches Urgestein
Zwei Jahrzehnte lang saß er für die Grünen im Jugendhilfeausschuss der Bergedorfer Bezirksversammlung. Geschätzt als Mensch, geschätzt wegen seiner fachlich fundierten und markanten Redebeiträge. Und manchmal auch ein bisschen gefürchtet. Denn er konnte bei Diskussionen schon sehr weit ausholen.
Heribert Krönker, Fachsprecher der Grünen Bezirksfraktion für Kinder und Jugendhilfe, sagt: „Mit ,Bök’, wie ihn alle in der Jugendhilfeszene und in seiner langjährigen Wirkungsstätte, dem JUZ Vierlande nannten, verlieren wir Grüne und verliert der ganze Bezirk ein jugendpolitisches Urgestein, einen streitbaren Kämpfer für die Belange und Interessen der Kinder und Jugendlichen und einen klugen politischen Kopf.“
Michael Böckenholt, der in Neuallermöhe lebte, hat auch Gedichte geschrieben
Die Trauer und Betroffenheit sei groß. Krönker beschreibt Michael Böckenholt als eine „nicht wegzudenkende Institution, einen Kämpfer für Freiräume von Kindern und Jugendlichen“. Ihm sei wichtig gewesen, dass der Ganztag an Schulen nicht die außerschulischen Angebote einschränkte. Mängel und Kürzungen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit habe er regelmäßig präzise benannt und scharf kritisiert.
Scharfer Kritiker, aber auch humorvoller Poet: Michael Böckenholt, der in Neuallermöhe lebte, hat auch Gedichte geschrieben, die er auf Familienfeiern vortrug. Er beschäftigte sich gern mit Politik, Geschichte, Philosophie und Literatur.
„Bök“, der ewige Jugendliche und alte 68er, hat viel dafür getan, dass die Welt ein wenig gerechter, das Zusammenleben ein wenig besser wurde. Wer sich von Michael Böckenholt verabschieden möchte: Die Trauerfeier beginnt am Donnerstag, 6. Oktober, um 9.30Uhr (Einlass von 9 Uhr an) in Kapelle 1 auf dem Bergedorfer Friedhof.