Technisches Denkmal: Erinnerung an Futtermittelproduktion am Deich in Howe
Die Riepenburger Mühle "Boreas" am Kirchwerder Mühlendamm ist um eine Attraktion reicher: Das Schwungrad der einstigen "Kirchwärder Mühle" am Deich in Howe steht jetzt neben der ältesten erhaltenen Kornwindmühle Hamburgs.
"Das Fundament könnte glatt ein Einfamlienhaus tragen", sagte Michael Aporius, Chef der gleichnamigen Firma, die für den standhaften Untergrund gesorgt hatte. Gemeinsam mit Maurergeselle Jens Schütte und Arne Kröger (Firma Weseloh) am Kran bugsierten sie das etwa zwei Tonnen schwere Rad (Durchmesser 2,20 Meter) jetzt an seinen neuen Platz. "Ich habe keine Sekunde lang gezögert, als ich gefragt wurde, ob das Schwungrad hier eine neue Heimat finden könnte", sagt Axel Strunge, Vorsitzender vom Verein Riepenburger Mühle. Er freut sich, dass sich nun ein technisches Denkmal zu einem anderen gesellt. In der Riepenburger Mühle, die 1828 als Galerie-Holländerwindmühle errichtet wurde, kann noch heute gezeigt werden, welchen harten, aber auch interessanten Beruf der Windmüller hat. Das Denkmal ist voll funktionstüchtig, mahlt mit Windkraft Korn zu Schrot.
Auch das Schwungrad ist ein Technik-Denkmal. Es gehörte samt Kurbelwelle zu dem 50-PS-Dieselmotor, der die Maschinen der 1992 abgebrochenen "Kirchwärder Mühle" seit Mitte der 1920er-Jahre angetrieben hatte. Die Mühle war 1905 von Müllermeister Richard von Rönn gegründet worden. Er war als Geselle von Boizenburg gekommen und hatte die ehemalige Konservenfabrik in Howe zur Mühle umgebaut. Futtermittel waren die Hauptprodukte - der Absatz war groß, die Mühle lief oft Tag und Nacht. 1936 übernahm der Schwiegersohn, Müllermeister Wilhelm Erig, die Geschäfte. Doch Weltkrieg, Sturmflut 1962 und die nachlassende Nachfrage nach Futtermitteln führten schließlich zur Einstellung des Betriebes 1971.
Else Erig, Ehefrau des letzten Müllers, und Mitglieder des Bergedorfer Kultur- und Geschichtskontors sorgten im November1992 dafür, dass das Schwungrad als Technik-Denkmal am Hower Hauptdeich 61 aufgestellt wurde.
Doch aus Deichschutzgründen wurde das Haus mittlerweile abgerissen. So suchte das Kultur- und Geschichtskontor eine neue Bleibe - und fand sie am Kirchwerder Mühlendamm 75 a.