Hamburg. Niko Gärtner heißt den Vandalismus an der Stadtteilschule Kirchwerder nicht gut. Doch er differenziert. Ein Erklärversuch.
Unbekannte hatten die Stadtteilschule Kirchwerder im Visier. Wie berichtet, waren dort seit Jahresbeginn achtmal Vandalen am Werk. Zahlreiche Fensterscheiben gingen am Kirchwerder Hausdeich 341 zu Bruch. Zuletzt war die Polizei am vergangenen Wochenende alarmiert worden, weil Unbekannte Scheiben eingeworfen, eine Palette Cola gestohlen und ein Beamer zerstört hatten. Diese „ziellose, pubertäre Zerstörungswut“ sei gleich in mehrfacher Hinsicht ärgerlich, betont Schulleiter Niko Gärtner.
Schulleiter ärgert sich über Vandalismus an der Stadtteilschule Kirchwerder
Es gehe laut Gärtner nicht nur um die entstandenen Sachschäden: Ärgerlich sei auch, dass einige, wenige Vandalen „ein falsches Bild unserer Schülerschaft“ vermittelten. „Die Leistungen von mehr als 1000 Schülerinnen und Schülern, die sich stets höflich, kooperativ und regelkonform verhalten, werden in der öffentlichen Wahrnehmung verzerrt von einer Handvoll Jungs – denn es sind fast immer Jungs –, die ihre Impulskontrolle nicht im Griff haben.“
Eine „Festung Kirchwerder“ will Schulleiter Niko Gärtner nicht
Eine mögliche Konsequenz von Einbrüchen, Diebstahl und Sachbeschädigung wäre „eine Festung Kirchwerder mit verschlossenen Toren, Bewegungsmeldern und Videoüberwachung“, sagt Gärtner. Dies
werde an anderen Schulen so gehandhabt. „Bei uns möchten wir das keinesfalls, denn wir wissen, wie wichtig unser Schulgelände als Spiel-, Sport- und Tobeplatz für die Kinder und Jugendlichen der Nachbarschaft ist.“ Das Schulgelände soll für alle offen gehalten werden. Dies gehe aber nur, „wenn sich hier alle vernünftig benehmen“.
Ein Zeichen, dass niedrigschwellige Angebote gebraucht werden
Einige der Einbrüche hätten Spuren hinterlassen, die auf „die Suche nach Zufluchtsorten“ schließen ließen, meint der Schulleiter. Zigarettenkippen und leere Flachen deuteten auf fröhliche Abende hin. „Natürlich ist dies nicht hinnehmbar, zeigt aber auch den Bedarf an niedrigschwelligen Angeboten für Jugendliche wie etwa im Juz Vierlanden.“ Gärtner vermutet, dass viele der aktuellen Probleme auf die Corona-Maßnahmen der vergangenen zwei Jahre zurückzuführen seien. „Eine lang etablierte Struktur für Jugendliche – Sportvereine, Fitnessstudios, Schule, etc. – wurde unterbrochen und die Pubertierenden mit ihrem Energieüberschuss alleine gelassen.“
Appell an die Eltern, Medienkonsum der Kinder zu begleiten
Vandalismus auf Schultoiletten sei ein weitere Ärgernis, betont der Schulleiter: „Das ist sicherlich kein neues Problem, erfährt aber gerade eine Modernisierung.“ Auf der Internetplattform TikTok werde in Wettbewerben dazu aufgerufen, Fotos von zerstörten Schultoiletten zu posten. Das gebe einem „uralten Ärgernis neuen Schub“. Die Schulleitung habe bereits an die Elternschaft appelliert, den Medienkonsum ihrer Kinder aktiver zu begleiten, damit diese dem Ort Schule wertschätzender begegnen können, betont Gärtner.