Hamburg. Offenes Treffen der Gemeinde ist in die Pastoratsscheune am Kirchenheerweg umgezogen. Nächster Termin am Montag, 18. Oktober.

Der Tod ist für die meisten Menschen ein Tabuthema. Doch gerade weil nicht über das Sterben gesprochen wird, trifft es diejenigen besonders hart, die einen geliebten Angehörigen verlieren. Die Auseinandersetzung mit dem Tod, der zum Leben dazugehört, ist wichtig. Ebenso ist es wichtig, dass auch die Trauer einen Platz im Leben findet, dass trauernden Menschen Verständnis und Hilfe entgegengebracht wird.

Denn wer einen Menschen verloren hat, der braucht womöglich Jahre, um wieder „in die Spur zu kommen“. Er ist auch dann noch traurig und bedrückt, wenn die anderen Menschen um ihn herum längst schon wieder zur Tagesordnung übergegangen sind.

Auseinandersetzung mit dem Tod ist wichtig

Genau hier setzen sechs Frauen an, die für die Kirchengemeinde Kirchwerder regelmäßig ein Trauercafé in der Pastoratsscheune (Kirchenheerweg 6 a) organisieren. Die Organisatorinnen wissen, wovon sie sprechen: Sie alle haben selbst einen geliebten Menschen verloren und kennen die Verzweiflung und scheinbar nie endende Traurigkeit, die die Angehörigen erfahren.

Das Café ist für Jedermann geöffnet – am dritten Montag in jedem geraden Monat (also im Oktober, Dezember, Februar, April . . .) ab 18 Uhr. Der nächste Termin ist am Montag, 18. Oktober. Die Teilnahme ist kostenlos, Spenden sind willkommen. Eine Anmeldung ist – auch während der Pandemie – nicht notwendig.

Besucher können auch je nach Tagesform spontan vorbeikommen

„Die Gäste sollen auch spontan kommen und nach ihrer Tagesform entscheiden können“, sagt Claudia Peitzner aus dem Trauercafé-Team und fügt hinzu: „Der Raum ist groß genug, um genügend Abstand halten zu können. In der jüngeren Vergangenheit haben wir im Durchschnitt sechs bis sieben Gäste begrüßt.“ Die Teilnehmer müssen wie im Restaurant eine Schutzmaske tragen, bis sie Platz nehmen.

Seit dem ersten Treffen im April 2018 ist das Trauercafé für viele Menschen, die einen geliebten Angehörigen verloren haben, zu einer wichtigen Institution in ihrem Leben geworden – eine, die ihnen Rückhalt gibt. Die meisten Besucher kommen wieder, es gibt mehrere Stammgäste.

Zwischen August 2020 und April 2021 musste das Angebot pandemiebedingt aussetzen. Im April und im Juni gab es Treffen an der frischen Luft, im August dann das erste Drinnen-Café nach einem Jahr – und erstmals in der Pastoratsscheune. Dorthin ist das Trauercafé vom Gemeindesaal in Fünfhausen umgezogen. „Dort ist es gemütlicher, und auch die Busanbindung ist besser“, sagt Claudia Peitzner.

Beim nächsten Mal soll es auch um Angst im weitesten Sinne gehen

Für jedes Treffen überlegen sich die Organisatorinnen ein zentrales Thema, über das gesprochen werden kann. „Aber nicht muss“, sagt Claudia Peitzner. Die Kernthemen seien eher eine Art „Starthilfe“, um ins Gespräch zu kommen. „Wir sind für alle Themen rund ums Trauern offen“, sagt die 45-Jährige.

Dabei sind die Kernthemen durchaus interessant. So geht es am kommenden Montag um „Angst“ im weitesten Sinne: Wie verbringe ich künftig meinen Urlaub? Soll ich weiter in dem großen Haus wohnen? Wie verbringe ich in der kalten, dunklen Jahreszeit, in der die sozialen Kontakte herunterfahren, meine Abende? Pragmatische Fragen sollen ebenso auf den Tisch kommen können wie grundsätzlichere. „Lösungsansätze und Tipps ergeben sich in der Regel durch die Gespräche, auch weil ein Besucher mit der Bewältigung seiner Trauer schon weiter ist als der andere.“ Die Gastgeberinnen bringen Vorschläge ein, spielen mit den Besuchern Möglichkeiten durch.

Neue Situation kann auch Chancen bieten

Claudia Peitzner, von Beruf Heilpraktikerin für Psychotherapie, weiß, dass es wichtig ist, sich der Angst zu stellen. „Man braucht Mut zum Ausprobieren, muss sich in Erinnerung rufen: Andere können das auch.“ Gegen das Alleinsein helfen natürlich soziale Kontakte, etwa im Sportverein. „Der Trauernde sollte sich eine Freizeitbeschäftigung suchen, neue Hobbys entdecken oder alte Leidenschaften wiederentdecken und möglichst schnell wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.“

Schließlich biete die neue Situation auch Chancen: „Nun kann man Sachen tun, die man nicht gemacht hat, weil der Partner dazu keine Lust hatte.“ Alleinstehend zu sein habe nicht nur Nachteile. Es gehe um nicht weniger, als sich ein neues Leben aufzubauen, ein neues Dasein zu wagen, betont die 45-Jährige. „Man muss sich erlauben, aus der Situation das Beste zu machen.“