Fünfhausen. Fünfhausen. Treff für Hinterbliebene im Gemeindezentrum Fünfhausen erfährt großen Zuspruch. Einige Besucher sind immer dabei.

Wer einen geliebten Menschen verloren hat, findet für seine Trauer irgendwann nur noch wenig Verständnis. Doch der Trauernde braucht vielleicht Jahre, um wieder „in die Spur zu kommen“. Er ist auch dann noch am Boden, wenn Menschen um ihn herum wieder zur Tagesordnung übergegangen sind. Deshalb organisieren fünf Frauen ein „Trauercafé“ – mit großem Zuspruch. Zu den Treffen erschienen bislang stets rund 20 Besucher. Ab dem 18. Februar werden sie alle zwei Monate montags im Gemeindezentrum Fünfhausen angeboten.

„Schon zum ersten Treffen im April 2018 kamen 18 Gäste. Gerechnet hatten wir mit zwei, drei“, sagt Anngret Timmann (68). Die Rentnerin aus Kirchwerder betreut als Hospizhelferin sterbende Menschen. Ihr Glaube gebe ihr dafür die nötige Kraft.

Viele „Wiederholungstäter“

Viele Gäste des „Trauercafés“ seien „Wiederholungstäter“, die mindestens ein zweites Treffen besuchen. Einige der bisher insgesamt rund 50 Besucher seien zu allen fünf bisherigen Treffen erschienen. Die Altersspanne reiche von Ende 30 bis über 80, die meisten sind Frauen. „Nicht selten kommen die Leute zu uns, weil sie sich in ihrem gewohnten Umfeld nicht trauen, immer noch über ihren Verlust zu sprechen“, sagt Dorthe Peitzner-Bemmé (52). Sie verlor nach 25 Ehejahren ihren Mann, er starb mit 66 an Krebs.

Das Verhältnis zwischen den Gästen und den Organisatorinnen sei sehr herzlich, berichten die Frauen: Ihnen wurden Blumen geschenkt, sie erfreuten die Besucher wiederum mit kleinen Präsenten. Auch das Fingerfood, das serviert wird, kochen, backen und zahlen die Frauen selbst. Die Kosten für die kleinen Präsente, Getränke und Info-Flyer werden durch Geldspenden der Besucher abgedeckt.

Ein Thema als Aufhänger

Für jedes „Trauercafé“ überlegen die Organisatorinnen sich ein Thema, um die Gespräche in den Kleingruppen (sechs bis acht Personen pro Tisch) in Gang zu bringen. „Das Thema kann ein Aufhänger sein“, sagt Astrid Hahn (64), Rentnerin aus Kirchwerder. „Es geht darum, dass die Besucher sich öffnen, ohne sich erklären zu müssen. Hier sind sie schließlich unter Leidensgenossen“.

Zu dem jeweiligen Oberthema hält eine der Organisatorinnen oder ein Gast ein kurzes Referat. Pastor Nils Kiesbye sprach etwa über die Abgrenzung von Depression und Trauer. Im April referiert die Bestatterin Evelyn Elze aus Kirchwerder über gesellschaftliche Ansichten und Normen bei Bestattungen.

Ein Leben nach der Geburt

Im Februar geht es um ein ungeborenes Zwillingspärchen, das sich im Bauch seiner Mutter unterhält, um die Frage, ob es ein Leben nach der Geburt gibt. Die Geschichte des niederländischen Priesters Henri Nouwen (1932-1996) soll als Denkanstoß dienen, betont Claudia Peitzner (43). „Dahinter steckt natürlich das Thema Leben nach dem Tod, die Fragen, ob da noch etwas ist und was uns Trost spendet.“ Unterschiedliche Ansichten seien erwünscht, ebenso Besucher, die bloß zuhören wollen.

Weinen, lachen – alles ist erlaubt. Und wenn ein Besucher sich frühzeitig verabschiedet, weil ihm die Vorträge und Gespräche zu nahe gehen, sei das absolut in Ordnung. „Das ist schon passiert, dass Besucher frühzeitig gegangen sind. Ihre Angehörigen waren erst kurz zuvor gestorben“, sagt Claudia Peitzner. Die 43-Jährige verlor 2016 ihre Mutter, die nach nur dreimonatiger Krankheit im Alter von 68 Jahren an Krebs starb.

Von Erfahrungen profitieren

Im „Trauercafé“ gehe es auch um Informationsaustausch: Besucher könnten von den Erfahrungen anderer Gäste profitieren, Fragen stellen. „Da geht es etwa darum, ob die Frau, die ihren Mann verloren hat, das Haus verkaufen muss“, sagt Claudia Peitzner, „oder darum, wie allein ein Urlaub gestaltet werden kann“. – Das „Trauercafé“ am Lauweg 16 öffnet alle zwei Monate zwischen 19 und 21 Uhr. Die weiteren Termine: 15. April, 17. Juni, 19. August, 21. Oktober und 16. Dezember. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung nicht notwendig.